Unser Autopilot - wie wir Wünsche verwirklichen und Ziele erreichen können
dort einfach an. Genervt meinten sie, sie hätten vergessen, das Fax zu senden, das könne ja mal vorkommen, ich solle mal wieder »in aller Ruhe« in die Apotheke fahren. Dort sagte man mir, dass das häufiger passiere, damit müsse man rechnen. Dafür hätten mir die Sprechstundenhilfen nun eine besonders große Dosis aufgeschrieben… Ehrlich gesagt, und hier nehme ich den Tonfall meiner Omi an: »Das wäre in Deutschland nicht passiert!« Ich hatte eine Stunde Zeit verloren, stand jetzt grün im Gesicht mit einer Tüte Pillen da, mit der man in OWL 500 Schweine hätte high machen können, fühlte mich allein gelassen und so, als gleite mir meine kleine Welt aus der Hand.
Alles eine Frage der Zeit – und wieder einmal des Fleißes und guter Planung. In neuen Situationen sollten möglichst früh Basiskompetenzen erlernt werden. Lieber am Anfang jeden Tag eine Stunde Vokabeln pauken und später relaxen. Lieber am Anfang die neuen Kollegen direkt fragen, was sie von Ihnen erwarten. Lieber am Anfang einer Beziehung Fragen klären wie: «Stören dich meine Tampons im Aschenbecher?« Man mag Sie für komisch halten – wie oft habe ich hier gehört: »Was für eine unsinnige Frage!«, wenn ich etwas für alle anderen Selbstverständliches gefragt habe. Aber da müssen Sie drüber stehen. Aus der Forschung zur Migration ist bekannt, dass das Fehlen von Selbstwirksamkeit bei einem Umzug in ein anderes Land das Immunsystem schwächt und Krankheiten begünstigt. Je schneller man sein Leben wieder im Griff hat, umso besser.
Und wenn es doch mal schiefläuft, dann sagen Sie sich: Jeder Wechsel ist ein Gewinn. Sie sind auf einer besseren, cooleren Schule, Sie sind in einem neuen Land und lernen unglaublich viel, Sie haben einen neuen Freund, Sie befinden sich in einer spannenden Lebensphase, die nicht viele erleben dürfen. Beim Wechsel von einer in die andere Lebensphase ist das Erlangen von Selbstwirksamkeit eine wichtige Basis für Zufriedenheit und Gesundheit. Je früher und positiver man sie angeht, umso besser. Denn: Mit der Selbstwirksamkeit steigt die Erfolgserwartung und damit auch der Erfolg. 54 Sie werden schon sehen: Am Ende stehen Sie als Sieger da.
Optimismus und Pessimismus
Generell sind wir Menschen Hedonisten, und Hedonismus geht mit Optimismus einher. Mit anderen Worten: Im Allgemeinen neigen wir dazu, unsere Erfolgsaussichten zu überschätzen, und gerade das motiviert uns. Wir haben in Prinzip 2 die stärkende Wirkung positiver Erwartungen gesehen, indem Menschen, die viel (zu viel Gutes) von ihrem Partner erwarteten und optimistisch waren, dass er sich nur zum Guten bessern würde, damit auch eine sich selbst erfüllende Prophezeiung bewirkten: Der Partner fühlt sich geschmeichelt, verstanden, angestachelt und bessert sich tatsächlich. Rosige Erwartungen haben also auch eine selbstregulatorische Funktion: Sie schaffen bessere Wirklichkeiten.
Optimismus kann eine erlernte Persönlichkeitseigenschaft sein. Optimisten zeichnen sich dadurch aus, dass sie nicht nur in einem bestimmten Bereich hohe Erwartungen haben (das wäre Selbstwirksamkeit), sondern sich generell für Sonntagskinder halten. Charles Carver und Michael Scheier haben umfangreiche Studien zu diesem Persönlichkeitsfaktor durchgeführt und gefunden, dass Optimisten tatsächlich eher ihre Ziele verwirklichen als Pessimisten.
In Prinzip 4 habe ich bereits erwähnt, dass Paare, die ein Baby erwarten, grundsätzlich unterschätzen, was auf sie zukommt. Wenn der Nachwuchs dann da ist, befällt sie der Frust. Allerdings neigen Frauen, wie Scheier und Carver herausfanden, die generell optimistisch sind, weniger zu Depressionen nach der Schwangerschaft als Pessimistinnen. Offensichtlich hilft ihnen die rosa Brille dabei, gesund zu bleiben und mit der neuen stressigen Situation umzugehen. Studien an Patienten, die sich einer Bypass-Herzoperation unterziehen mussten, zeigten sogar, dass Optimisten im Vergleich zu Pessimisten weniger Änderungen im Kardiogramm aufwiesen und weniger der Enzyme während der Operation ausstießen, die gelegentlich zu einem myokardialen Infarkt führen. Die Optimisten erholten sich auch besser von der OP. Sie nahmen schneller wieder ihren Alltag auf, und es ging ihnen früher wieder besser. Dies ist umso erstaunlicher, als es Pessimisten und Optimisten in der Studie vor der OP gleich schlecht ging. Es hört sich an wie Zauberei, aber selbst das Immunsystem funktioniert bei Optimisten besser.
Warum ist das so? Die
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