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Unsterbliche Küsse

Unsterbliche Küsse

Titel: Unsterbliche Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemary Laurey
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ersten Abend gestolpert war, waren ungestutzte Figuren aus Buchsbaum. Ein Steingarten war von Unkraut komplett zugewuchert, und grünes Zeug schwamm auf der Oberfläche eines Zierteichs, in dessen Mitte eine Fontäne lautlos vor sich hin plätscherte.
    Dixie schlenderte durch einen von Glyzinien überrankten morschen Laubengang und gelangte schließlich durch eine Art Torbogen in einer Eibenhecke in den Küchengarten. Angelehnt an die hohe Ziegelmauer stand ein halb verfallener Geräteschuppen, aber Dixies Aufmerksamkeit galt einer Tür in der Mauer. Die alten Angeln knarzten, als sie gegen den rostigen Türknauf drückte. Sie musste mit der Schulter nachhelfen, um die Tür ein Stück weit zu bewegen. Zwei alte Damen hätten hier nichts ausrichten können. Halb geöffnet, blockierte die Tür – aber das reichte schon. Dixie betrat den verborgenen Teil ihres Gartens.
    Und erbebte.
    Der Garten war perfekt quadratisch, mit neun, vielleicht auch zwölf Metern Seitenlänge. Bis auf die Mitte lag alles im Schatten der hohen Ziegelmauern ringsum. An einer Seite stand eine bemooste Steinbank, die aber nicht sonderlich bequem aussah. Die unglückliche Verfehlung eines Gartenarchitekten dachte Dixie noch, als sie an der Mauer direkt über der Bank das zerbröckelnde Pentagramm erblickte. Was hatte sie da entdeckt?
    Der Garten wirkte insgesamt öde und abweisend. Auf den Steinpfaden bemerkte Dixie Zeichen und Gravuren wie seltsame Hieroglyphen. Manche sahen aus wie Tierkreiszeichen, andere eher wie Buchstaben oder Runen. Dixie folgte einem der Pfade, die alle zur Mitte hinführten, zu einem grünen Geviert, das wie eine Rasenfläche aussah, sich aber bei näherem Hinsehen als eine Art Kräuterbeet entpuppte. Sie verrieb ein paar Blätter zwischen den Fingern, des Geruchs wegen, und dachte sofort an den Kamillentee, den Gran immer getrunken hatte.
    Die Anlage musste jahrhundertealt sein. Stammte Kamillenrasen nicht aus der Zeit der Tudors? Beeindruckt, aber nach wie vor irritiert, sah sich Dixie weiter um. Der Rasen, ein Quadrat mit rund zweieinhalb Metern Seitenlänge, lag genau in der Mitte des Gartens. Die Sonne schien wohl schon seit Hunderten von Jahren auf diesen Flecken, was Dixie aber nicht sonderlich bewegte.
    An den vier Ecken ragten Stelen empor, ganz mit Moosen und Flechten überwuchert. Dixie ging ein paar Schritte darauf zu und erstarrte.
    Das waren nicht irgendwelche Säulen, sondern Phalli. Auf was war sie da gestoßen? Wollte sie das überhaupt genau wissen? Sie verließ den Garten fluchtartig und machte das Tor fest hinter sich zu.
    Tee würde sie an diesem Ort sicher nicht servieren.
    Im feuchtmodrigen Schuppen stieß Dixie unter lauter Spinnweben auf alte Gerätschaften, eine Schubkarre und einen vorsintflutlichen Rasenmäher. Sie schnappte sich einen Flechtkorb, der sich bequem unter dem Arm tragen ließ, und ging zurück in den Blumengarten. Dort jätete sie die Rosenbeete, bis es zu dämmern begann. Müde und mit verspanntem Nacken erreichte sie das Barley Mow eine Stunde vor Schluss.
    »Dass Sie heute noch kommen«, sagte Vernon, als sie das Lokal betrat. »Alf hat ein schönes vegetarisches Curry auf der Pfanne.«
    Dixie bestellte es sogleich und nahm am Fenster Platz. Sie vermisste Christopher, aber nun ja, so hatte sie wenigstens Zeit zum Nachdenken.
    Weit gefehlt! Direkt auf sie zu kam James, dieser schmierige Typ. »Schönen guten Abend! Was haben Sie denn Schönes gemacht heute?«
    Oh, im Garten herumgewerkelt und zufällig diese halbmeterhohen Steinphalli entdeckt. Wissen Sie vielleicht, wozu die gut sind? Kein guter Einstieg. »Mich im Garten getummelt, während der Putztrupp sich um das Haus gekümmert hat«, klang schon besser.
    »Aber passen Sie bloß auf Ihre Händchen auf«, sagte er und streichelte ihre Finger.
    Dixie zog die Hand zurück und ergriff ihr Glas derart entschlossen, dass der Tisch wackelte. Sie hätte das Lokal auf der Stelle verlassen, aber da kam Vernon mit ihrem Curry.
    »Gesunder Appetit, die Dame«, brummelte James mit einem Grinsen, das noch unverschämter war als die Bemerkung selbst.
    »Was glauben Sie, wozu ich hier bin«, erwiderte Dixie, die Gabel in der Hand.
    »Geht doch nichts über nette Gesellschaft beim Essen.« Dixie hörte zu kauen auf; sein Knie hatte sie doch wohl hoffentlich zufällig berührt. »Wie wär’s später noch mit einem Nachtisch woanders?«, fragte James.
    Dieses Mal hätte sie beinahe auf die Gabel gebissen. Der Knilch fummelte mit der Hand

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