Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können
Hochzeitstag, nach einem Lottogewinn oder bei der Oscarverleihung empfindet. Vor allem hinsichtlich unserer Gefühle hegen wir häufig übertriebene Erwartungen, was uns andererseits aber wieder motiviert, neue Ziele anzupacken. Wenn sich aber, am Ziel angekommen, die Realität nur als ein schwacher Abklatsch unserer Träume herausstellt, sind wir frustriert.
Dabei hängt unser Glück nicht so sehr vom Ergebnis ab als vielmehr von der Freude am Tun selbst. Manche Enttäuschung, mancher Frust, der sich einstellt, wenn man etwas erreicht hat, spiegelt lediglich mangelnde intrinsische Motivation wider. Ist man zufrieden mit dem, was man tut, dann macht man sich unabhängig vom Ausgang der Ereignisse, von Geld, Kritik und der Häme der Kollegen, man vermeidet damit, zum Spielball der anderen zu werden. Wenn wir von uns selbst erwarten, mit Freude unser Bestes zu geben, stellt sich der Erfolg von selbst ein.
Gradienten neu gesehen
Wie wir weiter oben gesehen haben, nimmt die Motivation mit der Nähe zum Ziel zu. Konkrete Werte werden über die Zeit hinweg wertvoller und motivierender. Aber auch die Erfolgserwartung verändert sich mit der Zeit. Man kennt das: Wenn man täglich für eine Klausur lernt, steigt die Erfolgserwartung mit der Nähe zum Ziel zwangsläufig. Zumindest dann, wenn man Erwartung als Selbstwirksamkeit versteht, also als Gewissheit, dass man die Sache im Griff hat, den Stoff beherrscht.
Nira Liberman und ich haben in diesem Punkt auf wichtige Ausnahmen von der Regel aufmerksam gemacht. Manchmal nämlich verlieren Menschen auch die Kontrolle über die Situation. Etwa dann, wenn einem Studierenden die Fülle des Stoffes über den Kopf wächst, weil ihm etwas Unvorhergesehenes dazwischenkam, er seine Fähigkeiten oder die Menge falsch eingeschätzt oder sein Lerntempo überbewertet hat. Panik setzt ein und führt nicht selten zu einem mentalen und schließlich zu einem totalen Ausstieg. In solchen Situationen nimmt die Selbstwirksamkeit ab.
Neben der Selbstwirksamkeit spielt Notwendigkeit eine Rolle bei der Erwartung. Nehmen wir an, eine Klausur ist auch ohne Lernen zu schaffen. Dann erhöht Büffeln zwar die Selbstwirksamkeit, ist jedoch nicht notwendig. In einem anderen Fall kann Büffeln notwendig sein, muss jedoch nicht unbedingt die Selbstwirksamkeit erhöhen, etwa dann, wenn man für einen Test lernen muss, aber nicht gesichert ist, dass das auch tatsächlich zum Erfolg führt. Bei meinem Lehrer Birkenkötter konnte man sich zum Beispiel nie sicher sein, was in der Klausur drankam. Er prüfte gerne auch Stoff, den man Jahre vorher durchgenommen und längst vergessen hatte. Handlungen sind dann selbstwirksam und notwendig, wenn eine bestimmte Maßnahme tatsächlich zielführend und unabdingbar ist und man dabei das Gefühl hat, die Sache im Griff zu haben.
Die Notwendigkeit zu handeln steigt bei vielen Aufgaben mit der Nähe zum Ziel, vor allem dann, wenn sie mit einer Deadline behaftet sind. Drei Wochen vor der Prüfung ist es durchaus legitim, noch mal einen Tag im Schwimmbad zu vertrödeln, aber drei Tage davor kann man gar nicht anders, als das Badelaken gegen den Schreibtischstuhl einzutauschen. Einen Tag vor dem Geburtstag des Vaters muss man die Krawatte gekauft haben. Gibt es eine solche Deadline nicht, etwa weil man sich vornimmt, einem Bekannten »irgendwann mal« etwas zu schenken, steigt die Motivation nicht unbedingt mit der Zeit an. Im Gegenteil: In solchen Fällen – das hat sicherlich jeder von uns schon selbst erlebt – kann es sogar passieren, dass man sein Vorhaben in die Tat umzusetzen vergisst. Dem kann man abhelfen, indem man sich selbst eine Deadline setzt: »Bis morgen muss Frau Lieckenbröcker das Usambaraveilchen haben!«, und schon profitiert man wieder von einem fast automatischen Motivationsanstieg.
Ich setze mir im allgemeinen immer eine eigene, persönliche Deadline, und zwar so, dass sie vor der »offiziellen« liegt; ich programmiere meinen Autopilot also nach meinen eigenen Standards. Ich fühle mich so freier, selbstbestimmter. Es hat außerdem den Vorteil, dass ich im Falle des Kontrollverlusts nachregulieren kann. Vier Wochen vor dem Stichtag hat man nämlich noch die Möglichkeit, sich Hilfe von außen zu holen, vier Tage davor meist nicht mehr. Und gelingt es einem nicht, den selbst gesetzten, früheren Termin einzuhalten, hat man immer noch Luft, die Aufgabe bis zur offiziellen Deadline fertigzustellen. Das beruhigt. Und wenn man es doch vorher
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