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Unsichtbare Spuren

Unsichtbare Spuren

Titel: Unsichtbare Spuren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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hinzufügen, als Hennings Telefon summte .
    » Ja? «
    » Wir haben das Fahrrad gefunden. Liegt direkt neben der Straße, ist aber trotzdem nicht gleich zu erkennen. Wollen Sie herkommen und es sich anschauen? «
    » Nein, aber tun Sie mir einen Gefallen und rühren Sie es nicht an. Die Spurensicherung wird es untersuchen. Vorher lassen Sie es aber bitte von Frau Wilhelmi identifizieren. Wir müssen auf Nummer sicher gehen … «
    » Wir haben es schon überprüft, es gehört der vermissten Mandy Schubert. Sie hat es registrieren lassen. Außerdem hat es einen Platten im Hinterreifen. «
    » Sehr gut. Sie warten bitte noch, bis die KTU eintrifft. « Er blickte in die Runde und sagte: » Ihr habt ’ s gehört, das Fahrrad wurde gefunden. Und was glaubt ihr wohl, was ich denke? «
    » Jetzt mach ’ s nicht so spannend «, entgegnete Lisa Santos .
    » Wir sind Bullen und keine Gedankenleser. «
    » ’ tschuldigung, ich werde die Frage etwas konkreter stellen. Was glaubt ihr, wie hat sich die Sache zugetragen? Hat er sie mit seinem Wagen angefahren?«
    »Möglich«, antwortete Santos.
    Henning schüttelte den Kopf. »Im Leben nicht. Das wäre für ihn zu profan, viel zu simpel. Und bei Tag auch viel zu gefährlich, das könnte ja jemand mitkriegen. Er wird nie von sich aus aktiv, sondern nutzt die Gunst der Stunde oder der Minute oder der Sekunde. Mandy Schubert hatte übrigens eine Panne, und er war mal wieder zufällig in der Gegend. Ich kann mir nichts anderes vorstellen, denn woher sollte er wissen, dass eine junge Frau an einem bestimmten Tag zu einer bestimmten Zeit eine Fahrradpanne haben würde? Es passt einfach zu perfekt ins bisherige Bild. Noch eine Zufallsbegegnung.«
    »Möglich«, meinte Friedrichsen, der zu ihnen gestoßen war. »Ich habe heute wieder den ganzen Tag die Akten studiert und gebe dir Recht, was diese Häufung von Zufällen angeht. Das lässt sich rational nicht mehr erklären. Um ganz ehrlich zu sein, ich bin ratlos. «
    » Genau wie ich «, sagte Henning. » Ich kann mich nur wiederholen, er sucht nicht gezielt, er findet einfach. Was ist mit der Handyortung? «
    » Läuft noch, müsste aber gleich fertig sein. Ich warte jeden Moment auf das Ergebnis. «
    Henning berichtete von den Ereignissen des Tages, vor allem von denen in Surendorf und Süderbrarup. Wie leicht es war, Kinder zu überreden, ins Auto zu steigen, ohne dass ein Passant eingegriffen hätte. Als er geendet hatte, herrschte für einen Augenblick Stille, ein betretenes Schweigen, das Bände sprach.
    » So einfach ist das heutzutage. Kaum noch einer achtet auf das, was um ihn herum vorgeht. Da stellt man sich die Frage: Wie abgestumpft sind wir geworden? Und hätte ich diesen Test heute nicht durchgeführt, wäre mir wahrscheinlich gar nicht bewusst geworden, dass ich selbst nicht viel anders bin als die meisten von uns. Es war jedenfalls eine traurige und erschreckende Erfahrung. Tut mir leid, aber diese Gleichgültigkeit hilft natürlich auch dem Mörder. «
    » Kann sein «, erwiderte Friedrichsen, » trotzdem muss es noch etwas anderes sein, das ihm hilft, seine Opfer so einfach anzulocken. Jüngste Studien belegen zwar, dass die Mehrzahl der Bevölkerung immer weniger beobachtet oder beobachten will, was um sie herum vorgeht, dennoch gibt es auch immer wieder welche, die beherzt eingreifen und nicht alles einfach so geschehen lassen. Wenn diese Mandy Schubert um die Mittagszeit zu ihm ins Auto gestiegen ist, muss es doch jemanden gegeben haben, der es gesehen hat. Wir leben doch nicht in der Antarktis! «
    » Sollte man annehmen, aber du sagst selbst, dass du die Fälle alle noch mal studiert hast, und dabei ist dir doch auch aufgefallen, wie viele Personen, Kinder, Jugendliche und Erwachsene, bei Tag verschwunden sind, ohne dass jemand etwas bemerkt hat. Ich bring ’ s mal auf den Punkt – wir schauen weg, wenn etwas passiert, womit wir nichts zu tun haben wollen. Eine Frau wird in der S-Bahn von einem oder mehreren Männern bedrängt, und keiner der andern Fahrgäste greift ein, weil sie selber Angst haben oder sich sagen, warum soll ich mich da einmischen, geht mich doch nichts an. Das ist ein gesellschaftliches Problem. Nur, unser Killer geht viel subtiler vor. Er greift niemanden in der S-Bahn an, er entführt kein Kind mit brachialer Gewalt von der Straße, er schlägt niemanden in der Öffentlichkeit zusammen. Da muss etwas sein, das ihn so unscheinbar und unauffällig sein lässt … Aber wi r k önnten jetzt

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