Unsterbliches Verlangen
ernst?«
Antonia nickte. »Warum nicht? Die Blutbeutel sollte ich mir lieber für Notfälle aufbewahren. Außerdem lebt er am Ende der Welt, wo mich niemand sieht, und wie du weißt, Elizabeth, werde ich ihm garantiert nicht schaden.«
Das wusste sie. Warum gefiel es ihr dann nicht? Vielleicht weil in Antonias Augen so ein Leuchten lag, das darauf schließen ließ, dass dieser Michael so und so mehr sein könnte als nur Nahrungsquelle. Und wenn schon. Warum nicht? Antonia war nun wirklich alt genug, um auf sich selbst aufzupassen. »Das weiß ich, ja. Nun, also während du dich auf der Dorfwiese herumgetrieben hast, habe ich gearbeitet. Tom hat angerufen und mich mit wunderbaren Ratschlägen beglückt, an die ich mich halte, oder auch nicht.« So sehr sie diesen Vampir auch liebte, aber er musste sich an den Gedanken gewöhnen, dass sie keine siamesischen Zwillinge waren. »Und was das Allerbeste ist, Stella hat angerufen. Scheinbar hat sich Sams Crickettrainer ein Bein gebrochen und kann Sam nun doch nicht trainieren. Sie sind also schon so gut wie unterwegs.«
»Ich hab schon einen Job für sie – Personalakquise. Kann es kaum erwarten, sie zu sehen.« Elizabeth ging es ähnlich, zumal sie seit ihrem Umzug zu Tom nach London Sam viel zu selten sah. Sie hatte nun mal eine ziemliche Schwäche für den zehnjährigen Burschen entwickelt. »Sonst noch was?«, fragte Antonia.
»Ich muss was essen. Unsere Vorräte sind komplett aufgebraucht bis auf deine Blutbeutel, und mit Flüssignahrung kann ich nicht allzu viel anfangen. Lass uns doch ins Barley Mow gehen. Ich hab den ganzen Nachmittag auf diesem Stuhl verbracht und hätte gegen einen kleinen Fußmarsch nichts einzuwenden.« Sie schaltete den Computer aus und stand auf. »Hast du Lust mitzukommen?«
»Brauchst du Gesellschaft?«
»Damit wir zwei große blutige Steaks für mich bestellen können.«
* * *
Das Barley Mow sah weitgehend so aus, wie Dixie es beschrieben hatte – ein betagter Klinkerbau mit Balken an der niedrigen Decke, Pferdemedaillons, wohin man sah, und einem großen Kamin in der Ecke. Der Tresen verlief über Eck, die Speisekarte bestand aus einer feinsäuberlich beschrifteten Schiefertafel und ein stattlicher Mann mit graumelierten Haaren polierte Gläser hinter der Bar.
»N’Abend«, sagte er mit einem Kopfnicken. »Was kann ich für die Damen tun?«
»Sie sind sicher Alf«, sagte Elizabeth.
»Ganz recht.« Er neigte den Kopf und lächelte. »Und mit wem habe ich das Vergnügen?«
»Ich bin Elizabeth Connor.« Sie hielt ihm ihre Hand entgegen. »Ich kenne dieses Pub über Dixie LePage.«
Sein rosiges Gesicht verzog sich zu einem Grinsen. »Nein, so was! Dann sind Sie wohl auch Amerikanerin.«
»Na klar.« Wozu lange fackeln. »Dixie sagte, ich soll mal vorbeischauen. Angeblich kann man hier wunderbar essen.«
Er sah sie kritisch an. »Die Damen sind doch wohl nicht auch Vegetarierinnen, oder?«
Wenn Alfred wüsste … »Ganz und gar nicht.«
»Ich auch nicht.« Antonia meinte offenbar, es sei Zeit, ein Wörtchen mitzureden. »Ich bin Antonia Stonewright. Ich habe das Haus vor Kurzem von Dixie gekauft.«
Alf schüttelte ihr die Hand. »Nein, so was. Sie sind also die beiden Damen, die den Krimskramsladen aufmachen.«
Sie merkte, wie Antonia zusammenzuckte. »Es ist eine Galerie für Kunst und Handwerk. Wir stecken noch mitten in den Vorbereitungen.«
Alf lachte auf. »War auch höchste Zeit, dass mal was passiert mit dem alten Kasten. Dixie hat ein wenig aufgeräumt, und im Frühjahr wurde das Dach neu gedeckt, und Sie waren es dann wohl, die in den letzten Wochen den Anstrich erneuern ließen. Nun denn, willkommen in Bringham, meine Damen! Und was kann ich nun für Sie tun?«
»Ein schönes Steak vielleicht?« Warum nicht gleich klarmachen, dass Fleisch für sie das Größte war.
»Wir hätten ein schönes Porterhouse oder, wenn Sie es gern ’ne Nummer kleiner hätten, ein schönes Filetsteak.«
»Ich denke mal, ich nehm das Filet. Englisch gebraten.« Elizabeth zog das Wort wie Alf bedächtig in die Länge: Fileehhh. »Und …« – sie linste auf die Tafel an der Wand – »dazu vielleicht ein kleiner Salat und eine Ofenkartoffel.«
»Sehr wohl.« Alf wandte sich Antonia zu. »Und Sie, Madam?«
»Das Gleiche, bitte.«
Er gab die Bestellung nach hinten durch und fragte sie dann nach den Getränken. Auf die Enttäuschung hin, dass sie nur Mineralwasser wollten, versuchte er sie zu einer Flasche Wein zu ermuntern. »Wir
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