Unsterbliche Liebe
ist«, sagte Dixie, »und wir beide der Meinung sind, dass Männer die Intelligenz und Empfindsamkeit eines Holzblocks haben, kannst du mir doch sagen, was zum Teufel er sich geleistet hat.«
Derart beruhigt erzählte ihr Stella alles.
Tom Kyd sah Justin vorwurfsvoll an. »Du passt nicht auf.«
»Ich gebe mir Mühe.« Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem Laptop zu, während Toms verkrüppelte Finger über die Tasten flitzten.
»Diese Website habe ich extra für dich gemacht. Sie enthält alle Informationen, die ich kurzfristig kriegen konnte. Updates mache ich bei Bedarf. Falls du einmal keinen Netzzugang haben solltest, ist ein Großteil der Informationen auf diesen CDs enthalten.«
Er zeigte auf einen Stapel neben dem Computer. »Auf der Festplatte findest du eine Liste mit Internetseiten und E-Mail-Adressen. Hier! In dieser Datei!« Er klickte auf ein Icon, um sie zu öffnen. »Die wichtigsten musst du auswendig kennen, damit du sie auch von einem anderen Computer oder einem Internetcafé aus nutzen kannst.«
Justin starrte auf den Laptop seines Freundes. Tom musste Stunden damit zugebracht haben, sämtliche Details über seine weit verzweigten Finanzen, Klinikaufzeichnungen und zwei verschiedene Identitäten hochzuladen. »Wie hast du das gemacht?«
Tom zuckte mit den Schultern. Sein Grinsen kam Justin bekannt vor; vor vierhundert Jahren in einer Taverne in Southwark hatte er genauso gegrinst. »Einfach nur großartig.«
»Dem würde ich nicht widersprechen. Ich hatte ohnehin vor, nach Havering zurückzugehen. Die Klinik gehört mir, nicht der Kolonie, und ich hätte zehn, fünfzehn Jahre Zeit, bis ich die Identität wechseln müsste. Aber jetzt habe ich dieses …« Er konnte sonstwo hingehen. Sich verlieren.
»Ich würde trotzdem sagen, geh nach Havering!«, riet Kit. »Dort ist dein Lebensmittelpunkt. Lass dir ein paar Jahre Zeit und plane in Ruhe deinen nächsten Schritt. Außerdem wissen wir, wo du zu finden bist, sollte sich was tun.«
»Was soll sich denn schon tun?« An Wunder glaubte er schon seit mehr als tausend Jahren nicht mehr. »Je schneller alles vorbei ist, umso besser. Das ist für alle Beteiligten das Beste und spart uns unnötigen Aufruhr in der Kolonie.«
»Du könntest kämpfen, ist dir das klar?«
Justin war versucht, darauf gar keine Antwort zu geben, aber … »Nein. Ich werde mich nicht selbst über unsere Gesetze erheben. Gib mir nur dein Wort, dass du Stella beschützen wirst.«
»Musst du mich zweimal darum bitten?«, fragte Tom.
Justin verzog sein Gesicht zu einem Lächeln. »Nein, mein Freund, aber ihre und Sams Sicherheit sind mir nun mal besonders wichtig.«
»Sie weiß, was passiert ist?«, fragte Kit.
Justins Herz krampfte sich zusammen. »Ich habe ihr gesagt, ich würde morgen weggehen.«
Sie starrten schweigend vor sich hin.
»Und sonst nichts?«, fragte Kit mit vor Schock geweiteten Augen. »Du hast ihr nicht gesagt, warum?«
»Ein bisschen plump, oder?« fügte Tom hinzu. »Aber auch irgendwie daneben. Ist sie darüber nicht ausgerastet?«
Sie war zutiefst getroffen, und diese Trauer in ihren Augen würde er nie vergessen. »Es gab keine andere Möglichkeit.«
»Du hättest ihr sagen können, warum.«
Und die gaben vor, ihm helfen zu wollen! »Wie, zum Teufel, stellt ihr euch das denn vor?« Er blaffte sie regelrecht an, und sie hatten es, bei Gott, auch verdient.
»Nun«, begann Tom, »du hättest sagen können: ›Stella, es gibt da ein Problem.‹ Hättest ihr die Lage erklären können.«
Justins Lachen schnitt hart in Toms Worte. »Ihr alles erklären, sagst du! Ja, genau! Ich serviere ihr den ganzen Schlamassel brühwarm, worauf sie brav mit dem Kopf nickt und sagt: ›Ah, ja. Verstehe, Justin, mach’s gut. Du wirst mir fehlen.‹ Um sich dann wieder dem Abwasch zuzuwenden! Tom Kyd, du lebst hinter dem Mond. Erinnerst du dich noch, wie Dixie reagiert hat, als ich ihr erklärte, sie müsse um ihrer eigenen Sicherheit willen außer Landes?« Toms schockiertes Gesicht zeigte Justin, dass er auf dem richtigen Weg war. »Verstehst du mich jetzt langsam? Gut! Stella ist kein Iota anders, vielleicht sogar noch sturköpfiger. Hätte ich ihr die ganze Wahrheit erzählt, wäre sie mittlerweile längst in Gwylthas Suite aufgekreuzt, um eine Reform des Kodexes unserer Kolonie zu fordern, und wenn sie damit nicht durchkäme, würde sie auf der Stelle unter allen nur greifbaren Wiedergängern eine Solidaritätskampagne zu meinen Gunsten vom Zaun
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