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Unsterbliche Bande

Unsterbliche Bande

Titel: Unsterbliche Bande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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stand ungefähr vier Meter entfernt von Lily und hatte eine Hand flach auf die Windschutzscheibe eines geparkten Autos gedrückt. Abgesehen von dem Fell sah ihr Gesicht ziemlich menschenähnlich aus, als sie lächelte. »Miss Yu. Ich beglückwünsche Sie zu Ihrer starken Gabe.« Ihre Stimme war hübsch und melodiös. Ihr Englisch klang nach der amerikanischen Westküste. »Oder soll ich Sie lieber Agent Yu nennen?«
    Lily zog ihre Waffe und zielte. »Sie sind ver –«
    Etwas stach sie leicht in die Wange. »Verhaftet«, schloss sie und griff automatisch nach oben. Sie ertastete eine Feder. Eine Feder steckte in ihrer Wange. Es brannte, und ihr Verstand arbeitete nicht richtig. Ihre Hand, die die Waffe hielt, fühlte sich unförmig an. Sie schloss die Finger so fest sie konnte um die Waffe, aber sie war schwer, viel zu schwer. Sie zog sie hinunter … in die Tiefe.

32
    Sie kamen zu zweit durch die Doppeltür – vier Männer in dunklen Jeans und dunklen Hemden und mit dazu passenden Mienen. Sie waren fit und gefährlich und schön.
    »Halt«, sagte Friar, und sie blieben stehen.
    Jaspers nicht ganz menschlicher Bruder war nicht der größte oder der schönste. Der dunkelhäutige Mann zu seiner Linken war eins fünfundneunzig, und Cullen Seabourne war vermutlich sein ganzes Leben immer der Schönste im Raum gewesen. Doch Rule bildete das Zentrum. Mit einer schnellen Geste bedeutete er den anderen, sich nicht zu rühren, während sein Blick durch den Raum schweifte – und erst auf Friar, dann auf Jasper und schließlich kurz auf jedem der Mädchen verweilte.
    Jasper sah, wie sich seine Kehle bewegte. Vielleicht schluckte er dieselbe schreckliche Frustration, dasselbe Entsetzen hinunter, die auch Jasper fühlte.
    Zu weit. Er war zu weit weg.
    Das Mädchen, das den Lupi am nächsten war – und doch viele, viele Meter zu weit entfernt – wimmerte. Einer der Schläger hatte sie bei den Haaren gepackt und zog ihren Kopf hoch, um die Kehle freizulegen. Er hielt ein Messer daran.
    »Ich bin enttäuscht«, sagte Friar mit seiner seidigsten Stimme. »Wo ist die entzückende Lily?«
    »Sie hatte keine Zeit.« Rule sah den Mann zu seiner Linken an, dann die beiden zu seiner Rechten. Er sagte nichts und gab auch keine Handsignale, aber der Blick musste etwas zu bedeuten gehabt haben, denn die Augen des Größten von ihnen weiteten sich. Er wandte den Blick wieder Friar zu, ohne dass seiner Miene etwas anzumerken war. »An was hatten Sie denn gedacht, Robert?«
    »Nun, an einen Austausch, so wie ich sagte.«
    »Adam King ist nicht hier.«
    »Nein, er bleibt noch ein Weilchen mein Gast. Jasper wird sich zu ihm gesellen. Sie haben sich nacheinander verzehrt – ich muss sagen, ich freue mich darauf, sie wieder zu vereinigen. Doch Sie werden trotzdem den Austausch vornehmen, dessen bin ich mir sicher, in Anbetracht der Bedingungen. Sie werden mir Cullen Seabourne geben. Im Gegenzug werde ich keines dieser hübschen Mädchen hier töten.«
    Rule schwieg einige Herzschläge lang. Dann verzog er langsam die Lippen zu einem Lächeln, so hart und rein und kalt wie arktisches Eis. »Welche hübschen Mädchen?«, fragte er. Dann schrie er: »Los!«
    In den ersten zwei Sekunden passierten sehr viele Dinge auf einmal.
    Die Lupi stürmten los und glitten absurd schnell über den glänzenden Boden. Hoch oben splitterte Glas. Der eine Schläger ließ sein Messer fallen und griff nach seiner Pistole. Der andere mit der Pistole schwenkte sie zu den rennenden Lupi herum, und ein ohrenbetäubendes Krachen ertönte und zuckte durch die Sporthalle. Vier riesige Wölfe sprangen von den Tribünen – die Fenster, sie mussten durch die Fenster gekommen sein! Die Männer waren schon schnell gewesen, doch die Wölfe waren unglaublich. In der nächsten Sekunde waren sie –
    Neben ihm schrie Friar etwas über das bestialische Brüllen der Pistolen hinweg.
    Alle sechs Mädchen sprangen auf und schwenkten höllisch lange Messer in einer Hand – und rissen die andere vor die Augen.
    Mitten in der Sporthalle der Hammond Middle School explodierte die Sonne.
    Jasper kniff die Augen zusammen, trotzdem sah er das Licht immer noch – grelle, unerträgliche Helligkeit. Seine Augen tränten. Er schluckte, schnappte nach Luft und begriff, dass es keine Hitze war, sondern nur diese schreckliche Helligkeit.
    Er hörte Schreie. Schreie, keine Schüsse, und das dumpfe Klatschen von Leib auf Leib eines Kampfes. Er zwang sich, die Augen aufzumachen, konnte aber nichts

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