Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können
Forschung zeigt, dass Optimisten trotz der rosa Brille durchaus Schwierigkeiten sehen können, sie im Gegensatz zu Pessimisten aber aktiv angehen. Sie sind davon überzeugt, ihre Lage zu ihren Gunsten ändern zu können. Mit anderen Worten, wenn jemand davon ausgeht, seine Handlungen führen zum Erfolg, wird er tätig bzw. entwickelt bei Komplikationen konkrete Pläne zu deren Lösung. Pessimisten dagegen gehen Schwierigkeiten vor allem aus dem Weg. Sie versuchen, Probleme zu ignorieren, und wenn sie sich nicht von selbst in Luft auflösen, jammern sie oder erstarren wie ein vom Autoscheinwerfer geblendetes Kaninchen, sobald sich als Folge mangelnder Aktionsbereitschaft neue Probleme auf sie zubewegen. Schließlich kommen sie sich überrollt vor und geben überfordert auf. 55
Diese unterschiedlichen Strategien, Probleme zu bewältigen, sind teilweise erworben. Bereits als Kinder lernen wir direkt von unseren Eltern oder durch Beobachtung unseres Umfelds, uns entweder Problemen zu stellen oder aber sie zu vermeiden. Die Erwartung, ob das eigene Tun tatsächlich etwas bringt, spielt dabei eine entscheidende Rolle.
Dem Pessimismus können Carver und Scheier in ihrer Forschung schlichtweg keinen Vorteil abgewinnen. Sie widerlegten selbst die naheliegende Vermutung, dass sich Optimisten auf ihren Lorbeeren ausruhen. Im Gegenteil: Optimisten scheinen generell sehr aktive Menschen zu sein. Und selbst in wirklich ausweglosen Situationen haben sie die besseren Karten, weil sie die Situation so annehmen, wie sie ist. Sie verstehen Durststrecken eher als Lernerfahrungen und gehen entspannter mit unvermeidlichem Stress um. Untersuchungen an Brustkrebspatientinnen zeigen, dass Optimistinnen die Situation akzeptieren, versuchen, das Beste daraus zu machen, und tatsächlich länger und zufriedener mit der Diagnose leben als Pessimistinnen, die sie – leider nur mit mäßigem Erfolg – verdrängen.
Eine Ausnahme von dieser Regel bildet der sogenannte defensive Pessimist, den Nancy Cantor und Julie Norem entdeckt haben. Während der landläufige Pessimist vor allem auf seine Misserfolge schaut (deren Häufigkeit er tendenziell überschätzt), erlebt der defensive Pessimist kaum Misserfolge: Zwar hat er beispielsweise vor jeder Klausur Angst, zu versagen, schreibt aber dennoch eine Eins nach der anderen. Diese Form des Pessimismus hat Vorteile: Sie motiviert, sich auf den Hosenboden zu setzen, und sie baut vor, wenn wirklich mal aus der Eins nur eine Zwei plus geworden ist. Letztendlich ist eine solche von Stress und Angst getragene Motivierung jedoch alles andere als gesund. Defensive Pessimisten haben häufig unter Stresssymptomen zu leiden, und dies obwohl sie doch im Allgemeinen erfolgreich durchs Leben schippern. Glücklich sind sie selten.
Kurz gefasst
Misserfolgs- und Erfolgserwartungen sind wichtige Einflussfaktoren unserer Motivation. Häufig kommen sie mit einer Sicherheit daher wie Realitäten, und tatsächlich entwickeln sie sich im Nu zu sich selbst erfüllenden Prophezeiungen. Am Fall der stereotypen Bedrohungen sehen wir, wie unmerklich und geradezu gemein Misserfolgserwartungen ihr Eigenleben führen: Sind wir Mitglied einer Gruppe, die angeblich etwas nicht kann (stricken, Autofahren, rechnen etc.), reichen subtile Erinnerungen an unsere Gruppenzugehörigkeit aus, um uns auszubremsen; wir werden langsamer und häufig auch schlechter. Wer sich dessen bewusst ist, kann teilweise gegensteuern und dem in diesem Fall dysfunktionalen Autopiloten den Saft abdrehen, im Sinne von: Jetzt erst recht! Oder man nutzt die Erkenntnis, indem man in Situationen, in denen ein Prevention-Fokus ausgelöst wird, Aufgaben bearbeitet, die vom Tunnelblick profitieren.
Eine positive Grundhaltung motiviert und führt dazu, dass Ziele auch angegangen werden. Forschung zum Optimismus zeigt, dass Optimisten das Glück nicht einfach zufliegt. Wir können von ihnen lernen, dass man anstehende Schwierigkeiten angehen, Hindernisse anpacken muss. Probleme wegzuschieben und auszusitzen funktioniert dagegen nur selten. Und da man sich ja ohnehin irgendwann mit ihnen auseinandersetzen muss – lieber früher als später!
Legen Sie gleich los, dann schlafen Sie wenigstens bald wieder besser und zwingen die blöden Stresshormone in die Knie! Das gilt allerdings nicht, wenn wir vom Problemlösen so erschöpft sind, dass wir eine Auszeit nötig haben, zum Beispiel wenn wir trauern; denn natürlich schluckt jedwede Aktivität auch Energie. Zwar ist
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