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Unsichtbar

Unsichtbar

Titel: Unsichtbar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Auster
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verlieben.
Und der Gedanke, dass ich es war, der ihn dir vorgestellt hat. Ich dachte, ich tue dir einen Gefallen. Was für ein erbärmlicher Witz.
Du hast mir tatsächlich einen Gefallen getan. Und dann habe ich kehrtgemacht und ihn beleidigt. Ich habe ihn verrückt genannt. Ich habe gesagt, man sollte ihm die Zunge aus dem Mund reißen.
Das hast du mir nie erzählt. Gut gemacht, Cecile. Ich bin stolz auf dich, dass du solchen Kampfgeist besitzt. Der Junge hat bekommen, was er verdient hat.
Verdient? Was soll das heißen?
Ich spiele auf seine überstürzte Abreise aus Frankreich an. Du weißt doch, warum er gegangen ist?
Er ist meinetwegen gegangen. Weil ich ihm ins Gesicht gespuckt habe.
Nein, nein, so einfach war das nicht.
Wovon redest du?
Er wurde abgeschoben. Die Polizei hat ihn mit drei Kilo Drogen erwischt - Marihuana, Haschisch, Kokain, ich weiß nicht mehr genau, was. Den Tipp hatten sie vom Concierge der miesen Absteige, in der er gewohnt hat. Die Polizisten durchsuchten sein Zimmer, und Adam Walker hatte ausgespielt. Er hatte zwei Möglichkeiten: in Frankreich vor Gericht gestellt zu werden oder das Land zu verlassen.
Adam und Drogen? Das ist nicht möglich. Er war gegen Drogen, er hat sie verabscheut.
Die Polizei sah das anders.
Und woher weißt du das?
Der Untersuchungsrichter war ein Freund von mir. Er hat mir von dem Fall erzählt.
Wie praktisch. Und wie kam er dazu, mit dir über eine solche Angelegenheit zu sprechen?
Weil er wusste, dass ich Walker kannte.
Du hattest da nicht zufällig deine Hand im Spiel?
Selbstverständlich nicht. Sei nicht albern.
Doch. Gib es zu, Rudolf. Du warst es, der dafür gesorgt hat, dass Adam aus dem Land gejagt wurde.
Du irrst dich, mein Liebling. Ich kann nicht behaupten, dass es mir leidgetan hat, ihn verschwinden zu sehen, aber ich hatte damit nichts zu tun.
Das ist so lange her. Warum musst du jetzt noch lügen?
    - Ich schwöre beim Grab deiner Mutter, Cecile. Ich hatte nichts damit zu tun.

    Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Vielleicht sagte er die Wahrheit, vielleicht nicht, aber als er das vom Grab meiner Mutter gesagt hatte, wollte ich plötzlich nicht mehr in einem Raum mit ihm sein. Ich war zu durcheinander, zu aufgewühlt, den Tränen nahe, zu verwirrt, um weiter reden zu können. Erst sein irrsinniger Heiratsantrag, dann die entsetzlichen Neuigkeiten von Adam, und auf einmal konnte ich keine Sekunde länger mit ihm an einem Tisch sitzen. Ich stand auf, sagte, ich fühle mich nicht wohl, und zog mich hastig in mein Zimmer zurück.
    Eine halbe Stunde später klopfte R. B. an und fragte, ob er eintreten dürfe. Ich zögerte kurz, überlegte, ob ich die Kraft besaß, mich ihm noch einmal zu stellen. Bevor ich zu einem Entschluss kam, klopfte es schon wieder, lauter und nachdrücklicher als das erste Mal, und dann machte er selbst die Tür auf.
Entschuldige, sagte er, als sein mächtiger, halbnackter Körper auf einen Stuhl in der hinteren Ecke des Zimmers zuwalzte. Ich wollte dich nicht verunsichern. Ich fürchte, ich habe die Sache falsch angefasst.
Sache? Angefasst? Wovon redest du?
    Als R. B. sich auf dem Stuhl niederließ, setzte ich mich auf eine kleine Holzbank am Fenster. Wir waren keinen Meter auseinander. Ich wünschte, er wäre nach meiner jähen Flucht aus dem Esszimmer nicht so bald bei mir reingeplatzt. Andererseits wirkte er so aufrichtig zerknirscht, dass mir eine Fortsetzung des Gesprächs möglich schien.
    - Also, worum geht es?, fragte ich.
Um gewisse ... wie soll ich sagen? ... um gewisse künftige ... um gewisse mögliche häusliche Vereinbarungen in der Zukunft.
Ich muss dich leider enttäuschen, Rudolf, aber ich bin an einer Ehe nicht interessiert. Weder mit dir noch mit irgendeinem anderen.
    - Ja, ich weiß. Das sagst du heute, aber morgen siehst du das vielleicht schon ganz anders.
Das bezweifle ich.
Es war ein Fehler von mir, dir nichts von meinen Überlegungen mitzuteilen. Ich trage mich mit diesem Gedanken seit dem Tag vor einem Monat, als ich deinen Brief erhielt, und nachdem ich so lange darüber nachgedacht habe, kam mir das ganz real vor, als brauchte ich es nur noch auszusprechen, und schon würde es geschehen. Wahrscheinlich bin ich in den vergangenen sechs Jahren zu viel allein gewesen. Manchmal verwechsle ich meine Gedanken über die Welt mit der Welt selbst. Entschuldige, wenn ich dich gekränkt habe.
Ich bin nicht gekränkt. Überrascht, das ist wohl das richtige Wort.
Angesichts deiner Lage - zumindest der Lage,

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