Unsichtbare Kräfte
zwei schnell aufeinanderfolgende Detonationen aus seinen Gedanken. Er fuhr herum. Die beiden folgenden Schiffe ... waren torpediert, hatten schon schwere Schlagseite.
Der Maschinentelegraf spielte in der Hand des Kommandanten. Der Kreuzer drehte im scharfen Bogen ab. Da, bei dem letzten Schiff, das eben aus der Kiellinie ausscherte, eine schwere Explosion. Kurze Zeit nur, und das Schiff sank.
»Eine Schreckensnacht!« Die Schlagzeile der Morgenzeitungen von Rio de Janeiro. Die »Pelotas« und drei Kreuzer versenkt! Wildrake? Nein, die Entfernung zwischen den beiden Unglücksstellen war ja so groß, daß nicht dasselbe U-Boot, das die »Pelotas« torpedierte, auch die Kreuzer vernichtet haben konnte.
Die Bestürzung und Verwirrung in den Hafenstädten war unbeschreiblich.
Der nächste Morgen brach herein. Noch zitterten in allen die Gedanken an die furchtbaren Ereignisse der vorletzten Nacht, da trafen Nachrichten ein, die geeignet waren, neues Entsetzen in ganz Brasilien hervorzurufen.
Feindliche Flugzeuge hatten im Laufe der Nacht durch Bombenabwürfe die Kraftwerke von Porto Allegre schwer beschädigt, die Munitionsfabriken in Campinas und Goyaz vernichtet. Die gegen Mittag eintreffende Nachricht, ein Marinetransportdampfer sei zwanzig Meilen vor Bahia versenkt, fand zunächst keine besondere Beachtung. Doch bald darauf erkannte einfachste Überlegung, daß die U-Boot-Gefahr überall vorhanden war.
Drei U-Boote? Ein Flugzeuggeschwader? Woher nahm Wildrake solche Kräfte? Nur eine Meinung: Bruch des Waffenstillstandes! Venezolanische Waffen! Nichts anderes konnte es sein.
Ein heftiger Pressefeldzug gegen Venezuela begann. Von allen Seiten wurde die Regierung bestürmt, die Friedensverhandlungen sofort abzubrechen und den Krieg fortzusetzen. In den Ministerien reihten sich erregte Konferenzen aneinander. Der Außenminister Torno hatte einen schweren Stand. Von Caracas kamen die heiligsten Beteuerungen, es sei ausgeschlossen, daß venezolanische Kräfte in Aktion getreten. Man bat um Entsendung einer Kommission, um die Angaben der venezolanischen Regierung nachzuprüfen.
Die umfassendsten Maßnahmen wurden getroffen, um Wildrake auf die Spur zu kommen.
Aufs höchste stieg die Erregung, als am Abend des nächsten Tages neue Hiobsbotschaften kamen, die die Verwirrung noch weiter steigerten. Im Hafen von Trinidad waren zwei brasilianische Kreuzer versenkt worden!
Neue Nachrichten aus Venezuela verhießen ebenfalls nichts Gutes. Dort war es überall anläßlich der Ereignisse zu heftigen Kundgebungen für Wildrake und gegen Brasilien gekommen, die von der Regierung nur mit Waffengewalt unterdrückt werden konnten.
Ein kleines Hochplateau bei Berinao in den östlichen Kordilleren. Pichincha nannten es die Indios. Ein schmaler Weg, der an der Seite eines schäumenden Wildbaches dorthin führte, war der einzige für Menschen beschreitbare Zugang. Hierhin hatte sich Guerrero mit seinen Leuten zurückgezogen.
Die Regierung konnte es nicht wagen, tatkräftig gegen ihn vorzugehen. Der Friede war trotz aller Schwierigkeiten in absehbarer Frist zu erwarten. Dann war noch immer Zeit, ihn zur Verantwortung zu ziehen. Vorläufig begnügte man sich damit, ihn unter Beobachtung zu halten, damit er nicht etwa durch Zuzug anderer unzufriedener Elemente eine bedrohliche Machtstellung erlangte. Daß die Berichte, die die Regierung erhielt, nicht der Wahrheit entsprachen, entging ihr.
In Wahrheit wuchs Guerreros Macht von Tag zu Tag.
Ein Flugzeug, von Westen kommend, setzte auf dem Plateau von Pichincha auf. Im Nu war es von einer Schar Bewaffneter umringt, die neugierig unter lauten Rufen dem Aussteigenden entgegendrängten.
»Viva Venezuela libre! Viva el Capitan Wildrake!« rief er.
Durch das Jubeln der Masse drang ein lauter Ruf: »Ah! Antonio Barradas! Bist du’s oder dein Geist?«
Der Flieger nickte grüßend einem Offizier zu, der sich nach vorn drängte. »Gutes Zeichen, dich als ersten hier zu begrüßen!«
Voller Wiedersehensfreude lagen die beiden sich in den Armen. »Ist der Oberst hier?« fragte Barradas, der sich neben Roca mit Mühe einen Weg durch die Menge bahnte.
»Gewiß! Wo soll er anders sein? Ich führe dich sofort zu ihm.«
Ein Weg von einer Viertelstunde, dann hatten sie ein Blockhaus erreicht. »Hier unser Hauptquartier, Barradas! Da ist er schon, der Oberst!«
Bei ihrem Nahen trat Guerrero aus dem Gebäude. Die straffe Gestalt in Militäruniform.
Roca stellte Barradas vor. Mit einer
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