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Unsterbliche Küsse

Unsterbliche Küsse

Titel: Unsterbliche Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemary Laurey
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ruhigen, traumlosen Schlaf.
    Am Morgen darauf sah sie alles anders.

5
    Das Klicken von Dixies Schloss brachte Christopher wieder zur Vernunft. Nach vierhundert Jahren strengster Disziplin war er einem Paar leuchtend grüner Augen verfallen und einem Lächeln, das ihn vergessen machte, dass er kein Mann mehr war. Sie war aufrichtig, offen und großherzig, und er hatte die Situation ausgenutzt wie der letzte Schurke und seine besten Vorsätze über Bord geworfen. Nun, da er von ihrem Blut gekostet hatte, süß und schwer wie alter Met, wusste er, dass es zu spät war. Sein Körper hungerte, sein Innerstes verlangte geradezu nach mehr. Ihr voller Geschmack und ihre Wärme wirkten auf ihn wie eine Droge.
    Voller Selbstverachtung schlich er sich hinter das Haus und sah zu, wie oben das Licht anging. Dann öffnete er ein Stück weit den Vorhang. Sie schlief. Eine bleiche Gestalt mit alabasterfarbenem Teint, das kastanienfarbene Haar wie ein Heiligenschein auf dem Kissen.
    Er kämpfte gegen den Drang, das Fensterbrett zu überqueren, unterdrückte das Verlangen, sie abermals zu schmecken, tötete den Wunsch, ihre duftige Haut unter seinen Lippen zu schmecken. Sie hatte ihm vertraut, ihm ihre Freundschaft angeboten, etwas, das er nur von seinesgleichen erwartet hätte.
    Seinesgleichen. Das brauchte er. Dort lag seine Stärke. Mit einem letzten schmerzlichen Blick trat er von ihrem Fensterbrett zurück und begab sich fünfzig Kilometer nach Osten.
    »Ich mag solche Auftritte nicht, Kit«, sagte eine Stimme aus dem Ohrensessel. »Nicht ohne Vorankündigung. Könnte immerhin sein, dass ich Gäste habe.«
    »Sämtliche infrage kommenden Gäste wären Freunde von mir«, erwiderte Christopher, als er sich vom geöffneten Fenster herabließ und im zweiten Sessel auf der anderen Seite des marmornen Kaminsimses Platz nahm.
    »Wer würde denn dich schon zum Freund haben wollen? Du vergräbst dich draußen auf dem Land und kommst nur in die Stadt, wenn du was brauchst. Gar nicht mehr so wie damals in der guten alten Zeit, als du es kaum erwarten konntest, nach London zu kommen.«
    Christopher nickte. »Du hast recht, Tom, wie immer. Ich brauche auch jetzt etwas.«
    Sein alter Freund lächelte. »Und ich hab schon geglaubt, du bist auf ein Glas Port vorbeigekommen. Ich habe einen schönen Vintage Ruby in der Karaffe.«
    Christopher goss sich ein Glas ein, schwenkte es und nahm einen Schluck. Im Vergleich zu Dixie schmeckte der dunkle Saft wie Wasser. Er seufzte und lehnte sich zurück, Schultern und Hüften in die Polster gedrückt. »Ich habe ein Problem, Tom.«
    »Die Bücher?«, fragte Tom und sog an seiner Zigarre. Er gab den Rauch extra langsam von sich und beobachtete Christopher wie durch eine Nebelwand.
    »Nein, das ist es nicht. Ich hab gefunden, was wir erwartet haben, und noch ein paar andere mehr. Sie hat auch nichts dagegen, zu verkaufen, und ich habe mich bereit erklärt, nach einer Schätzung den Marktpreis zu zahlen. Es ist …« Er schaute zu Tom hinüber, der Rauchkringel blies. »Was findest du nur an diesem Zeug?«
    »Machst du dir etwa Sorgen um meine Gesundheit? Wer hat mich denn Walter Raleigh vorgestellt?«
    »Hör auf damit. Ich bin nicht zu Scherzen aufgelegt.« Wütend auf sich selbst und sein schlechtes Benehmen starrte er in den leeren Kamin. »Tom«, sagte er, »ich breche schier auseinander.«
    »Das bezweifle ich«, erwiderte Tom. »Sieht mir eher nach Einrosten aus. Wenn es nicht die Bücher sind, was ist es denn dann?«
    Christopher erzählte ihm alles.
    »Du hast von einer nichts ahnenden Menschin gekostet, und nun treibt dich die Angst um. Warum? Hast du sie verletzt? Hat sie sich gewehrt? Fühlt sie sich überrumpelt?« Christopher dachte unwillkürlich an Dixies leuchtende, vom Mond beschienene Augen und an das Lächeln auf ihrem schlafenden Gesicht und schüttelte den Kopf. »Hör auf, dir Sorgen zu machen. Du hast Blut gesaugt. Wir brauchen das, um zu überleben. Wann hast du überhaupt das letzte Mal gesaugt?«
    »Ich habe nicht gesaugt, sondern nur gekostet. Ich hatte nie die Absicht, zu saugen. Es ist einfach passiert.«
    »Wann hast du das letzte Mal gesaugt?«, wiederholte Tom.
    Christopher legte die Stirn in die Handfläche, den Ellbogen auf die Armlehne gestützt. »Von einem Menschen – vor drei Jahren.«
    Toms Augenbrauen gingen hoch. »Wie schaffst du das bloß?«
    Ein trockenes, wenig amüsiertes Lächeln ließ Christophers Schultern erzittern. »Ich lebe auf dem Land, umgeben von

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