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Unsichtbare Kräfte

Titel: Unsichtbare Kräfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Noch einmal nahm er das Schreiben vor. Es kam von der Polizei Verwaltung in Sao Salvador.
    Vor drei Tagen waren in einer hochgelegenen Schlucht des Plateaus von Matogrosso die Trümmer eines Flugzeuges gefunden worden. Die Leichen der Insassen wurden als zwei Männer und zwei Frauen festgestellt. Alle, außer der einen, die eine jüngere weibliche Person zu sein schien, waren bis zur Unkenntlichkeit entstellt; etwaige Erkennungspapiere durch die Witterungseinflüsse vernichtet. Jedoch fand sich in der Tasche des jungen Mädchens ein Brief ohne Umschlag, auf dem der Name Oswald Winterloo als Absender angegeben war.
    Die Polizeiverwaltung bat um Auskunft, ob er in der Lage sei, die Leichen zu agnoszieren. Winterloo griff sich an die Stirn. Waren das wirklich, wie es den Anschein hatte, die Leichen von Victoria und ihren Eltern - die vierte wohl die des Piloten -, dann war ja die ganze Feststellung, sie seien beim Brand von Sao Salvador umgekommen, ein Irrtum gewesen ...
    Er mußte sofort nach Sao Salvador. Aber vorher mußte er versuchen, Tejo zu sprechen. Am nächsten Tage gelang es ihm, den Aufenthalt des Majors in Brasilia festzustellen. Das nächste Flugzeug brachte ihn dorthin.
    Als er bei Tejo eintrat, machte der ein erstauntes Gesicht, fragte kühlen Tones nach seinen Wünschen.
    Winterloo erklärte in wenigen Worten den Zweck seines Kommens, übergab Tejo das Schreiben aus Bahia. Der las es, wandte sich dann ab.
    Endlich drehte er sich um. »Du kommst zu mir, weil du annimmst, die Toten seien meine Eltern und Victoria? Ich selbst habe kaum Zweifel, daß es sich so verhält. Ich eile sofort nach Bahia, um mir Gewißheit zu verschaffen. Es dürfte kaum nötig sein, daß du mich begleitest.«
    Winterloo unterdrückte die scharfen Worte, die ihm auf der Zunge lagen. Er verneigte sich kurz. »Ich sehe, es ist dein Wunsch, allein zu fahren. Ich überlasse dir diese Papiere und bitte dich, mir von deinen Erkundungen Nachricht zu geben.«
    Mit steifem Gruß verließ er das Zimmer.
    Ein paar Tage später traf abermals ein Schreiben der Polizeiverwaltung von Sao Salvador ein. Es bestätigte, daß die Leichen der in dem Flugzeug verunglückten Passagiere mit Bestimmtheit als die des Ehepaares Tejo und ihrer Tochter Victoria erkannt worden seien.
    *
    Ein paar Wochen waren vergangen. Die tägliche Frage: »Wo steckt Wildrake?« begann zu verstummen. Das Rätselraten, wo Wildrake seine Stützpunkte haben könnte, woher das Boot stamme, wer ihm Waffen und Betriebsstoffe lieferte, begann die Leute immer weniger zu interessieren. Die umfassenden Vorsichtsmaßregeln, die unausgesetzte Wachsamkeit ließen wohl kaum noch etwas befürchten.
    Da weckte eine Reihe furchtbarer Ereignisse die Sorglosen.
    Die »Pelotas«, das größte, neueste Flugzeugmutterschiff der brasilianischen Marine, befand sich mit achtzig Flugzeugen an Bord auf einer Marschfahrt von Fernando de Noronha nach Süden. Auf dem dreiundzwanzigsten Grad südlicher Breite und dem sechsundzwanzigsten Grad westlicher Länge wurde das Schiff am achtzehnten April in der zehnten Abendstunde von zwei Torpedoschüssen mitschiffs getroffen. Die Besatzung vermochte noch die Boote klarzumachen und sich in Sicherheit zu bringen. Dann sank die »Pelotas« in die Tiefe.
    Auf die SOS-Rufe der »Pelotas« war ein leichtes Kreuzergeschwader von vier Schiffen von seinem Heimathafen ausgelaufen. Der Kommandant steht über die Karte gebeugt. Die Schiffe fahren mit äußerster Maschinenkraft, und doch wird es nicht möglich sein, vor Anbruch des Morgens die Unfallstelle zu erreichen.
    Wo mochte Wildrake stecken? Würde er sich wiederum irgendwo »verkriechen« wie damals? Der Kommandant glaubte nicht an das »Verkriechen«, wie die Zeitungen es auszudrükken beliebten. Nach allem, was er von Wildrake wußte, mochte er wohl besondere Gründe für die lange Untätigkeit gehabt haben.
    Im Gegenteil würde er vielleicht gar die Gelegenheit benutzen, Schiffe, die zur Hilfe herbeieilten, anzugreifen. Die dunkle Nacht war wohl geeignet dafür. Es galt auch für den Kommandanten des Kreuzergeschwaders, rechtzeitig Sorge zu tragen, daß er nicht selbst von Wildrake überrumpelt würde. Doch noch trennten ihn ja über zweihundert Seemeilen vom Ort des Überfalls. Selbst wenn Wildrake mit forciertester Fahrt nach Norden jagte, war ein Zusammentreffen mit ihm vor der vierten Morgenstunde nicht denkbar. Immerhin beschloß der Kommandant alsbald, alle Vorsichtsmaßnahmen zu treffen.
    Da rissen ihn

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