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Unsichtbar und trotzdem da - 01 - Diebe in der Nacht

Unsichtbar und trotzdem da - 01 - Diebe in der Nacht

Titel: Unsichtbar und trotzdem da - 01 - Diebe in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer
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ins Kino durfte. Und ein bisschen Rache konnte nie schaden.
    Addi hob den Kopf. Ja, es waren eindeutig zwei Stimmen, die da aus der Dunkelheit zu ihm drangen. Die eine schien etwas zu fragen und die andere antwortete. Aber dann stutzte Addi. Das waren keine Kinderstimmen. Und die fragende Stimme klang irgendwie brüchig, als würde sie zittern.
    Das konnte doch nicht sein. Das war nicht Jenny. Und auch nicht Ağan. Aber …
    Addi schlich weiter. Und plötzlich erstarrte er.
    Auf einem Klappstuhl, hinter dem Tempel verborgen, saß ein alter Museumswärter. Er hielt den Kopf gebeugt und murmelte vor sich hin. Und was noch merkwürdiger war: Er schien mit dem Bild vor sich zu sprechen.
    Addi konnte genau sehen, wie der Mann eine von drei Bettlerfiguren auf dem Bild anredete. Auf dem Gemälde waren drei in Lumpen gehüllte Männer von hinten zu sehen, die leere Säckeüber den Schultern trugen und aus der Ferne auf eine Stadt blickten. Aber was sagte der Wärter da? Und wieso redete er mit einem Bild? Und woher kam die zweite Stimme?

    Addi war unheimlich zumute, aber noch stärker war seine Neugier. Er schlich hinter die nächste Säule und lauschte.
    „Nein!“, flüsterte der Wärter. „Nein! Verratet mich nicht! Bitte! Die anderen werden sagen, dass ich verrückt bin! Ich werde auch alles tun, was ihr wollt. Nur sagt es keinem, bitte! Verratet mich nicht, versprecht es mir!“
    Addi lief ein Schauer über den Rücken. Mit wem um Himmels willen redete der Mann da?
    Im selben Moment vernahm Addi wieder die zweite Stimme. Sie war nur ein Flüstern, das irgendwie in der Luft schwebte. Und doch schien der Wärter sie zu verstehen.
    „Ja“, nickte er jetzt unterwürfig. „Ich arbeite jede Nacht. Ich habe mir Doppelschichten geben lassen bis zum Fest.“ Dann verbeugte er sich plötzlich vor dem Bild. „Oh, danke! Danke, ihr Geister!“
    Addi zuckte zurück. Hatte der Mann wirklich Geister gesagt?
    Er riss sich zusammen. Es gab keine Geister. Diese ganze Situation war Unsinn. Es gab auch keine Museumswärter, die mit Bildern redeten. Natürlich nicht. Jedenfalls nicht normalerweise. Aber dann musste das alles hier einen anderen Grund haben. Hatte der Wärter ihn vielleicht bemerkt, wie er unerlaubterweise den Tempel betreten hatte, und wollte ihm jetzt eine Lektion erteilen? Ihm Angst machen? Nun, das war ihm ein Stück weit gelungen.
    Addi beschloss, hinter der Säule hervorzutreten und sich für sein Verhalten zu entschuldigen. Doch genau in diesem Moment erhob sich der Mann von seinem Klappstuhl. Instinktiv zuckte Addi zurück. Der Wärter nahm seinen Stuhl und stieg mit diesem über die Kordel. Jetzt konnte Addi sein Gesicht erkennen.
    Und er erschrak.
    Der Mann sah aus, als hätte er mit dem Tod persönlich gesprochen. Sein Gesicht war kalkweiß. Seine schmalen Lippen zitterten und sein mausgraues Haar klebte ihm unter der Wärtermütze an der Stirn. Aber da war noch etwas. In den Augen des Mannes lag ein fiebriger Glanz, der ihn wirklich verrückt aussehen ließ.
    Konnte das sein, ein verrückter Museumswärter, der mit den Bildern sprach? Alte Leute redeten auch manchmal mit dem Fernseher. Es war also vielleicht gar nicht so ungewöhnlich.
    Addi lauschte auf die Schritte des Mannes, die sich schlurfend entfernten. Dann zählte er zusätzlich bis zehn.
    Er wollte gerade hinter der Säule hervortreten und sich auf den Weg zurück zu den anderen machen, als ihm etwas in den Sinn kam. Er hatte die seltsame zweite Stimme ja auch gehört, selbst wenn er nicht verstanden hatte, was sie gesagt hatte. Und er war ganz sicher nicht verrückt!
    Addi ging näher an das Gemälde heran. Es war ziemlich groß, höher als er selbst. Und neben dem Bild war ein Messingschild mit dem Titel angebracht: Die Bettler von Montpellier. Unbekannter Meister, 1390 . Darunter stand: Die Bettler ziehen in die Stadt, in der die Pest ausgebrochen ist. Das klang sehr unheimlich. Und die Flüsterstimme war irgendwo von hier gekommen. Addi betrachtete den Rahmen des Bildes. Aber er konnte nirgends einen Lautsprecher oder etwas in der Art entdecken. Und bisher war im ganzen Museum auch keine Musik zu hören gewesen. Eskonnte sich also kaum um einen Trick handeln. Aber von wo war die Stimme dann gekommen?
    Addi stöhnte auf. Dieser Tag hatte schon verrückt angefangen. Und jetzt ging er noch viel verrückter weiter.
    Er stellte sich dicht vor das Gemälde und beäugte die Bettler nochmals genau. Im selben Moment heulte der Alarm los.
    Addi zuckte

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