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Unsichtbare Kräfte

Titel: Unsichtbare Kräfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Zauderern in die Knochen fährt! Ein wuchtiger Keulenhieb, der ihnen in die Ohren dröhnt, sie mitreißt!«
    Wildrake machte eine abweisende Bewegung. »Vergeblich haben wir uns auf der Fahrt den Kopf zerbrochen. Sahen nur den einen Weg: Höchstens eine ununterbrochene Kette kleinerer Erfolge der > Venezuela libre< könnte jenen großen Schlag ersetzen.«
    Er legte die Hände in den Schoß, schüttelte mutlos den Kopf. Sah auf, als ihm Barradas den Morsestreifen in die Finger drückte. Der Chiffreschlüssel hatte sich ihm so fest eingeprägt, daß er den Text wie Klarschrift las.
    »Nun, was soll’s damit?«
    Barradas strich sich mit der Hand behaglich über das lachende Gesicht. »Der Schlag, Captain! Ich dächte, hier wäre eine Gelegenheit, wie sie besser sich kaum je wiederholt!«
    Wildrake schaute ihn verständnislos an. Auch die anderen blickten in stummer Erwartung auf Barradas. Der las die Worte der Radiomeldung laut vor. Sah mit verschmitztem Lächeln in die Runde, begann dann:
    »Die >Stella< auf dem Wege durch den Amazonas nach Manaos, mit 10 000 Tonnen Sprengstoff an Bord, fliegt bei Obidos in die Luft! 10 000 Tonnen wirksamsten Sprengstoffs zur Explosion gebracht? Für den weiteren Transport von Kriegsmaterial auf diesem Fluß ist das Flußbett unpassierbar gemacht.
    Die ungeheuren Erdmassen - etwa eine Million Kubikmeter - werden einen riesigen Damm aufrichten, und die Wassermassen suchen sich ein neues Lager. Die Katastrophe für die Schiffahrt - die weiteren Folgen - ihr mögt sie euch selber ausmalen!«
    Wildrake schüttelte den Kopf. »Schon richtig, lieber Barradas. Das wäre ein Schlag, wie ich ihn mir gedacht. Aber es ist dafür gesorgt, daß die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Schon in den Fluß überhaupt hineinzukommen, wäre für die >Venezuela libre< unmöglich. Denn dieser Lebensnerv Brasiliens wird ja so scharf bewacht, daß es selbst bei verzweifeltem Wagemut kaum denkbar wäre, der >Stella< dort beizukommen.«
    Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: »Die direkten Folgen wären freilich von größter Tragweite: Der Amazonas auf lange Zeit gesperrt - die Hälfte der Transportflotte lahmgelegt, zum mindesten stark behindert Die Folgen? Brasilien wird im Landkrieg gegen uns nicht schnell genug Nachschub bekommen.«
    »Die >Venezuela libre<, Captain?« fiel Barradas ein. »Nein - an sie habe ich natürlich auch nicht gedacht. Mein Plan ist viel einfacher.«
    »Dein Plan, Barradas? Du hast schon einen Plan?«
    »Gewiß! Fix und fertig im Kopf!«
    »Nun, dann schieß los, alter Freund!«
    Barradas zündete sich lächelnd eine Zigarette an, begann dann zu sprechen. Je länger er sprach, desto größer die Erregung bei den anderen. Barradas schloß: »Ich dächte, die Sache wäre weiter nicht schwierig!«
    Mit einem Ruck flogen aller Augen zu Wildrake, der mit Droste ein paar Blicke getauscht hatte.
    »Unmöglich, Barradas! Die Bewachung in weitem Umkreis ist peinlich streng. Nur unter schärfster Kontrolle können selbst Militärpersonen sich dem Fluß nähern. Zu Wasser sich heranzupirschen wäre gänzlich aussichtslos. Und durch die Luft? Gegen dieses Heer von Hubschraubern, Patrouillenschiffen, das Tag und Nacht den Fluß beschützt, kann niemand an. Dein Plan, so schön er ist, lieber Barradas, ist unausführbar!«
    »Eine ganze Reihe von glücklichen Zufällen müßte Ihnen zu Hilfe kommen«, meinte Droste, der Barradas’ Worten mit steigender Bewunderung gefolgt war.
    Barradas hatte die Augen geschlossen, sog mit gleichgültigem Gesicht an seiner Zigarette, als ob alle diese Einwände an ihm abprallten. Da wurde die sekundenlange Stille durch Maria unterbrochen, die plötzlich aufsprang, die blinden Augen auf Barradas gerichtet.
    »Und doch, Don Antonio! Ihr Plan, kühn gedacht, kühn vollbracht - keiner besonderen Glücksumstände bedarf es dann! Sie werden den Zufall meistern, das Schicksal zwingen!«
    Barradas beugte das Knie, seine Lippen preßten sich auf Marias Hand. »Santa Maria! Deine Worte sind Segen für mich und meine Tat! Nun bin ich gewiß, daß alles gelingen wird. Auf, Captain Wildrake! Das kleine Flugzeug bereitgemacht! In einer Stunde muß ich schon über der See sein.«
    Eine Stunde später schoß die kleine Flugjacht, von Calleja gesteuert, nach Westen.
    Adeline Harrach saß in ihrem Zimmer, ein Zeitungsblatt vor sich.
    Plötzlich wurde die Tür aufgerissen. Ihr Bruder Franz stürmte herein.
    »Noch zehn Minuten, Adeline!« stieß er hervor.
    Die Schwester tat,

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