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Unsichtbare Kräfte

Titel: Unsichtbare Kräfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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sich meine Überzeugung, daß dieser Wildrake und der andere so bald als möglich unschädlich gemacht werden müssen. Um so mehr, als der Krieg mit Venezuela voraussichtlich weitergeht.
    Ich lege jedenfalls den größten Wert darauf, daß dieser Wildrake und seine Kumpane schnellstens aufgespürt werden.«
    *
    Als Tejo gegangen war, rief Hogan den Diener. »Sie meldeten mir vorher einen Besucher. Führen Sie den Herrn herein!«
    »Nun, Señor Moleiro, was können Sie mir berichten?«
    »Ich kam nach Brookland, begann mich zunächst nach den noch lebenden Mitgliedern der Familie Doherty zu erkundigen. Der jetzige Besitzer von Doherty-Hall, Sir Philipp Doherty, ist im Kolonialdienst beschäftigt. Die Eltern sind verhältnismäßig früh gestorben. Ebenso die ältere Schwester Philipp Dohertys, Vivian.« Moleiro holte ein Notizbuch aus seiner Tasche, berichtete an Hand seiner Aufzeichnungen weiter. »Sie ertrank im Alter von zwanzig Jahren im Wyan-River, wie man sagte.
    Der Zufall führte mich bei einem Gang am Flußufer zu einer Fischerhütte. Ich fürchtete, im Abenddunkel den Heimweg in dem dichten Unterholz zu verfehlen, und trat ein. Eine Frau in mittlerem Alter war darin, um sie herum eine Schar von Kindern. Die Frau war gern bereit, mir den Weg zu weisen. Wollte jedoch erst die Kinder zu Bett bringen. Währenddessen unterhielten wir uns, kamen auch auf Doherty-Hall und jene alten Ereignisse zu sprechen.
    Was ich erfuhr, war zweifellos die Wahrheit. Danach steht fest, daß Vivian Doherty in dem Fluß, wo sie den Tod suchte, nicht ums Leben kam ...«
    Ein Tischchen neben William Hogan fiel polternd um. Moleiro wollte aufspringen, doch der andere hielt ihn zurück.
    »Eine kleine Ungeschicklichkeit von mir! Doch sprechen Sie weiter!«
    »Sie wurde gerettet. Von einem Manne, über dessen Persönlichkeit ich nichts Näheres erfahren konnte. Er brachte sie in diese Hütte, in der ich mich befand und die damals einer alten Verwandten der jetzigen Bewohnerin gehörte. In dem Bett dieser Frau hat Vivian am nächsten Morgen ein Kind geboren. Bald darauf starb die junge Mutter. Das Kind blieb bei der Alten und wurde später von jenem Manne, der die Lebensüberdrüssige aus den Fluten zog, abgeholt. Über das Geschlecht des Kindes wußte die Frau nichts. In einem kleinen, verwilderten Garten liegt Vivian Doherty begraben.«
    Moleiro blickte zu Hogan hinüber. Der wischte sich mit einem Tuch über die Stirn, als ob ihm zu heiß wäre, sagte kurz: »Fahren Sie fort!«
    Moleiro begann jetzt über Sir Philipp zu sprechen - sprach William Hogan lag in seinen Stuhl zurückgelehnt, hatte die Hand über die Augen gedeckt. Es machte den Eindruck, als hörte er sehr aufmerksam zu. In Wirklichkeit vernahm er kein Wort von dem, was Moleiro ihm vortrug. Nur übermenschliche Selbstbeherrschung hielt ihn ab, aufzuspringen, hinauszueilen, irgend etwas Gewaltsames zu unternehmen, um seinem Herzen Luft zu machen.
    Erst nach geraumer Weile gelang es ihm, wieder Herr seiner Sinne zu werden. Er riß sich zusammen und sagte: »Sie können jetzt gehen, Moleiro! Ihr Bericht war gut.«
    *
    Arvelin trat aus seinem Zimmer, schritt die Treppe hinab. Die Uhr hatte die siebente Stunde geschlagen. Er ging in den Garten, begegnete Morawsky, der, die Gartengeräte auf der Schulter, sich anschickte, nach Hause zu gehen.
    Morawsky wohnte nicht im Schlosse selbst, sondern in einer der Katen beim Gutshof.
    Durch ein Gebüsch versteckt, sah Arvelin, wie Morawsky sein Handwerkszeug in den Schuppen stellte und den Garten verließ. Wie zufällig nahm auch Arvelin den gleichen Weg. Er sah, wie Morawsky zunächst den Pfad nach dem Gutshof einschlug, dann aber auf einem Feldweg nach Osten ausbog, der zu dem großen Wald an der Grenze führte.
    »Also doch!« murmelte Arvelin vor sich hin. »Lange Jahre schon ist er hier, hat nur Gutes genossen - und ist trotzdem zum Verräter geworden!«
    Schon länger hatte er ihn im Verdacht.
    Heute nachmittag war ein Telegramm von Medardus aus Hamburg angekommen. Morgen wollten die Freunde eintreffen. Das Telegramm war ihm verschlossen von Morawsky übergeben worden. Der hatte nur mühsam seine Neugierde verbergen können. Arvelin hatte das Telegramm vernichten wollen. Da fiel ihm ein, die Gelegenheit zu nutzen, um Morawsky auf die Probe zu stellen. Der machte sich noch in seinem Zimmer zu schaffen. Arvelin las das Telegramm, warf es dann in den Papierkorb. Nachdem Morawsky das Zimmer verlassen hatte, ging auch Arvelin hinaus.

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