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Unsichtbar und trotzdem da - 01 - Diebe in der Nacht

Unsichtbar und trotzdem da - 01 - Diebe in der Nacht

Titel: Unsichtbar und trotzdem da - 01 - Diebe in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer
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fester an das Guckloch. „Da ist noch was! Eine Zeichnung. Mit Kohle oder so! Ja, das sind die … das sind die drei Bettler, aber, aber … das gibt es doch nicht!“
    „Was denn? Was gibt es nicht?“, rief Ağan mit sich überschlagender Stimme.
    „Auf der Zeichnung sieht man die drei Bettler von vorne!“
    „Aber auf dem Bild sieht man sie doch nur von hinten“, stieß Jenny hervor.
    „Eben!“, flüsterte Addi. „Sie haben schreckliche Gesichter. Richtig gruselig. Ganz alt und mit grausamen Augen … Wie kommt denn Herr Beulich auf so was? Er kann doch nicht wissen, wie die von vorne aussehen …“
    In diesem Moment keifte eine Stimme hinter den drei Dreiviertelfreunden los: „Ich glaube, mich tritt ein Pferd! Das gibt es ja wohl nicht! Runter da! Aber hoppla!“
    Addi, Ağan und Jenny fuhren herum. Im Treppeneingang hinter ihnen stand eine Frau in einer Kittelschürze mit mindestens sieben Mülltüten in den Händen.
    „Was soll das denn werden? So jung und schon so verdorben. Da gibt es nichts zu klauen! Und ausbaldowert wird hier auch nicht.“
    „Ausbaldowert?“, fragte Ağan neugierig.
    „In fremder Leute Wohnungen gucken, um zu sehen, was es da zu holen gibt“, gab die Frau zurück. Dann schüttelte sie wütend den Kopf und brüllte: „Und jetzt verschwindet, sonst hole ich die Bullen!“
    „Oh, nein!“ Ağan hob beide Hände. „Bitte nicht, das gibt Ärger!“
    „Das soll es ja auch, du Früchtchen!“, keifte die Frau.
    „Aber wir baldowern doch gar nichts aus!“, rief Jenny. „Da wohnt unser Onkel, Herbert Otto Beulich.“
    Die Frau runzelte die Stirn. „Stimmt, so heißt der Olle, Herbert Otto Beulich. Hm, das kannst du eigentlich nicht wissen. Er ist also euer Onkel? Von allen drei?“
    „Nein, er ist mein Onkel“, sagte Jenny schnell.
    Herrn Beulichs Nachbarin musterte Ağan und dann das Äffchen. „Hätte mich ja auch gewundert.“
    „Meine Mutter schickt mich. Sie hat gesagt, es geht ihm nicht gut“, fuhr Jenny fort. „Und meine Freunde begleiten mich.“
    In das Gesicht der Frau schlich sich plötzlich so was wie Mitleid.
    „Das stimmt allerdings. Der olle Beulich spinnt, der ist verrückt geworden seit ein paar Wochen. Nachts steht er dauernd auf und rennt rum, wenn er denn mal da ist. Meistens arbeitet er ja. Und in seine Wohnung lässt er auch keinen mehr. Früher habe ich ihn ja manchmal besucht, aber jetzt … Der verbarrikadiert sich richtig, und wenn man ihn mal auf der Treppe trifft, faselt er dauernd nur davon, dass er seine Arbeit verliert. Ja, vor der Arbeitslosigkeit haben alle Angst! Aber der redet auch noch mit sich selbst, Kindchen! Sag das mal deiner Mutter. Neulich hat er vor sich hingebrabbelt, die Bilder im Museum würden sich bewegen! Zum Leben erwachen , hat er gesagt. Dann hat er mich mit riesigen Augen angestarrt und gefleht, ich solle es ja niemandem sagen! Als ob ich so einen Schwachsinn glauben würde …“ Sie schüttelte den Kopf. „Aber eins sage ich dir, wenn der seinen Müll nicht mehr runterbringt, dann hole ich die Fürsorge. Da kann der schreien, wie er will. Ich will hier keine Ratten im Haus!“
    „Ja“, sagte Jenny. „Genau das fürchtet meine Mutter auch.“
    Die Frau nickte. „Und nun ist Schluss hier mit dem Rumgeklettere. Jetzt stellt ihr sofort die Tonnen wieder an die Wand.“
    Ağan und Jenny halfen Addi beim Runterklettern, dann nahmen sie die Tonne herunter und stellten sie neben die anderen. Addi hielt der Frau höflich den Deckel auf. Ächzend warf sie ihre Tüten hinein. Danach war die Tonne voll.
    „So, und jetzt wird hier aber verduftet! Abmarsch“, erklärte sie kommandomäßig.
    Das ließen sich die Unsichtbar-Affen nicht zweimal sagen.
    „Da haben wir echt Glück gehabt“, meinte Addi, als sie wieder auf der Straße standen. „Wenn sie schon vorher da gewesen wäre mit dem ganzen Müll, wären alle Tonnen voll gewesen und wir hätten keine mehr auf die andere gekriegt.“
    „Wir haben noch viel mehr Glück gehabt“, sagte Ağan. „Meine Schwester Yildiz ist Polizistin. Wenn die mich hier geschnappt hätte, hätte es richtig Ärger gegeben!“
    „Deine Schwester ist Polizistin?“, rief Jenny.
    „Ja, Streifenpolizistin. Sie findet das großartig. Sie liebt ihre Arbeit.“
    „Mann, Mann, Mann“, murmelte Jenny. „Und wir ziehen mit einem Taschendiebaffen rum und baldowern Wohnungen aus. Wo bin ich nur gelandet?“

„Und was hat das jetzt alles zu bedeuten?“, fragte Jenny, als die drei

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