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Unsichtbar und trotzdem da - 01 - Diebe in der Nacht

Unsichtbar und trotzdem da - 01 - Diebe in der Nacht

Titel: Unsichtbar und trotzdem da - 01 - Diebe in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer
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Außerdem konnten sie so auchalle zusammen mit Goffi spielen, der sich von seinem Abenteuer in der U-Bahn überhaupt nicht hatte beeindrucken lassen. Leise schnatternd kletterte er über Addis und Ağans Schultern und ließ sich abwechselnd von den beiden Jungen kraulen und füttern.
    Dann kam endlich der erste Mensch über die Brücke. Aber es war nicht der Wärter, sondern ein junger Mann mit einem Handziehwagen, in dem eine Staffelei, Pinsel und ein Hocker steckten. Als Nächstes kamen ein paar Möwen, die schreiend über den Fluss zogen.
    „Wir hätten mehr Brot mitnehmen sollen, um sie auch zu füttern“, murmelte Ağan.
    „Vögel füttern“, murrte Jenny.
    Ağan zuckte die Schultern. Wieder sahen sie ins Wasser, in dem sich der Himmel zu spiegeln begonnen hatte. Plötzlich hob Jenny den Kopf. Ein Mann hatte die Brücke am anderen Ende betreten.Im selben Moment zog Addi ein Gesicht wie ein Hund, der eine Witterung aufgenommen hat.

    „Das ist er! Ich war mir sicher, dass er auch am Sonntag Dienst hat!“
    Goffi saß gerade auf Ağans Schulter.
    „Okay!“ Ağan warf Jenny und Addi einen aufgeregten Blick zu. „Ich versuche es. Wenn es nicht klappt, helft ihr mir!“
    Ohne abzuwarten, machte er sich auf den Weg. Er ging gemächlich über die Brücke und strich dabei am Geländer entlang. Goffi hielt er vor seinem Bauch, damit der Mann ihn nicht sehen konnte. Dann blieb Ağan stehen. Er drückte die Nase auf das Geländer, legte die Arme rechts und links neben seinen Kopf und ging dabei langsam Schritt für Schritt seitlich weiter. Er sah jetzt aus wie ein spielendes Kind, das sich am Brückengeländer rumdrückte und vielleicht etwas langweilte. Der Mann hätte nur seinen Rücken und den Hinterkopf sehen können. Doch der Museumswärter hob nicht einmal den Blick. Er ging irgendetwas vor sich hinmurmelnd mit leicht schlurfenden Schritten hinter Ağan vorbei.
    Im selben Augenblick drehte sich Ağan um und musterte den Mann von der Rückseite. Sie hatten Glück. Aus der hinteren Hosentasche ragte eine Geldbörse.
    Ağan wies mit dem Finger darauf und flüsterte Goffi zu: „Der Mann da! Der Mann da! Bring mir sein Portemonnaie, Goffi!“
    Das Äffchen zögerte nicht. Es schnatterte leise und sprang dann auf den Boden. Wie ein Schatten huschte es hinter den Mann und sprang mit einer kurzen, wendigen Bewegung hinter ihm in die Höhe. Dabei fuhr seine Pfote in die Hosentasche und angelte sich die Börse.
    Vom anderen Ende der Brücke sah Addi vollkommen fasziniert zu. Aus seiner und Jennys Position sah er das Äffchen natürlich. Und er hatte sich bereit gemacht, mit Jenny einen lauten Streit anzufangen, um den Mann abzulenken, falls er etwas bemerkte. Doch das war gar nicht nötig. Der Wärter trottete weiter auf den Museumseingang zu und verschwand dann darin, ohne auch nur das Geringste um sich herum wahrzunehmen.
    Und dann konnte Addi auch hören, warum.
    Als der Mann an ihnen vorbeikam, murmelte er deutlich vor sich hin: „Lasst mich doch endlich in Frieden!“
    Schnell rannten die beiden zu Ağan.
    „Habt ihr das gesehen?“, empfing er sie. „Goffi ist perfekt. Der zieht einem die Armbanduhr vom Handgelenk, ohne dass man es merkt. Der ist schneller als haste-nicht-gesehen!“
    „Und du bist ein Magier des Unsichtbarseins, Ağan“, erklärte Jenny. „Niemand hätte dich am Brückengeländer beachtet. Du warst ein sehr unauffälliges Kind, ein echter Stadt-Dschinn.“
    Ağan strahlte. Dann zog er seine Dreiviertelfreunde mit sichüber die Brücke und dahinter in den nächsten Hauseingang. Dort klappte er das Portemonnaie auf. Es war alt und etwas zerschlissen. Ağan betrachtete es mit schlechtem Gewissen.
    „Dieses Portemonnaie sieht nicht aus, als hätte es jemals viel Geld enthalten. Ich fühle mich schäbig, es in Händen zu halten.“
    „Klar, Mann“, sagte Addi. „Aber der Plan ist gut. Und es geht ja nicht darum, das Ding einzusacken.“
    „Mach schon! Guck nach!“, flüsterte Jenny.
    Schnell sah Ağan alle Papiere durch, die sich in der Geldbörse befanden. Es waren wirklich nicht viele Geldscheine dabei. Genauer gesagt nur einer, ein Fünfeuroschein, der dazu noch sehr zerknittert war, als hätte ihn sein Besitzer schon oft in der Hand gehalten und zusammengedrückt, während er überlegte, ob er ihn ausgeben sollte.
    „Und?“, platzte Jenny heraus.
    Ağan hielt einen Personalausweis hoch. „Da!“

Der Ausweis gehörte einem gewissen Herbert Otto Beulich und als Adresse war die

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