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Unsichtbar und trotzdem da - 01 - Diebe in der Nacht

Unsichtbar und trotzdem da - 01 - Diebe in der Nacht

Titel: Unsichtbar und trotzdem da - 01 - Diebe in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer
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nicht.“
    Addi starrte die beiden an. „Da war eine Stimme“, sagte er leise. „Und der Wärter hat mit ihr gesprochen!“
    „Was?“, fragte Jenny.
    „Bei dem Bild. Der Mann hat mit ihr gesprochen, als ich in dem Tempel drin war und euch gesucht habe. Er hat mich nicht bemerkt.“
    „Ja, klar du Piepmeise“, flötete Jenny. „Das war wahrscheinlich Spiderman, der an der Decke langgekrabbelt ist.“
    „Nein“, wiederholte Addi. „Die Stimme kam irgendwie aus dem Bild mit den drei Bettlern oder aus der Luft oder so.“
    „Dieses Bild hinter dem Tempel?“, fragte Ağan. „In dieser Ecke wollte ich mich zuerst verstecken, aber …“
    „Ja“, redete Addi weiter, ohne auf Ağan zu hören. „Der Wärter saß da im Dunkeln und hat mit dem Bild geredet. Ich dachte zuerst, das wärt ihr. Und eine Stimme hat ihm etwas zugeflüstert. Und er hatte Angst vor ihr!“
    „Er hat mit dem Bild geredet und eine Stimme hat ihm geantwortet?“, fragte Ağan neugierig. „Und sie hat ihm Schiss gemacht?“
    „Ja. Auf dem Bild sind drei unheimliche Bettler, die in eine pestverseuchte Stadt ziehen.“
    Jenny sah Addi von der Seite an. „Moment mal! Das ist nur ein altes Gemälde, nichts weiter. Und die Stimme kam bestimmt aus dem Funkgerät des Wärters. Solche Wärter haben meistens Funkgeräte.“
    „Nein“, sagte Addi. „Er hat sich extra vorgebeut, um die Stimme auch wirklich zu hören.“
    Jenny verzog den Mund.
    „Und wieso hast du den Alarm ausgelöst?“, wollte Ağan wissen.
    „Das ist passiert, weil ich wissen wollte, wo die Stimme herkam. Als der Wärter weggegangen ist, bin ich zu nah an das Bild gekommen.“
    Jetzt sah ihn auch Ağan verwundert an.
    „Du hast versucht rauszufinden, was da los war?“
    Wenn Addi jetzt an die düstere Ecke dachte und den Mann, der seltsame Gespräche mit unsichtbaren Stimmen führte, musste er zugeben, dass er selbst nicht genau verstand, wieso er das getan hatte. Aber er nickte.
    „Der Wärter hat zu der Stimme gesagt, sie solle niemandemverraten, dass er sie hört. Er hätte Angst, man würde ihn sonst für verrückt erklären.“
    „Das ist doch wirklich plemplem“, sagte Jenny.
    „Aber ich habe sie auch gehört“, widersprach Addi. „Und ich bin nicht plemplem, deswegen habe ich ja versucht rauszufinden, was da los ist.“
    Für einen Augenblick sahen sich die drei schweigend an.
    „So eine Geschichte habe ich noch nie gehört“, sagte Ağan schließlich. „Sie ist richtig unheimlich.“
    „Bitte.“ Addi fuhr sich nervös durchs Haar. „Ich spinne echt nicht! Ich hätte euch doch nie freiwillig gewinnen lassen.“
    Jenny grinste. „Es könnte natürlich auch sein, dass du dir das alles bloß ausdenkst, um davon abzulenken, dass du verloren hast!“
    „Oh ja!“, rief Ağan. „Und du bist ein guter Geschichtenerzähler, mein Freund. Ich habe mich richtig gegruselt.“
    In jedem anderen Moment hätte sich Addi über dieses Lob gefreut, doch jetzt ging er hoch wie eine Rakete. „Mann, jetzt hört doch mal endlich auf! Ich denke mir das nicht aus. Ich habe das alles gesehen und gehört. Ehrenwort!“
    Er hob die Hand zum Schwur.
    „Aber er war ein ganz normaler Museumswärter. Er hat uns sogar rausgeschmissen“, hielt Jenny dagegen.
    Ağan runzelte die Stirn. „Vielleicht leben im Museum ja Bilder-Dschinns und die …“
    „Stopp!“ Jenny hob beide Hände. „Ihr seid doch nicht etwa alle zwei bekloppt, oder? Ich meine, habt ihr euch vielleicht verabredet, um mich irgendwie anzumachen? Ihr wart ja schon zusammen im Kaufhaus. Also, wenn das eine Anmache sein soll, dann ist es jetzt vorbei damit, klar!?“
    „Nein!“, riefen Addi und Ağan gleichzeitig.
    „Obwohl du wirklich sehr hübsch bist“, fügte Ağan hinzu. „Aber Addi und ich kennen uns nicht.“
    „Wir haben uns heute zum ersten Mal gesehen.“ Addi sah Jenny aufrichtig an. „Ich wohne mit meinem Vater im Grunewald. Ich weiß nicht mal, wo Ağan wohnt.“
    „In Neukölln“, sagte Ağan.
    Jenny nickte. „Okay, das stimmt. Kinder aus dem Grunewald und Kinder aus Neukölln kennen sich wirklich meistens nicht.“
    Addi atmete erleichtert auf. „Wo wohnst du denn?“
    „In Lichtenberg.“ Jenny sah zum Museum. „So“, meinte sie dann. „Und da wir das geklärt hätten, bleibt noch eine Frage: Was war das jetzt mit dieser seltsamen Stimme?“

Jenny, Addi und Ağan gingen gemeinsam zur Brücke, lehnten sich über das Geländer und dachten nach, während sie in die schnell

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