Unsterbliches Verlangen
haben eine hübsche Auswahl an kalifornischen Weinen. Wie wär’s denn damit?«
Bei Weinen aus Oregon hätte Elizabeth es sich vielleicht noch überlegt, aber der schwere Kopf, den sie von Alkohol bekam, war die ganze Sache nicht wert. »Wir bleiben bei Wasser. Maldon .« Sie nahmen ihre Gläser mit und steuerten einen Ecktisch in Kaminnähe an, wobei sie einem alten Mann auf der anderen Seite des Kamins zunickten. Er saß tief in einem Schaukelstuhl, und man hatte den Eindruck, er würde immer dort sitzen. Vor ihm stand ein halb leeres Glas Bier auf dem Tisch, neben dem eine geöffnete Packung Chips lag. Zu seinen Füßen lag ein struppiger schwarzer Spaniel, der, als sie vorbeigingen, den Kopf hob und leise knurrte.
»Schon gut, Parsnip, sei still«, sagte er und tätschelte ihm den Kopf. »Nur zwei Ladys. Kein Grund zur Beunruhigung.« Er sah auf, erwiderte ihr »Guten Abend« und widmete sich dann wieder seinem Bier und den Chips.
Antonia nahm einen Schluck von ihrem Wasser, bevor sie das Glas auf der polierten Tischplatte abstellte. »Es ist mir ein Rätsel, warum man für das bisschen Blubbern so ein Heidengeld bezahlt.«
»Man nennt das ›mit der Zeit gehen‹. Tom hat mir darüber endlose Vorträge gehalten. Wer, bitteschön, trinkt heutzutage noch normales Brunnenwasser?«
»Ich weiß, ich weiß. In York habe ich jeden Monat Unsummen für die Zwanzig-Liter-Großbehälter bezahlt, die ich mir in die Galerie liefern ließ. Aber man muss ihnen nun mal was bieten.«
Mit »ihnen« meinte Antonia die Sterblichen. Oh Mann, ab und an konnten Vampire furchtbare Snobs sein. »Aber zuweilen sind sie ganz nützlich, oder?« Dieser Seitenhieb musste sein. »Ich denke da an einen gewissen Töpfer.«
»Jetzt aber! Benimm dich, oder ich behalt mein Essen für mich.«
Elizabeth grinste. »Was willst du dann damit machen? Es an Parsnip verfüttern?«
Antonia lachte gackernd, worauf einige Gäste neugierig guckten, bevor sie schnell zu ihren Getränken und Gesprächen zurückkehrten. »Und so sollen wir nicht auffallen! Ghul, was haben wir uns mit dir bloß eingehandelt?«
»Tut mir leid.« Das war glatt gelogen. Man musste Antonia zwischendurch auch mal zum Lachen bringen. Sonst war sie immer viel zu ernst. »Erzähl mehr von diesem Töpfer.«
»Seine Arbeiten sind gut. Sehr gut sogar. Ich bin mir nur nicht sicher, ob ich ihn so ganz überzeugen konnte, dass wir der richtige Laden für ihn sind, aber ich gebe nicht auf. Mit seinen Sachen und den unglaublichen Kissen von Judy, der Tochter des Pfarrers, haben wir einen guten Start in punkto Qualität. Meine große Furcht ist nämlich die, dass alle möglichen Bastler uns ihre gehäkelten Klorollenhauben oder Kerzenhalter aus hölzernen Garnrollen aufdrehen wollen.«
Letztere waren heutzutage natürlich längst aus Plastik, aber das wusste sie nicht. »Das kriegst du sicher hin, Antonia. Wir dürfen nur nichts überstürzen. Mit Emma sollten wir uns mal darüber unterhalten, ob sie die Cafeteria übernehmen möchte, wenn es so weit ist. Wie lange, glaubst du, wird es denn noch dauern?«
»Wenn ich an die Galerie in York denke – doppelt so lang wie die Handwerker sagen. Der Abriss ist ein Klecks. So richtig los geht die Arbeit erst, wenn alles weggeräumt ist. Aber wir eröffnen trotzdem und hoffen mal, dass bis Oktober oder November alles steht. Wir müssen uns auch noch überlegen, was wir mit dem Garten machen. Wo soll der Parkplatz hin? Und was hältst du von einer Picknickecke mit Tischen?«
Elizabeth hatte klare Pläne für einen bestimmten Teil des Gartens, wartete aber auf den richtigen Zeitpunkt, um sie mitzuteilen. »Internetanschluss haben wir auch noch keinen. Wenn der steht, kann ich die Website einrichten.«
»Kümmerst du dich darum?«
»Sicher! Gleich morgen.« Ein Internetanschluss wäre echt toll. Noch toller aber wäre es, wenn Tom hier wäre und mit ihr zusammenarbeiten könnte. Sie vermisste ihn schon, obwohl sie noch keine vierundzwanzig Stunden getrennt waren. Vampire konnten einem ganz schön den Kopf verdrehen. »Möglicherweise muss ich Tom zurate ziehen …«
Antonia gab ein glucksendes Lachen von sich. »Du vermisst ihn schon, nicht wahr? Und ich dachte, du wolltest ein wenig Abstand gewinnen.«
»Wollte ich ja auch.«
Antonia hatte mit ihrer Andeutung mehr ausgelöst, als sie wollte. »Wenn er dir so viel bedeutet, warum bist du dann alleine weggefahren?«
Verdammt gute Frage. Sie nahm einen Schluck Mineralwasser. »Wenn ich
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