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Unsichtbare Kräfte

Titel: Unsichtbare Kräfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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das Blatt in seiner Hand. »Verflucht, dieser Wildrake! Steht er mit dem Teufel im Bunde? Es ist ja, als kämpften wir mit Schatten.«
    Schatten! Hogan war zusammengezuckt. »Schatten!« keuchte er heiser.
    »Ja, mit Schatten kämpfen wir! Aber sie haben Blut in den Adern, die Schatten - ich sah es!«
    Torno war auf den Taumelnden zugesprungen, führte ihn zu einem Sessel. »Sind Sie leidend, Señor Hogan? Soll ich einen Arzt kommen lassen?«
    »Verzeihen Sie, meine Herren.« Hogans Stimme klang gezwungen ruhig. »Die letzten Tage ... brachten mir ein paar rätselhafte Vorgänge ... der Vergangenheit ... der Gegenwart vor Augen: Erinnerungen - Gesichte. Dinge, die jedem klaren, logischen Denken widersprechen, geschahen vor meinen Augen. Vergebens raffte ich alle Kraft zusammen, dagegen anzukämpfen. Die Schatten waren stärker!
    Ihre Worte, Señor Aposta: >Es ist, als kämpften wir mit Schatten< ließen das Gedenken daran in mir so lebendig werden. Meine Nerven versagten - Sie waren Zeugen, meine Herren. Doch ich schäme mich nicht, schwach geworden zu sein. Denn es war mehr, als ein Mann auszuhalten vermag. Ich wiederhole noch einmal meine Mahnung: Es muß Friede geschlossen werden, wollen wir nicht unterliegen - im Kampf mit den Schatten!«
    Torno hatte Hogan sorgenvoll betrachtet. Wie um ihn zu beruhigen, trat er auf ihn zu, schlug ihm leicht auf die Schulter. »Kampf mit Schatten, Señor Hogan?« sagte er scherzenden Tones. »Denken Sie etwa, Wildrake hätte König Laurins Mantel um die Schultern?«
    Hogan starrte ihn an. »König Laurins Mantel? Ah, gewiß! Sie meinen die alte Sage vom Zwergenkönig Laurin, der, wenn er seinen Zaubermantel um sich warf, unsichtbar wurde und doch verwundbar blieb? - Ja, ja, so war’s eben auch!« Er hob langsam den Kopf, sah zur Tür, murmelte vor sich hin: »Ob er auch hier ist?«
    Die anderen sahen beklommen einander an. Was war mit Hogan? Er ist krank, dachte der Marineminister im stillen. Es wird mir nicht schwerfallen, meine Pläne gegen ihn durchzusetzen. Er trat zu Torno, raunte ihm ein paar Worte zu.
    Hogan, aus seinen Gedanken gerissen, schien zu ahnen, was jener flüsterte, und sagte mit fester Stimme: »Keine Angst, Señor Aposta! Sie wähnen, einen Kranken vor sich zu haben? Und Sie, meine Herren?« Er deutete auf Torno und Revelador. »Sie denken wahrscheinlich das gleiche? Doch Sie täuschen sich! Ich bin gesünder denn je. Verlassen Sie sich darauf! Wäre ich’s nicht, so hätte ich die Stunden des letzten Tages nicht ertragen können, ohne ...«
    Er brach ab, reichte Torno und den beiden anderen die Hand. »Tun Sie, was Sie für richtig halten, meine Herren! Meine Meinung kennen Sie.«
    Barradas und Calleja traten in Marias Zimmer.
    »Alles fertig, Santa Maria!« rief Barradas der Blinden entgegen. »Im Laufe des Tages werden wir alle Einrichtungsgegenstände hinüber in Ihr neues Heim schaffen. Es wird eine Überraschung für Sie sein, wenn Sie die großen, schönen Räume sehen.«
    Barradas benutzte unbedenklich das Wort »sehen«. War es doch, als ob Maria trotz ihrer Blindheit alles, was auf der Insel geschah und man ihr erzählte, sähe.
    »Oh, da bin ich gespannt, Don Antonio. Gehen wir schnell!«
    Unter einem riesigen Brotfruchtbaum war ein schmuckes Holzhaus im Bungalowstil errichtet. Leise strichen Marias Finger über die glatten, wohlgefügten Planken, tasteten sich bis zur Tür entlang.
    »Das Zimmer rechts, Dona Maria!« rief Alvarez. Er sprang vor, um Maria hinzuführen, doch sie wehrte ab.
    »Nein, nein! Nicht die Überraschung verderben! Selbst will ich alles finden!«
    Während Barradas und Alvarez beim Eingang stehenblieben, glitt Maria in dem Zimmer von einem Möbelstück zum andern. Wirklich! Maria schien jeden Gegenstand zu erkennen.
    Ihre Hand hatte eine Fotografie berührt. Mit einem freudigen Ruf wandte sie sich zu Barradas um. »Auch daran haben Sie gedacht, Sie lieber, guter Freund! Das Bild Roberts steht schon auf dem Schreibtisch!« Ihre Finger fuhren mit unendlicher Zartheit über die Umrisse des Bildes. »Kann ich’s befühlen, so sehe ich Robert vor mir, sehe ich ihn wie - früher. Und morgen sollt ihr alle meine Gäste sein! In diesem schönen Raum werde ich mit noch viel größerem Vergnügen die Wirtin spielen!«
    »Wäre doch schade gewesen, wenn das damals die Brasilianer geschnappt hätten!« sagte Alvarez.
    »Ich hatte schon mit allem abgeschlossen«, warf Barradas ein. »Wärst du mir nicht noch im letzten Augenblick in den

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