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Unsterbliche Bande

Unsterbliche Bande

Titel: Unsterbliche Bande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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zu Tode geängstigt zu sein. Vielleicht war auch der Rest von dem, was Friar gesagt hatte, wahr. Jasper musste so tun, als wäre es so. Er musste so tun, als könnten die Mädchen gerettet werden. Irgendwie.
    Friar stand neben Jaspers Stuhl. Er war von mittlerer Größe, mittleren Alters, schlank und gesund und so tief gebräunt, dass er hispanisch aussah, obwohl er es nicht war. Er war ein gut aussehender Mann, dem sein Alter gut stand, bis hin zu den Silbersträhnen in seinem dunklen Haar. Seine Kleidung – gebügelte Khakihose, Slipper, ein royalblaues Baumwollhemd – sah teuer aus, war aber nicht protzig. Am Handgelenk trug er eine Rolex, und im Ohr hatte er einen Ohrhörer. So angezogen, würde er kaum irgendwo auffallen.
    War er in diesen Klamotten auch in die Hammond Middle School gekommen, um sich seine Opfer auszusuchen? Die Schule lag in einer wohlhabenden Gegend. Er hätte ausgesehen wie jeder andere Vater auch. Vielleicht älter, aber nicht so sehr, dass er jemandem ins Auge gefallen wäre.
    Erneut suchte Jasper die Sporthalle mit Blicken ab. Sie war zwei Geschosse hoch, an einer Wand kurz unter dem Dach befanden sich Fenster. Die untere Kante dieser Fenster lag ungefähr zwei Meter fünfzig über der obersten Sitzreihe der Tribünen – das hieß, er konnte sie mit einem Sprung erreichen. So könnte er hier rauskommen … wenn er zuvor das Fenster zerbrochen hätte. Wenn er nicht gefesselt wäre. Wenn die Pistolen schwingenden Schläger genau in diesem Moment beschlössen, pinkeln zu gehen. Außer den wenig nützlichen Fenstern gab es drei Ausgänge. Zwei führten zu den Umkleideräumen – einer für die Jungen, einer für die Mädchen. Einer führte ins Schulgebäude. Alle waren viel zu weit entfernt von Jasper und den Mädchen in der Mitte des Raums.
    Lupi waren schnell. Wie schnell, davon hatte Jasper einen Vorgeschmack bekommen. Gestern Abend war er ihnen trotz seiner Bemühungen, sie abzuschütteln, kaum entkommen. Eine schreckliche Sekunde lang hatte er gedacht, sie würden sein verdammtes Motorrad einholen. Aber so schnell war niemand. Niemand konnte diesen Boden schneller überqueren, als die Schläger Kugeln in diese Mädchen gepumpt hätten.
    Das hier würde nicht gut ausgehen.
    Friar warf einen Blick auf die Rolex an seinem Handgelenk. »Dein Bruder ist zehn Minuten zu spät.«
    »Er kommt.«
    »Er hatte versprochen, um Viertel vor zwölf hier zu sein.« Als Jasper nicht reagierte, sah Friar ihn scharf an. »Das hat er doch versprochen, oder, Jasper?«
    »Ja, hat er.«
    »Dann sollte ich ihm wohl beibringen, wie wichtig Pünktlichkeit ist. Welches dieser hübschen kleinen Schätzchen soll ich denn für diese Lektion benutzen, was meinst du?« Friar lächelte sein Haifischlächeln. »Du suchst sie aus. Soll ich die kleine Rothaarige oder eine von den hübschen Senhoritas nehmen?«
    »Rule wird kommen«, sagte Jasper mit Nachdruck.
    »Oh, da bin ich mir sicher, ganz sicher. Aber er ist nicht pünktlich. Damit hat er schon gegen unsere Abmachung verstoßen. Such eine für meine kleine Lektion aus.«
    »Ich spiele deine Spielchen nicht mit.«
    »Natürlich tust du das. Und wenn nicht, werde ich allen fünf wehtun.«
    Jasper schluckte. Darauf gab es keine Antwort, nichts, mit dem er hätte dagegenhalten können.
    »Immer diese Entscheidungen«, sagte Friar freundlich. »Ich helfe dir ein wenig auf die Sprünge. Wir rufen gleich deinen Bruder an und lassen ihn zuhören.« Er kniete sich neben das Mädchen, das ihm am nächsten war. Die Rothaarige. Sie trug ein dünnes goldenes Bettelarmband. Ihr Haar war kurz und lockig. An einem Schuh war der Schnürsenkel aufgegangen. Sie sah aus wie zehn.
    Der Zauber mochte verhindern, dass sie sich nicht an das erinnern würde, was man ihr angetan hatte, doch nicht, dass sie Schmerzen hatte.
    »Nimm mich stattdessen«, sagte Jasper schnell. »Ich schreie, wenn du möchtest. Weine und schreie. Ich flehe Rule an, sich zu beeilen. Das ist besser, denn dann weiß er, dass es jetzt passiert. Er könnte denken, dass … dass es aus einen Film stammt, egal was das Mädchen von sich gibt.«
    »Das ist clever«, sagte Friar anerkennend. »Cleverness belohne ich gern. Ich finde, du solltest dein eigenes Handy benutzen, um ihn anzurufen.« Friar zog Jaspers Telefon aus seiner Tasche.
    »Im Moment sind mir sozusagen die Hände gebunden.«
    »Magst du diese Actionfilme, in denen der Held klugscheißert, während der Bösewicht schreckliche Dinge mit ihm anstellt? Von mir

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