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Unsterbliches Verlangen

Unsterbliches Verlangen

Titel: Unsterbliches Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemary Laurey
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mit ihm zusammen bin, habe ich das Gefühl, ich werde von ihm aufgesogen. Ich kann es nicht beschreiben. Wir lieben uns, und ich bin ganz und gar glücklich, aber dann will ich plötzlich für mich sein, wieder allein und unabhängig. Und wenn ich alleine bin, so wie jetzt, vermisse ich ihn sofort.«
    Antonia verzog einen Mundwinkel zu einem ironischen Lächeln. »Ich glaube, das nennt man Verliebtsein.«
    »Klar bin ich verliebt! Ich hab nur nie gedacht, dass es so kompliziert werden könnte.«
    »Oh, doch, Elizabeth, glaub mir, es ist kompliziert.« Sie grinste. »Aber dafür hast du einen wunderbaren Mann. Er treibt dich vielleicht in den Wahnsinn, aber betrügen würde er dich nie.«
    Litt Antonia immer noch? Offenbar! Dumme Frage. Gut, dass sie diesen Gedanken für sich behalten hatte. »Und wenn, würde ich das Corpus Delicti kurzerhand abschneiden.«
    »Funktioniert bei Vampiren nicht. Es wächst einfach nach.«
    Elizabeth spritzte teures Tafelwasser aus der Nase. Total daneben, aber Antonia reichte ihr eine Serviette, und nachdem sie sich die Augen abgetupft hatte und wieder zu Atem gekommen war, fragte sie: »Du sprichst wohl aus Erfahrung?«
    »Oh, ja! Als ich Etienne mit dieser Schickse erwischt habe, schnappte ich mir sein eigenes Messer vom Nachttisch und schritt zur Tat. Wenn er nur gesaugt hätte, wär’s mir egal gewesen, aber was da passierte, war weit mehr als bloße Nahrungsaufnahme.«
    Es lohnte sich also nicht, gegen Vampire körperlich vorzugehen, und sie hatte in der nächsten Zeit auch keine Pläne in dieser Richtung. Trotzdem musste sie fragen … »Hat er sich denn nicht gewehrt?« Sie stellte sich gerade vor, wie zwei Vampire zornentbrannt aufeinander losgingen, die eine wild entschlossen zur Rache, der andere seine Männlichkeit verteidigend – wortwörtlich!
    »Er hat es versucht, aber der Morgen graute bereits, und er schlief schon fast – bei ihm verhält es sich anders als bei uns – seine Sippschaft schläft untertags. Außerdem bin ich ein paar Hundert Jährchen älter und viel, viel stärker als er.«
    Sie unterbrach für einen Schluck. »Ein Vergessen oder Verzeihen gibt’s, glaub ich, nie.«
    »Ich bin ihm mal begegnet, erinnerst du dich?«
    »Und Tom wäre fast ausgerastet, habe ich gehört.«
    »Unnötigerweise. Offen gesagt, ich steh nicht auf diesen Typ des glatten Charmeurs.« Eigentlich auf gar niemand anders mehr, seit sie Tom hatte.
    »Ich auch nicht mehr, aber …« Sie zuckte mit den Schultern. »Damals war ich noch jünger. Erstaunlich, was ein Jahrhundert so ausmacht.«
    Sie sah auf, und Elizabeth folgte ihrem Blick. Eine junge dunkelhäutige Frau mit geschorenem Kopf und Augenbrauenpiercing stand vor ihrem Tisch. »Sie sind die Damen, die das Filetsteak bestellt haben?« Sie stellte zwei Teller auf den Tisch und holte aus der Schürzentasche das Besteck, in Leinenservietten eingewickelt, sowie Salz und Pfeffer. »Kann ich Ihnen sonst noch was bringen? Worcestersauce? Ketchup?«
    An eine Antwort war kaum zu denken, angesichts der schweren Fleischdüfte, die ihr das Gehirn vernebelten, aber Elizabeth sagte trotzdem: »Nein, danke. Es ist wunderbar.« Für sie kaum hörbar sagte Antonia: »Danke, sieht großartig aus.« Glatterdings eine Lüge.
    »Freut mich. Ich bin Vickie. Rufen Sie mich, wenn Sie noch eine Nachspeise haben möchten.«
    Sie hatte sich gerade umgedreht, da griff Elizabeth zu Messer und Gabel und stürzte sich auf ihr Steak; sie teilte es in acht Stücke, wovon sie gleich drei auf einmal verschlang. Das Fleisch war zart und schön blutig. Nachdem der erste Hunger gestillt war, verspeiste sie den Rest in einem eher menschlichen Tempo und sah dann zu Antonia, die ihr fasziniert zugesehen hatte.
    »Erstaunlich«, sagte sie, »es riecht fast so wie immer, aber ich kann mich beileibe nicht mehr daran erinnern, wie so ein Rindvieh schmeckt. Zu lange her.«
    »Vermisst du was?« Tom behauptete immer, er würde feste Nahrung nicht vermissen, während Stella sich ja schon nach Schoko-Cookies mit einer dicken Portion Eiscreme sehnte.
    Antonia schüttelte den Kopf. »Eigentlich nicht. Ich kann nicht sagen, dass ich sterbliches Essen jemals so genossen hätte wie warmes Blut aus einer willigen Ader.«
    Und gehörte sie noch zu den Sterblichen, dann hätte sie jetzt bald keinen Appetit mehr! Anscheinend hatte sich das Interesse, das ihr Erscheinen im Pub anfangs ausgelöst hatte, bald wieder gelegt, und man spielte wieder Darts oder sah Snooker im Fernsehen.

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