Unsterbliche Liebe
Stern.«
Ihre Brust schnürte sich zusammen, ihr Bewusstsein schien sich in einem Anfall von Glück zu erhellen. Das Schmuckstück war über alle Maßen schön: ein silberner Stern, mit Perlen besetzt und mit Reihen von Rubinen, nein, es mussten Granate sein. In der Mitte befand sich ein großer, kreisrunder Jettstein, der sich glatt und warm unter ihren Fingerspitzen anfühlte.
»Sie ist wunderschön, Justin.«
»Wie du.« In der Stille klang seine Stimme brüchig und belegt. »Ein Stern. Die Schmuckstücke sind als Erinnerung an mich gedacht.«
Etwas in seinem Ton, seinen Worten griff ihr ins Herz. »Als Erinnerung an dich?«
»Ja. Morgen gehe ich fort. Wenn du von deiner Mutter zurückkommst, bin ich nicht mehr hier.«
Seine Worte fühlten sich in ihren Augen wie kalte Säure an, brannten in ihrem Kopf, ätzten Narben in ihre Seele. Fassungslos und ungläubig starrte sie ihn an. Sein teilnahmsloses Gesicht und der beinharte Blick schmerzten nicht minder als seine Worte. »Verstehe.« Das war glatt gelogen. Nichts verstand sie, aber der Blick auf den perlenbesetzten Stern auf dem dunklen Samt belehrte sie eines Besseren. Sie hatte einmal ein Buch gelesen, in dem ein reicher Mann seine abgelegten Geliebten mit einer Diamantbrosche abzuspeisen pflegte. Damals hatte sie dieses Verhalten absurd gefunden und schlicht unmöglich, und nun passierte ihr dasselbe.
Hätte sie sich bloß nie mit Dr. Justin Corvus eingelassen! Aber was geschehen war, konnte sie nicht mehr rückgängig machen. Es gab nichts, was sie hätte tun können. Aber von nun an …
Sie klappte das Schmucketui zu und warf es in das Handschuhfach.
»Stella!«, sagte Justin, als sie den Sicherheitsgurt löste und die Autotür aufmachte. »Es gehört dir. Du sollst es haben.«
»Ich will es aber nicht.«
Er stand noch vor ihr am Eingangstor. »Bitte, Stella. Ich will, dass du eine Erinnerung an mich hast. An uns beide. Bitte, nimm es an.«
Sie hätte ihm beinahe ins Gesicht gelacht. Was dachte sich der überhaupt! Wenn sie es nicht besser gewusst hätte, würde sie noch glauben, er sei der Leidende! »Vergessen will ich dich, und zwar so schnell wie möglich.« Er machte einen Schritt auf sie zu, aber sie wich ihm aus. »Geh mir, verdammt noch mal, aus dem Weg!«
»Stella!«
»Nein! Ich habe eine bessere Idee! Fahr zur Hölle und komm nie mehr wieder!« Mit einem Satz hatte sie den Zaun übersprungen und war auf halber Strecke zum Haus gelandet. Wenn es jemand gesehen hätte … verdammt blöd! Wäre er ihr gefolgt, hätte sie ausprobieren können, ob ein Tritt in die Lenden auch bei Vampiren Wirkung zeigte, aber er stand draußen auf dem Gehsteig, fassungslos. Als sie die Tür hinter sich zuknallte, konnte sie noch einen Blick auf sein schockiertes Gesicht erhaschen.
Dixie erhob sich aus dem Fernsehsessel, als die Haustür ins Schloss fiel. Noch bevor Stella überhaupt um die Ecke kam, fühlte Dixie ihren Zorn. »Was ist passiert?«
»Wie ich nur so dumm sein konnte, darauf hereinzufallen. Was für ein Blödmann!« Wie ein gefangener Tiger ging sie auf dem abgenutzten Wohnzimmerteppich auf und ab. »Ich bin dreißig Jahre alt, und mir sind genug Männer und Lügen begegnet, dass ich sie aus einem Kilometer Entfernung erkennen müsste!« Sie blieb stehen, ballte die Fäuste und warf den Kopf in den Nacken wie unter großen Qualen.
»Justin?« Was hatte dieser Idiot bloß gesagt oder getan?
Stella runzelte die Stirn, dass ihre Brauen beinahe aneinanderstießen. »Wer ist denn, bitte schön, Justin?«
»Der Kerl, der gerade so gut wie alles falsch gemacht hat, was man nur falsch machen kann.«
Das bewirkte zwar kein Lächeln, löste aber Stellas verbissene Miene ein wenig. »Ich versuche mir einzureden, dass alles nur ein böser Traum war! Ein Irrtum!«
Dixie legte den Arm um Stella. »Wie wär’s, wir nehmen erst mal Platz, und du erzählst mir, was passiert ist.«
Stella sackte regelrecht in sich zusammen, als sie sich setzte, wirkte nun nicht mehr wütend, sondern verwirrt und fassungslos. »Dixie …«, begann sie, aber ein Schluchzen schnitt ihr das Wort ab.
Dixie rückte enger heran, nahm sie in die Arme. Die Berührung ließ Stella erneut aufschluchzen, aber sie weinte nicht; diese Art der Erleichterung war ihr als einer Unsterblichen verwehrt. Ihre Schultern hoben und senkten sich in ihrem Schmerz, und sie schimpfte vor sich hin, bis ihr leichter wurde und sie wie ein Bündel Elend neben Dixie saß.
»Jetzt, da das vorbei
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