Unsichtbare Kräfte
laufenden gehalten. Es läßt sich auch einrichten, daß eine geheime Telefonverbindung zwischen Winterloo und Dobra hergestellt wird. Lassen sich also die von Ihnen Gesuchten hier blicken, so würden Sie das in Warschau in kürzester Zeit erfahren.«
»Gut!« lobte Tejo. »Ich hoffe, bald Günstiges von Ihnen zu hören.«
*
William Hogan sah erstaunt auf, als ihm Tejo gemeldet wurde.
»Hallo, Herr Major! Ist etwas Besonderes vorgefallen? Ich glaubte Sie auf Ihrem Posten. Doch kommen Sie, setzen Sie sich! Ich sehe, Sie haben einiges auf dem Herzen.«
»Ich darf wohl der Reihe nach berichten, Señor Hogan? Es wird dann alles leichter verständlich. Sie wissen, daß ich meine vorgesetzte Behörde in meine Reise nach Venezuela und ihre Ergebnisse einweihte. Und daß ich neben meinem Auftrag, Wildrake betreffend, mich damit beschäftigte, das Leben und Treiben des Hauptmanns Winterloo zu beobachten.
Die Gründe waren zunächst mehr persönlicher Natur. Doch allmählich gelangte ich zu der Einsicht, daß Winterloos Verhalten Staatsinteressen berührt. Ich stellte fest, daß er auf seiner Flucht von San Fernando mit jener Edna Wildrake nach London gekommen war und dort im Hause eines Lord Truxton sich einige Zeit aufhielt. Der ist Teilhaber der Firma Truxton & Co. Und bei seinem Kompagnon James Wildrake, einem Verwandten des Kapitäns Robert Wildrake, weilt Edna Wildrake zu Gast.
Oswald Winterloo ist seit kurzem in seinem Büro in Rio de Janeiro tätig. Er steht jedoch in dauernder brieflicher Verbindung mit dem englischen Hause Wildrake. Ich berichtete darüber meiner Behörde. Diese zog aus dem merkwürdigen Verhalten des Hauptmanns Schlüsse, die für Winterloo nicht günstig waren. Beorderte mich nach Rio, damit dort in meinem Beisein der Verdächtige verhört werde.«
»Ah! Das ist allerdings sehr interessant, Herr Major! Und das Ergebnis?«
Tejo zuckte die Achseln. »Winterloo leugnete nichts. Die Erklärungen, die er für die Häufung von sonderbaren Zufällen gab, wären durchaus glaubwürdig, wenn nicht eben schon von früher her der Argwohn bestanden hätte, er habe die Befreiung der Edna Wildrake stillschweigend geduldet. Dieser Verdacht wurde von ihm während des Verhörs noch in ungeschickter Weise verstärkt, denn er hielt mit seiner mir schon bekannten Ansicht, daß Fräulein Wildrake vollkommen unschuldig sei, nicht zurück.«
»Und weiter?«
»Wie man in einem eventuellen Ehrengericht darüber entscheiden würde, weiß ich nicht. Hat Oswald Winterloo die Wahrheit gesprochen, so ist ihm kein Vorwurf zu machen. Oder höchstens der einer unklugen Handlungsweise.«
William Hogan nickte. Dann sagte er: »Ich vermute, Sie kamen zu mir, um die Gelegenheit zu benutzen, mir einiges über Wildrake zu erzählen.«
Tejo schüttelte den Kopf: »Ich weiß nur das eine: In England sind Kapitän Wildrake und Droste nicht.«
»Droste! Glauben Sie bestimmt, daß er in Wildrakes Gesellschaft ist? Weshalb?«
Wieder eine zweifelnde Geste Tejos. »Ich nehme es an. Beweise habe ich nicht. Sicher ist, daß die beiden sich vor jener Affäre bei der Insel Aruba nicht gekannt haben. Meine Ansicht wird jedoch durch die Tatsache unterstützt, daß beide zusammen an der Beerdigung des Freiherrn von Winterloo teilgenommen haben.«
»So haben Sie also gar nichts weiter ermitteln können?«
»Nein. Einen merkwürdigen Umstand nur möchte ich noch erwähnen. Die beiden sind im Besitz eines Flugzeuges, das eine außerordentliche Geschwindigkeit entwickelt.«
»Woher wissen Sie das?«
»Ich besuchte natürlich den Flughafen in Neustadt, einem Städtchen bei Schloß Winterloo, von wo sie nach der Beisetzung des Freiherrn abgeflogen waren. Man sagte mir, daß sie, kaum aufgestiegen, schon aus der Sicht entschwunden seien. Es scheint, als ob diese Maschine das Flugzeug jenes Dr. Arvelin wäre. Der hat, wie ich feststellte, von San Fernando aus mit Winterloo und Edna Wildrake an Bord in sechs Flugstunden London erreicht.«
Hogan schlug mit der Hand auf den Tisch. »Undenkbar! Wie wäre das möglich?«
»Ein Rätsel! Und doch - es ist so! Mein Wort darauf!«
»Und Wildrake und Droste sind Bekannte oder Freunde dieses Dr. Arvelin?«
»Gewiß, Señor Hogan.«
»Dann müßten sie oder er im Besitze eines Flugzeuges mit außerordentlichen Motoren sein oder mit einem neuen Treibstoff, der solche Geschwindigkeiten ermöglicht. So oder so: Derartige Flugzeuge in feindlicher Hand sind eine schwere Gefahr. Immer mehr verstärkt
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