Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unsterbliche Sehnsucht

Unsterbliche Sehnsucht

Titel: Unsterbliche Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Marsh
Vom Netzwerk:
irgendeinem Dritte-Welt-Land.
Halte durch!
    Sie wartete, doch es kam keine weitere Nachricht aus der anderen Welt. Vorsichtig sah sie sich um und nahm die intensiven, satten Farben der Ebene in sich auf. Es war warm, aber nicht zu warm. Am Horizont erhob sich eine Stadt aus Silber und Glas. Und der Himmel erst, oh Gott, angesichts seiner Farben wünschte sie sich, sie wäre Malerin und keine Wissenschaftlerin. Das Azurblau konnte man nicht mit Worten beschreiben.
    Berge umgaben die Ebene. Es sah aus, als habe der kosmische Expresszug, mit dem sie gerade angekommen war, das dunkle Gestein direkt durchschlagen. Die Fahrt hatte sich wie eine Ewigkeit angefühlt, sich jedoch blitzschnell abgespielt. Vielleicht lief der Tod so ab. Es war ja nicht so, als hätte sie so etwas schon einmal erlebt.
    Zuerst bemerkte sie die Geräusche. Vögel zwitscherten eine hübsche kleine Melodie. Und der Wind wehte. Es hörte sich wie auf einem dieser Sampler mit Entspannungsmusik an, die sie im Drogeriemarkt verkauften. Zu perfekt. Ihr Körper fühlte sich ganz leicht an, fast schon geisterhaft, und als sie die Hände vors Gesicht hob, konnte sie durch sie hindurchsehen. Das war definitiv nicht ihr bester Tag.
    Sie wollte zurück. Sie wollte Zer.
    Das Geräusch von sanftem Flügelschlagen kam immer näher und brachte sie davon ab, sich selbst zu bemitleiden; dafür war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Sie brauchte einen Plan und musste ihn schnell in die Tat umsetzen. Denn als sie den Kopf hob, sah sie einen leuchtenden Engel auf sich zufliegen. Schwer zu sagen, ob ihr Tag nun besser werden würde – oder noch schlimmer.
    Oh Gott, sie wusste nicht, was sie tun sollte.
    Am liebsten hätte sie sich hingesetzt und gründlich nachgedacht, doch etwas sagte ihr, dass Zeit ein Luxus war, den sie nicht besaß. Zer kämpfte um sein Leben, und sie konnte den Gedanken, dass er womöglich verlor, nicht ertragen. Sie hatte ihm nicht helfen können. Nessa schaute hinter sich und es schien, als blickte man durch das falsche Ende eines Kaleidoskops, durch ein überirdisches Fenster in das Dreckloch, das sie ihr Büro nannte.
    Von dort war ein tiefer, kehliger Laut zu hören, der sie an ein verwundetes Tier erinnerte, gefolgt von dem schrillen Klirren, als Metall auf Metall traf; es klang wie Fingernägel auf einer Schultafel. Das Geräusch verkündete laut und deutlich: Der Tod stand bevor. Ihr war fast so, als hinge der satte, metallische Geruch von Blut in der Luft. Wenigstens bekam Zer endlich Verstärkung. Während sie die sich vor ihr abspielende Szene beobachtete, stießen Vkhin und Nael zu ihrem Anführer, um wie mittelalterliche Recken Seite an Seite mit ihm zu kämpfen. Die schweren Klingen in ihren Händen blitzten auf, die Muskeln an ihren Schultern traten hervor, als sie sich langsam vorarbeiteten. Mit jedem brutalen Stoß erzitterte die Luft, in den Blicken der Männer lag grimmige Entschlossenheit. Sie hatten ihre Kampfesmienen aufgesetzt. Weder waren sie Dämonen noch wirkten sie ganz wie Menschen.
Herrschaften …
    Das Flügelschlagen hörte plötzlich auf, also drehte sie sich wieder nach vorn, in der Hoffnung, dass das seltsame Fenster gleich noch immer da sein würde. Die Vorstellung, auch diese schwache Verbindung zu Zer einzubüßen, erschien ihr unerträglich. Vor ihr stand ein breitschultriger Engel, eine bedrohliche Gestalt mit goldener Haut und dunkelblonden Haaren, die so raspelkurz geschnitten waren, dass seine wunderschöne Kopfform hervortrat. Seine Augen glichen einem Fenster zur Hölle. Dunkel. Glühend. Voller Qualen. Er blickte über ihre Schulter hinweg durch das Fenster auf das, was sie bereits gesehen hatte.
    »Was machst du hier, Seelenverwandte?«
    Seine Stimme jagte ihr eine Heidenangst ein. Sie klang, als würde sie das Ende der Welt einläuten. Der tiefe Bass war weit mehr als nur kalt. Sein Tonfall – gefühllos und altertümlich – machte ihr klar, dass sich ihr neuer Gefährte nicht im Geringsten um die Geschehnisse hinter ihr scherte.
    Und sie hatte geglaubt, die Gefallenen wären hartherzig. Im Vergleich zu diesem Engel wirkten sie richtiggehend gefühlsduselig und vom Glück beseelt.
    »Da bin ich mir selbst nicht so sicher«, antwortete sie vorsichtig. »Glauben Sie mir. Eben noch stand ich dort im Büro, und im nächsten Augenblick wurde ich aufgespießt wie ein Schaschlik; es gab einen Mordsknall und dann stand ich hier.«
    Zum ersten Mal schien der Engel sie anzusehen. Er ließ den Blick über

Weitere Kostenlose Bücher