Unsichtbar
erst vor zwanzig Minuten wieder in sein Büro gekommen.
Sie haben vollkommen recht, fuhr er fort, und es war sehr dumm von mir, bei unserem Gespräch neulich die finanzielle Seite ganz außer Acht zu lassen. Wie sollen Sie ohne Etat ein Projekt entwickeln können? Sie müssen mich ja für schwachsinnig halten.
Durchaus nicht, sagte ich. Ich bin es, der sich dumm vorkommt - weil ich Sie nicht danach gefragt habe. Aber mir war nicht klar, wie ernst es Ihnen damit war, und ich wollte Sie nicht drängen.
Es ist mir ernst, Mr. Walker. Ich gebe zu, ich mache gern Witze, aber nur über kleine, belanglose Dinge. In einer Angelegenheit wie dieser würde ich Sie niemals an der Nase herumführen.
Das freut mich zu hören.
Um also Ihre Frage nach dem Geld zu beantworten ... Natürlich hoffe ich, dass wir Erfolg haben werden, aber solche Unternehmungen sind immer mit einem hohen Risiko behaftet, und daher muss ich realistischerweise darauf vorbereitet sein, jeden Penny meiner Investition zu verlieren. Demnach stellt sich die Frage: Wie viel Verlust kann ich mir leisten? Wie viel von meiner Erbschaft kann ich verschleudern, ohne mich in Schwierigkeiten zu bringen? Ich habe seit unserem Gespräch am Montag gründlich darüber nachgedacht, und die Antwort ist: fünfundzwanzigtausend Dollar. Das ist mein Limit. Die Zeitschrift erscheint viermal im Jahr, ich stelle fünftausend pro Ausgabe zur Verfügung, weitere fünftausend als Jahresgehalt für Sie. Kommen wir am Ende des Jahres mit plus/minus null heraus, finanziere ich ein weiteres Jahr. Schreiben wir schwarze Zahlen, stecke ich den Gewinn in die Zeitschrift, und damit kommen wir zumindest teilweise durch das dritte Jahr. Sollten wir jedoch Geld verlieren, wird das zweite Jahr problematisch. Angenommen, wir machen zehntausend minus. Dann investiere ich fünfzehntausend, nicht mehr. Verstehen Sie das Prinzip? Ich habe fünfundzwanzigtausend Dollar zu verpulvern, aber nicht einen einzigen Dollar darüber hinaus. Was meinen Sie? Ist das ein fairer Vorschlag oder nicht?
Außerordentlich fair und außerordentlich großzügig. Mit fünftausend Dollar pro Ausgabe könnten wir eine erstklassige Zeitschrift herausbringen, etwas, worauf man stolz sein kann.
Ich könnte Ihnen das ganze Geld schon morgen in den Schoß legen, aber das würde Ihnen nicht wirklich helfen, richtig? Margot sorgt sich um Ihre Zukunft, und wenn Sie aus dieser Zeitschrift etwas machen, ist Ihre Zukunft gesichert. Dann haben Sie einen anständigen Job mit einem anständigen Einkommen und können in Ihren Mußestunden so viele Gedichte schreiben, wie Sie wollen, ellenlange Epen über die Rätsel des menschlichen Herzens, kurze lyrische Ergüsse über Gänseblümchen und Butterblumen, feurige Traktate gegen Grausamkeit und Ungerechtigkeit. Falls Sie nicht im Gefängnis landen oder Ihnen jemand eine Kugel in den Kopf schießt, aber mit solchen schrecklichen Möglichkeiten wollen wir uns jetzt nicht aufhalten.
Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll ...
Danken Sie nicht mir. Danken Sie Margot, Ihrem Schutzengel.
Ich hoffe, ich sehe sie bald einmal wieder.
Ganz bestimmt. Wenn ich mit Ihren Plänen zufrieden bin, werden Sie sie so oft sehen können, wie Sie wollen.
Ich werde mein Bestes tun. Aber falls Sie eine Zeitschrift haben wollen, die für Kontroversen sorgt und die Leute aufrüttelt, dürfte ein literarisches Journal nicht ganz das Richtige sein. Ich hoffe, das ist Ihnen klar.
Natürlich, Mr. Walker. Mir geht es um Qualität ... um schöne, exklusive Dinge. Kunst für Kenner.
Oder wie Stendhal gesagt haben würde: Kunst für Kennähr. Stendhal und Maurice Chevalier. Apropos Kavalier ... vielen Dank für das Gedicht.
Das Gedicht. Das hatte ich schon ganz vergessen - Das Gedicht, das Sie für mich übersetzt haben. Was halten Sie davon?
Ich fand es empörend und großartig zugleich. Mein falscher Vorfahre war ein echter Samurai-Verrückter, oder? Aber immerhin hatte er den Mut, zu seinen Überzeugungen zu stehen. Immerhin wusste er, wofür er stand. Wie wenig sich die Welt seit elfhundertachtundsechzig geändert hat, so sehr wir uns auch etwas anderes einbilden wollen. Falls die Zeitschrift zustande kommt, sollten wir de Borns Gedicht in der ersten Ausgabe bringen.
Ich war ermutigt, aber auch verwirrt. Trotz meiner trübsinnigen Prophezeiungen hatte Born von dem Projekt gesprochen, als stünde seine Verwirklichung bereits unmittelbar bevor, und zu dem Zeitpunkt erschien mir die Ausarbeitung der
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