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Unsichtbare Kräfte

Titel: Unsichtbare Kräfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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kein Muskel zuckte.
    »Nur ein Mittel gäb’s für Sie, der Hinrichtung zu entgehen. Offenbaren Sie uns das Geheimnis Ihres Treibstoffs!«
    Der Gefangene schwieg. Zornig trat Hogan näher an ihn heran, wiederholte noch einmal die Worte.
    »Niemals werdet ihr’s erfahren, und müßte ich tausendfachen Tod erleiden!« Droste hatte, soweit die Fesseln es ihm gestatteten, das Haupt erhoben, sah Hogan durchdringend an.
    Hogan vermochte diesen Blick nicht auszuhalten. Ärgerlich wandte er sich ab. Er sah ein, jedes Wort hier war vergebens.
    »So stirb denn, du Narr!« zischte er wütend, wollte zur Tür.
    Da - der Klang einer Stimme im Raum ... einer Stimme, die ganz anders war als die des Gefangenen. Eine Stimme, die dicht neben ihm zu ihm sprach.
    »Der >Narr<, der morgen stirbt, William Hogan, ist dein Sohn! Heute vor dreißig Jahren gebar ihn Vivian Doherty in der Hütte des alten Fischerweibes ... an seiner Hand der andere Ring, den du seiner Mutter gabst, der Siegelring mit dem Roßmore-Wappen ...«
    Beim Klang der Stimme war Hogan wie erstarrt stehengeblieben, die Augen voll Entsetzen.
    Niemand war hier. Er allein mit dem da drüben. War’s ein Geist? War’s eine innere Stimme in ihm selbst?
    Der andere Ring, den er Vivian geschenkt? Mit raschem Sprung stand er an Drostes Seite. Faßte dessen Rechte, drehte sie dem Licht zu. Am Ringfinger ein glänzender Goldreif. So fest saß er an der Hand, daß ihn die Häscher nicht hatten lösen können.
    Das springende Pferd im Roßmore-Wappen! Hogan riß die Lampe hoch, hielt sie dicht über das Gesicht des Gefangenen, starrte in leuchtend blaue Augen ...
    »Vivians Augen!« wollte er schreien. »Medardus - mein Sohn?«
    Die Lampe entglitt seinen Händen. Schwer schlug Hogan zu Boden. —
    Ungeduldig wartete der Leiter des Gefängnisses. Immer wieder zog er die Uhr. Endlich konnte er sein Befremden nicht länger meistern. Er schloß die Tür auf, die knarrend zurückglitt. Doch an der Schwelle stockte sein Fuß: Die Zelle war dunkel! Dunkel?
    In wilder Hast stürzte er zu einem der Wärter, entriß ihm die Lampe, eilte zurück. Da vor ihm, auf dem Boden, lag Hogan!
    »Alles herbei!« rief er zur Tür hinaus. »Ein Unglück!«
    Im Nu war die Zelle von Wärtern gefüllt. »Hebt den Mann hier auf! Er ist ohnmächtig geworden.«
    Da fiel sein Blick auf die Pritsche. »Der Gefangene! Wo ist er? Entflohen?«
    Das Lager war leer! Ein einziger Schrei aus allen Kehlen.
    Binnen weniger Minuten waren sämtliche Wachen alarmiert. Unmöglich konnte der Befreite das Gebäude bereits verlassen haben. - Bis zum Morgengrauen dauerte die Suche. Doch ein Ergebnis brachte sie nicht. Wie von Geisterhand entführt, blieb der zum Tode Verurteilte verschwunden.
    Mit zitternder Stimme meldete der Leiter von Florianopolis, daß der Gefangene Droste aus seiner Zelle entwichen sei. Die Meldung lief auf höhere Anordnung alsbald an alle Behörden weiter, mit der Aufforderung, nach dem Flüchtling zu fahnden, ihn dingfest zu machen.
    Beim Publikum wurde die Nachricht wenig beachtet. Die Heeresberichte der venezolanischen Armee nahmen die Aufmerksamkeit voll in Anspruch.
    Danach war die Invasion gescheitert. Ein Teil der Brasilianer hatte die Waffen gestreckt.
    Die Niederlage, jetzt in ihrer vollen Bedeutung erkannt, wirkte niederschmetternd. Ein paar kleinere Erfolge konnten nichts daran ändern. Die Riesenverluste an Menschen und Kriegsmaterial im ganzen fachten den Funken der Friedenssehnsucht zu immer stärkerer Glut an.
    Der Kriegsminister war plötzlich zurückgetreten. Sein Nachfolger, General Suco, galt als Tornos Freund.
    Torno - die ganze Last der verfahrenen Situation ruhte auf seinen Schultern. In einer Konferenz im zentralen Regierungspalast unter Vorsitz des Präsidenten hatte er in klaren Worten vorgeschlagen, den Krieg so schnell wie möglich zu beenden. Noch einmal waren die Meinungen heftig aufeinandergeplatzt. Die Gegenpartei unter Führung des Marineministers wollte nur unter Vorbehalt zustimmen. Ein Vertreter der Opposition deutete an, daß wohl William Hogan als wichtiger Exponent der brasilianischen Interessen nicht übergangen werden dürfe.
    Vergeblich aber hatte Torno im Anschluß an die Konferenz versucht, mit Hogan Rücksprache zu nehmen. War er auch seiner Sache sich selbst sicher, so interessierte es ihn doch, wie Hogan, der mehrfach schon seine Stellungnahme geändert, jetzt nach diesen schweren Schlägen über die Zukunft nachdachte. Eine Mitteilung aus Hogans Hause von

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