Unsterblich 04 - Unsterblich wie der Morgen
Rechnungen ... Und dann diese zwei Fotos. Adam war wie zu Eis erstarrt. Er konnte sich nicht rühren, konnte kaum mehr denken. William musste ihm die Fotos aus den steifen Fingern nehmen.
»Es ist nachts passiert, als sie in Edinburgh unterwegs war. Ein Drogenabhängiger fiel sie an. Er wollte eigentlich nur Geld, aber als er ihr Parfüm roch, verlor er die Kontrolle. Später, vor Gericht, hat er ausgesagt, es hätte ihn an seine Ex-Frau erinnert.« William legte die Fotos seufzend auf den Schreibtisch zurück. »Sie wurde siebenmal in den Unterleib gestochen und dann für tot liegen gelassen.«
»Mein Gott«, hauchte Helena und wandte sich ab.
William zeigte ihnen nun auch das letzte Foto, auf dem ihre Verletzungen zu sehen waren: rote, wulstige Narben und eine offene Stelle, aus der schief etwas Bleiches hervorragte. Darunter stand: Beweisstück F, Teil des Hüftknochens.
»Und was geschah dann?«, fragte Cem tonlos.
»Das spielt keine Rolle. Dieser Uberfall hat nichts mit...«
»Sag schon«, unterbrach Adam ihn grimmig.
»Adam, das hat nichts mit unserem Fall zu tun!«, wehrte William ab.
Cem nahm das nächste Blatt zur Hand und las aus dem Polizeibericht vor. »Lea Donavan lag zwei Wochen lang im Koma. Als sie erwachte, haben sich die Behörden mit ihrem nächsten Angehörigen, ihrem Verlobten Professor David Sands, in Verbindung gesetzt. Professor Sands hat sie einmal besucht und dann verlangt, von der Notfall-Kontaktliste gestrichen zu werden. Miss Donavan war nach ihrer Genesung gezwungen, Sozialhilfe zu beantragen ...«
Cem verstummte, las rasch durch, was noch dort stand.
»Die Sozialwohnung, die man ihr zuteilte, lag in einem Problemviertel. Drei Wochen später lag sie schon wieder im Krankenhaus. Ein Jugendlicher hatte sie eine Treppe hinunter gestoßen. Danach fand sie Hilfe und Unterschlupf bei der HelpingHand Stiftung.«
William seufzte. »Schaut nicht so entsetzt. Danach' ging es ihr ganz gut. Tatsächlich hat sie mit Marco Venettos Hilfe eine fabelhafte Karriere gemacht. Sie hat Millionen verdient.«
Ein Gefühlssturm tobte in Adam: Wut, Eifersucht, Stolz und Sorge.
»So seltsam Miss Donavans Leben auch gewesen sein mag, ich kann keine Verbindung zwischen ihr und den Beschützern des Lichts sehen. Keinen Grund, warum sie zur Zielscheibe dieser Organisation wurde.«
»Und was schlägst du vor?«, fragte Cem.
»Morgen Abend findet der jährliche Halloween-Ball der University of Edinburgh statt. In der Burg. Es gibt keinen besseren Ort als das Edinburgh Castle für das, was wir vorhaben. Ich werde ein paar diskrete Hinweise ausstreuen lassen, dass Fotografin X auf dem Ball erscheinen wird, und dann lasse ich meine Leute am Burgtor Posten beziehen. Das ist ein Nadelöhr, da kommt keiner unbemerkt rein oder raus, ihr werdet sehen.«
Perfekter Ort oder nicht, Adam hatte nicht die Absicht, Lea als Köder benutzen zu lassen. »Das kann doch nicht die einzige Möglichkeit sein, um ...«
In diesem Moment ertönten draußen im Gang laute Schritte, die sich der Bibliothek näherten. Alle vier Vampire blickten zur Tür.
Lea trat ein.
»Lea!« Helena trat einen Schritt auf sie zu.
Lea hob die Hand. »Genug diskutiert. Ich mache es.«
William, der Lea zum ersten Mal begegnete, riss verblüfft den Mund auf. »Woher wissen Sie, was wir hier besprochen haben?«
Sie zog eine Braue hoch. »In einer alten Burg wie dieser gibt es natürlich ein paar Geister. Und Geister sind notorisch neugierig. Sie haben mir von Ihrem Plan erzählt, Lord Bruce, und ich kann Ihnen nur zustimmen: Mein Leben ist nicht das von dreißig anderen Menschen wert.
Oder die Sicherheit Ihrer Leute.«
Leas Blick streifte Adam wie ein Laserstrahl. »Gibt es sonst noch etwas, das Sie wissen wollen?«
»Lea, ich ...«
Was sollte er sagen? Dass er wütend war? Dass ihm ganz übel war bei dem Gedanken, was sie durchgemacht hatte? Dass er den Kerl, der ihr das angetan hatte, umbringen wollte?
»Miss Donavan, wir danken Ihnen von Herzen für Ihre Hilfe.« Williams Blick war voller Hochachtung. »Und Sie müssen sich keine Sorgen machen. Wir werden nicht zulassen, dass Ihnen etwas zustößt.«
Lea nickte. »Ich werde Marco anrufen müssen. Er wollte morgen ein Dementi zu den Enthüllungen herausgeben.
Damit muss er jetzt noch ein paar Tage warten.«
»Warum?«, fragte Adam ratlos. »Bist du denn nicht stolz darauf, Fotograf X zu sein?«
Lea zuckte mit den Achseln. »Doch, natürlich. Aber ich brauche den ganzen Rummel nicht, um
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