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Unsichtbare Kräfte

Titel: Unsichtbare Kräfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Schritt unten in der Halle an Morawsky vorbei, nahm den Weg zum Mausoleum. Als er später wieder in sein Zimmer kam, war deutlich zu sehen, daß Morawsky allerhand Aufräumungsarbeit verrichtet hatte. Auch der Papierkorb war geleert.
    Der Bursche fängt es schlau an, dachte Arvelin bei sich, doch vielleicht gelingt es mir heute, ihn zu überführen.
    Morawsky hatte jetzt den Feldweg verlassen, war in den Wald getreten.
    Die zehnte Stunde nahte, als Morawsky in Dobra ankam. Als er über den vernachlässigten, schmutzigen Hof schritt, sah er unter dem Schuppen einen Kraftwagen stehen. Fremde mußten da sein. Da er wußte, daß der Gutsbesitzer jederzeit für ihn zu sprechen war, trat er ohne Zögern ins Haus. Stand gleich darauf Franz Harrach gegenüber.
    »Nun, was bringst du?« fragte der ihn hastig.
    Morawsky zog aus der Tasche das Telegramm, übergab es Harrach. Der las, überlegte. »Die Unterschrift nur ein >M<. Was vermutest du?«
    »Nichts anderes als >Medardus<. Ich entnehme das auch daraus, daß der alte Arvelin sich so freute, als er es las.«
    Franz konnte ein Gefühl froher Genugtuung nicht verbergen. »Es soll dein Schade nicht sein, wenn alles so eintrifft, wie wir’s hoffen. Laß dir draußen was zum Trinken geben und gehe wieder heim!«
    Harrach schritt eilig in das Bibliothekszimmer, schwenkte das Telegramm in der Hand.
    »Endlich!« rief er, so daß die im Zimmer Sitzenden überrascht aufsprangen.
    Tejo riß ihm mit ungezügelter Hast das Papier aus der Hand, las: »Komme morgen. M.« - »Sie, Herr Harrach, meinen natürlich auch, daß >M< die Abkürzung dieses >Medardus Droste< ist?« »Unbedingt.«
    »Hm! Hm!« brummte Tejo vor sich hin. »Alles hängt davon ab, ob sie die morgige Nacht in Winterloo verbringen. Denn bei Tage läßt sich unser Vorhaben nicht ausführen. Ich werde sofort geeignete Leute nach Winterloo dirigieren, die morgen feststellen sollen, ob’s die Erwarteten sind und wie lange sie bleiben.«
    Er drehte sich jetzt dem Dritten im Raume zu - rief: »Pardon! Ich war ungeschickt.«
    »Wie meinen Sie das?« fragte der.
    »Nun, ich stieß Sie doch an, im Umdrehen.«
    »Aber nein!« Ein Lächeln. »Sie berührten mich nicht.«
    »So?« Tejo warf einen verwunderten Blick rundum. »War’s mir doch, als hätte ich bei der hastigen Wendung jemand gestreift ...«
    In Harrachs Augen trat ein unruhiger Glanz. Seine Blicke gingen von dem einen zum anderen. Doch Tejo wandte sich wieder dem Telegramm zu, das er dem Dritten jetzt ins Portugiesische übersetzte.
    »Ich denke, Señor Filippo, wir werden vielleicht morgen um diese Zeit die Affäre schon erledigt haben. Für alle Fälle will ich Ihnen jetzt noch mal meinen Plan in allen Einzelheiten erläutern. Es ist wichtig, daß Sie das in Ihren Bericht aufnehmen, wie auch die Sache ausläuft.« —
    Eine Stunde später fuhr der Kraftwagen mit Señor Filippo allein davon, in Richtung Warschau.
    *
    »Es wäre mir lieb, Medardus, wenn du deinen Freund bewegen könntest, über Nacht hierzubleiben.«
    Droste schüttelte den Kopf. »Du weißt doch, Vater Arvelin, wie eilig wir es haben.«
    Einen Augenblick stand Arvelin überlegend. »Nun, es wird am besten sein, ich erkläre euch schon jetzt meine Gründe. Komm mit Wildrake zu mir nach oben!«
    Kaum möglich, die Gesichter der Freunde zu beschreiben, als Arvelin ihnen von Tejos Vorhaben erzählte. Kaum, daß sie fragten, wie Arvelin davon Kenntnis bekommen habe. Sie nahmen seinen beiläufigen Hinweis, ein Vertrauensmann habe ihm durch Morawsky den Plan verraten, ohne weitere Überlegung hin.
    Wildrake begann alsbald einen Kriegsplan zu entwerfen, wie man die Angreifer mit blutigen Köpfen heimschicken könne.
    Das lange Hin und Her, wie man dem Überfall am besten begegnen könnte, beendete Arvelin jedoch mit Worten, deren kategorischer Ton den Widerspruch der beiden verstummen ließ.
    »Es ist auf jeden Fall zu vermeiden, daß sich eine große politische Aktion entwickelt. Wiederholt würde Winterloo von allen möglichen Personen aufgesucht werden. Man würde in allen Ecken herumschnüffeln. Das Laboratorium, die Tankanlage würden neugierigen Blicken preisgegeben sein; vielleicht gar würde euer Aufenthalt in Finnland bei der Gelegenheit festgestellt werden. Kurz, euer ganzer Plan wäre gefährdet, wenn wir es zu Gewalttätigkeiten kommen ließen. Alles ließe sich ja vermeiden, wenn ihr, wie ihr wolltet, heute abend fortführet. Doch es liegt gerade in meinen Plänen, jenes schon lange

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