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Unsterbliche Bande

Unsterbliche Bande

Titel: Unsterbliche Bande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Wilks
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hatten, Körper wie die, die wir kennen –, schliefen sie nun. Oder genossen etwas, das Schlaf sehr ähnlich war. Doch genug der umständlichen Erklärungen. Da wir diesen Ort ohnehin niemals ganz verstehen werden, werden wir von jetzt an einfach so tun, als wären sie hier, und die uns bekannten Begriffe verwenden …
    Er erwachte als Erster, so wie immer. Das war normal und vertraut und wundervoll. So bekam er Gelegenheit, sie beim Schlafen zu beobachten, obwohl er geglaubt hatte, das niemals mehr erleben zu dürfen.
    Die meiste Zeit war er ein rastloser Mann, doch heute Morgen – und es war Morgen, soweit es ihn betraf – fühlte er sich ganz ruhig. Zumindest bis sie aufwachte und ihn anlächelte. Sie strich ihm über die Wange, über die Furchen, die ein Leben dort hinterlassen hatte, das er ohne Rücksicht auf sich selbst und zumeist richtig geführt hatte, doch wenn er Fehler gemacht hatte, dann ziemlich große. Das hatte sie ihm einmal vorgeworfen, denn sie hatten nicht nur miteinander geschlafen, sondern auch geredet. »Wann gehst du wieder?«, fragte sie.
    Er sah sie finster an. »Wovon sprichst du?«
    »Oh, bitte. Wann hast du dich denn schon einmal wirklich entspannen und einen Urlaub genießen können?«
    Er blinzelte. »Urlaub? Sie sagten, dies sei ein Ort, um sich auszuruhen. Ich dachte … es ist sehr schön hier.«
    »Das ist es. Sehr schön.« Sie lachte ihn jetzt aus. »Ausruhen, Urlaub – wie immer wir es nennen, dies hier ist kein Ort, an dem man für immer bleiben kann. Obwohl es Leute geben soll, die sich gern ausruhen, habe ich gehört.«
    Trotz ihres Scherzes entspannte er sich nicht. »Ich, äh, ich habe einen Job angeboten bekommen.«
    »Ich wusste es. Komm, stehen wir auf. Ich habe Hunger.«
    Sie machten gemeinsam Frühstück, so wie sie es früher immer getan hatten. In ihrem früheren Leben, genauer gesagt, doch das ist Haarspalterei. Er erzählte ihr ein wenig von dem Job.
    Ein … es war wohl ein Engel gewesen, der ihm das Angebot gemacht hatte, derselbe, der bei ihm gewesen war, als er sich in dem Grau verloren hatte und den er dann fast ganz vergessen hatte. Natürlich war Engel das falsche Wort. Das wusste er. Das falsche Wort für etwas ihm Unbekanntes, das ihm diese Arbeit angeboten hatte, das all seine Vorstellungen von Wesen und Grenzen so vollständig überstieg, dass Worte bedeutungslos wurden. Deshalb war es für ihn ein Engel, und dabei blieb es.
    »Was immer Friar mit sich genommen hat, es war abscheulich. Und auf eine Art an diese Seite gebunden, die mir ganz und gar nicht gefällt. Und dem, äh … dem, der mir den Job angeboten hat, auch nicht.«
    Sie nickte ernst. »Ich habe davon gehört.« Als er sie überrascht ansah, lachte sie wieder. Sie hatte immer gern gelacht, doch jetzt schien die Fröhlichkeit sich noch leichter Bahn zu brechen. »Komm schon, ich habe dir gesagt, dass ich Verbindung zu anderen aufgenommen habe. Dass ich mich ein wenig umsehen will, bevor ich entscheide, was ich jetzt tun möchte.«
    »Ja, aber ich sehe nie jemanden, mit dem du reden könntest.«
    »Weil du es nicht willst. Wenn du daran interessiert wärst … aber egal.« Sie streckte den Arm aus und ergriff seine Hand. »Al, das ist in Ordnung. Wann habe ich je wegen deiner Arbeit Theater gemacht? Ich will gar nicht mit dir die Ewigkeit sonnenbadend am Strand verbringen und erwarte das auch nicht von dir.«
    Jetzt lächelte er doch. »Du hasst Sonnenbaden.«
    »Stimmt. Also, wann gehst du wieder?«
    Seine Hand umfing ihre fester. »Noch nicht. Ich brauche mehr Zeit mit dir, mehr Zeit, um … aber wenn ich diesen Job annehme, werde ich nicht ständig weg sein. Ich werde mir … nicht die Wochenenden freinehmen können, aber ein bisschen Zeit dann und wann. Um bei dir zu sein. Wenn ich dort bin, erinnere ich mich an das, was hier ist, nicht sehr gut. Aber ich werde wissen, dass ich bei dir war.« Dessen war er sich nun sicher.
    »Drüben arbeitet die Erinnerung anders als hier«, bestätigte sie. »Aber das Gute bleibt immer hier bei uns.«
    »Ja.« Er blickte hinunter auf ihre Hände, die ineinanderlagen, und die Ringe, die an ihnen leuchteten. »Ja, das ist wahr.« Er lächelte plötzlich und sah genauso aus wie der verschmitzte neunundzwanzigjährige Mann, in den sie sich verliebt hatte. Ganz genauso – denn hier arbeitete die Erinnerung in der Tat anders. »Und ich muss zugeben, ich freue mich schon darauf, Yus Gesicht zu sehen, wenn ich wieder auftauche.«

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