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Unsterbliche Sehnsucht

Unsterbliche Sehnsucht

Titel: Unsterbliche Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Marsh
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ihre zerrissene Bluse und den Rock wandern und hielt für einen Moment inne, als er das silbrige Geisterblut bemerkte, das ihre Brust zierte. »Du bist eine Seelenverwandte«, sagte er noch einmal.
    »Memo an den Engel.« Sie zupfte an ihrer Bluse. »Das scheint keine Rolle gespielt zu haben.«
    »Lebt dein Seelenverwandter noch? Mit wem hast du dich verbündet?« Der Engel trat einen Schritt näher. Nun stand er so dicht vor ihr, dass sie die Hand ausstrecken und die blendend weißen Federn an den riesigen Flügeln berühren konnte, die aus seinem Rücken ragten. Sie bewegten sich und erzeugten einen Windhauch. Vielleicht war Mister Herablassend nicht so gelassen, wie es den Anschein hatte.
    Er klang so, als wollte er einen Bericht darüber hören, was unten im Labor vor sich ging.
    »Mein Seelenverwandter hat mich mit seiner Klinge durchbohrt. Er hat mich umgebracht.«
    Der Engel zuckte zurück. »Unmöglich!«
    »Ähmmm … Nein!« Sie deutete auf ihre mit Blut befleckte Bluse. »Sieht das vielleicht wie eine Verletzung aus, die jemand überleben könnte? Und irgendwie bin ich jetzt hier gelandet.«
    »Er ist nicht in der Lage, dich zu töten, weil du nicht sterben kannst. Nicht, solange du mit ihm verbündet bist und er lebt.« Das Flügelschlagen wurde heftiger.
    »Und woher wollen Sie das so genau wissen?« Wenn das alles stimmte, konnte er sie vielleicht wieder nach Hause schaffen.
    »Weil« – mit seinem weisen Blick schaute er durch sie hindurch – »ich Michael bin.«
    Diplomatie war ihr jetzt egal. »Dann ist das alles Ihre Schuld.« Wut stieg in ihr auf und sie machte einen Schritt auf ihn zu. Zer kämpfte da unten um sein Leben. Und sie selbst hatte es gründlich satt, sich so hilflos zu fühlen. »Sie haben die Gefallenen vor dreitausend Jahren verdammt. Sie haben sie aus dem Himmel geworfen, ihnen die Flügel ausgerissen und sie vertrieben. Mir ist scheißegal, was die Männer Ihrer Meinung nach getan haben sollen – aber Sie lagen falsch. Die Gefallenen haben die ganze Scheiße, der sie durch Sie ausgesetzt worden sind, nicht verdient.«
    Sie wirbelte herum und deutete zu dem jenseitigen Fenster auf ihr altes Leben. »Wagen Sie es ja nicht, das zu schließen. Schauen Sie sich an, was sich da unten abspielt, und sagen Sie mir, dass es richtig ist.«
    Zer kämpfte inzwischen wie ein Berseker, in seinen Augen lag ein kaltes Leuchten. Gerade drehte er sich um, schwang seine Klinge nach oben, und auf Cuthahs Brust erschien eine blutrote Linie. Der fuhr seinerseits fluchend zurück, in seiner Hand blitzte jedoch seine Klinge auf. Als die Schneiden der beiden Kämpfer aufeinandertrafen, konnte Nessa sich nur mit Mühe beherrschen, nicht zusammenzuzucken und die Augen zu schließen.
    Mit gerunzelter Stirn kam der Engel näher. »Meine Herrschaften kämpfen mit einem meiner Leutnants. Was erwarten Sie von mir?«
    »Ich möchte, dass Sie sich die Wahrheit anhören!«, schrie sie. »Was auch immer Sie glauben, das die Gefallenen getan hätten, es stimmt nicht. Ich weiß von Zer, dass jemand Ihre Frauen ermordet hat.«
    »Und zwar auf brutalste Weise.« Michael legte den Kopf schief. »Zer ist dein Seelenverwandter?«
    Sie rieb sich über die dunklen Male an ihren Handgelenken. »Ja. Ja, das ist er.«
    »Er war auch der Anführer der Herrschaften«, fügte der Engel mit hartem Tonfall hinzu. »Er trug die Verantwortung für ihr Handeln. Und er hat sie in einen Kampf gegen mich geführt.«
    »Weil er glaubte, Sie wären ein kaltblütiger Mörder!«, blaffte sie Michael an.
    Der Engel schaute sie unnachgiebig an. »Das bin ich auch. So sind wir alle. Du weißt sehr wenig über die Herrschaften, Menschenfrau. Wir wurden dazu erschaffen, zu töten, zu verteidigen. Wir bewachen den Himmelsthron und haben geschworen, es bis zum letzten Atemzug zu tun, egal, was auch geschehen mag.«
    »Fällt unter ›egal was‹ auch, dass unschuldige Frauen sterben müssen? Davon sind Zer und die anderen Gefallenen nämlich ausgegangen. Sie glaubten, dass Sie für Esrenes Tod und die weiteren Morde verantwortlich waren.«
    Michael starrte sie ausdruckslos an. »Aber ich habe sie nicht getötet.«
    »Sie sagten doch gerade, dass Sie ein Mörder sind.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Das meinte ich ganz allgemein. Ich habe weder Esrene noch die anderen umgebracht, aber ich hätte ahnen müssen, was vor sich ging.«
    »Sie hätten wissen müssen, dass Ihr Leutnant ein psychotischer Spinner ist. Wie konnten Sie die Herrschaften ohne

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