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Unsterblich geliebt

Unsterblich geliebt

Titel: Unsterblich geliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Greystone
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    Sie biss die Zähne zusammen und presste schließlich hervor: „Tja, ich muss wohl ein enormes Schlafdefizit haben.“ Akzeptier die Lüge, oder lass es!
    Der Mann seufzte und brach den Blickkontakt ab. Er begriff vermutlich, dass er sich ihr Vertrauen erst verdienen musste.- Ein kluger Mann also.
    Dann nickte er zu den hellen Flammen, die sich friedlich tanzend dem Nachthimmel entgegen streckten und erklärte: “Die Feuerstelle ist von mir.“
    Okay, sein Smalltalk wirkte eingerostet, demnach kein flirtender Frauenheld.
    Dieser John wurde ihr zunehmend sympathischer und sie versuchte ihre innere Anspannung loszuwerden, während sein Blick in die Ferne schweifte.
    „ Das hier ist mein Lieblingsplatz.“
    „ Meiner auch. Ich mag diesen Ort. Hier fällt es mir leicht, meine Gedanken treiben zu lassen und meiner Fantasie Raum zu geben. Keine Menschen, kein Lärm, keine Ablenkung. Der Fluss,- er beruhigt und belebt mich zugleich. Ich glaube, hier fühlt sich meine Seele wohl.“
    „ Wie es aussieht, fühlen wir uns am selben Platz wohl.“
    Dieser schlichte Satz berührte sie, denn darin schwang viel mehr mit, als nur die bloßen Worte. Und der Mann war kein Schwätzer, der jede Stille mit geplappertem Zeug füllte. Sehr, sehr sympathisch! Und nun spürte sie, wie das Gefühl in ihren Armen und ihrem Oberkörper zurückkehrte. Erleichtert stützte sie sich auf ihren Ellenbogen.
    Er sah sie direkt an, registrierte ganz offensichtlich die Veränderung. Als sie den Mund aufmachen wollte, um ihm eine weitere Lüge aufzutischen, ließ sie es doch bleiben. Er würde es merken. Stattdessen betrachtete sie seine bernsteinfarbenen Augen, die auf wunderschöne Art die Flammen spiegelten und gleichzeitig den Hauch von Wildheit vermittelten.
    Er stand auf und legte zwei Holzstücke nach. Das ermöglichte ihr einen anderen Blickwinkel auf ihn.
    Sein Gesicht hätte sie als charakterstark beschrieben, mit weichen, aber dennoch männlichen Zügen. Die goldbraunen Augenbrauen passten ebenso gut ins Bild, wie ein kleiner, senkrechter Streifen Kinnbart. Eine aufrechte, aber unverkrampfte Haltung, Stärke, gepaart mit Güte. Ein Gentlemen. Nein, viel mehr - ritterlich.
    „ Ich bin sehr oft an diesem Ufer und habe mich schon länger gefragt, wer hier immer dieses Lagerfeuer veranstaltet.“
    Er zeigte ein kleines Lächeln, das spitzbübisch wirkte.
    Tatsächlich hatte sie bei jedem Besuch zuerst die Feuerstelle inspiziert, um zu wissen, ob ihr Unbekannter wieder dort gewesen war. Irgendwie hatte sie dabei immer einen Mann vor Augen gehabt. Einmal war sie extra kurz nach Sonnenaufgang gekommen, in der abwegigen Hoffnung den Unbekannten anzutreffen.- Die Asche war noch warm gewesen.
    „ Ich bin dir tagsüber noch nie hier begegnet. Du bist wohl eher ein Nachtmensch, was?“
    Ein breites Grinsen, noch spitzbübischer, und es stand ihm hervorragend.
    „ Das muss wohl in meiner Natur liegen.“
    „ Apropos Natur. Um uns herum ist nur Wildnis und es klingt unnatürlich, sich hier an einem Feuer so förmlich anzureden. Nenn‘ mich doch einfach Lara.“
    Hoffentlich beging sie damit jetzt nur keinen Fehler!
    „ Also gut – Lara. Ich hoffe, du hältst mich nicht für aufdringlich, weil ich einfach hier geblieben bin, aber du hast ziemlich fest geschlafen …“
    Mist! So wie er das Wort betonte, hatte er ihre Lüge eindeutig durchschaut, aber sie würde nicht darauf eingehen.
    „… und ich wollte dich nicht so allein und einsam hier draußen im Dunkeln liegen lassen.“
    Einsam, das stimmte, aber ihre wirkliche Einsamkeit hatte nichts mit dieser Wildnis zu tun.
    Vor vielen Jahren ging es mit ihrer Beziehung zu Ende, weil sie ihrem Freund nicht mehr häuslich genug war und für seinen Geschmack viel zu oft wegen Autorenlesungen und Buchmessen unterwegs war. Sie machten einen Versöhnungsurlaub in der Schweiz, um einander wieder näher zu kommen. Doch am zweiten Urlaubstag fuhren sie mit dem Auto in diesen Unglückstunnel. In einem späteren Interview hatte ein Reporter es einmal so zusammengefasst: Sie sind zu zweit in diesen Tunnel gefahren, aber nur einer hat ihn wieder lebend verlassen.
    Danach hatte sie sich ganz in die Arbeit vergraben. Das machte ihr Spaß und füllte sie aus. Die Zeit verging wie im Flug. Die Rauchvergiftung war bald überstanden, auch die Albträume hörten irgendwann auf. Nur ihr klaustrophobisches Problem hielt sich hartnäckig, aber sie hatte gelernt damit zu leben - meistens.
    Aber seit dieser

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