Unten Am Fluss - Watership Down
weiten Raum des Hügellandes aus. Die Blumen wurden spärlicher. Hier und da zeigte sich eine gelbe Blutwurz im Gras, eine späte Glockenblume oder ein paar Spuren von purpurfarbenen Blüten auf einer braunen, sich kräuselnden Gruppe von Heilkräutern. Aber die meisten Pflanzen, die noch zu sehen waren, trugen Samen. Am Waldrand entlang zeigte sich eine Wand wilder Klematis wie eine Rauchwolke; all ihre süß duftenden Blumen schienen in einen Alt-Männerbart verwandelt. Die Lieder der Insekten wurden seltener und setzten zeitweilig aus. Große Flächen des hohen Grases, einst der strotzende Dschungel des Sommers, waren fast verlassen, nur ein eiliger Käfer oder eine apathische Spinne waren hier und da noch von den Myriaden im August übrig. Ein paar Stechmücken tanzten noch in der hellen Luft, aber die Mauersegler, die auf sie herabgestoßen waren, waren verschwunden, und anstelle ihrer kreischenden Schreie am Himmel klang das Zwitschern eines Rotkehlchens von einem Spindelbaum herunter. Die Felder unter dem Hügel waren alle kahl. Eines war schon gepflügt worden, und die glatten Ränder der Furchen fingen das Licht mit einem stumpfen Glitzern ein, das man vom Kamm oben deutlich erkennen konnte. Auch der Himmel war leer und von einer durchsichtigen Klarheit wie Wasser. Im Juli schien das stille Blau, dick wie Creme, dicht über den grünen Bäumen zu sein, aber jetzt war das Blau hoch und dünn. Die Sonne schlüpfte früher in den Westen, und wenn sie einmal da war, kündigte sie einen Hauch von Frost an, ging langsam und groß und schlaftrunken, hochrot wie die Hagebutten, die das weiße Heidekraut bedeckten, unter. Als der Wind von Süden auffrischte, rieben sich die roten und gelben Buchenblätter mit einem spröden Geräusch aneinander, das mißtönender klang als das unaufhörliche Rascheln früherer Tage. Es war die Zeit des stillen Abgangs, des Aussonderns alles dessen, was dem Winter nicht standhalten konnte.
Viele Menschen sagen, sie genießen den Winter, aber was sie wirklich genießen, ist, gegen ihn gefeit zu sein. Für sie gibt es im Winter kein Nahrungsmittel-Problem. Sie haben ein Kaminfeuer und warme Kleider. Der Winter kann ihnen nichts anhaben und erhöht daher ihr Bewußtsein von Klugheit und Sicherheit. Für Vögel und Tiere wie für arme Menschen ist der Winter etwas anderes. Kaninchen leiden Not wie die meisten Tiere. Gewiß, sie haben mehr Glück als andere, denn irgendwelche Nahrung ist fast immer zu haben. Aber bei Schnee müssen sie oft tagelang hintereinander unter der Erde bleiben und können nur Kügelchen kauen. Sie sind im Winter anfälliger für Krankheiten, und die Kälte setzt ihre Lebenskraft herab. Nichtsdestoweniger können Baue gemütlich und warm sein, besonders wenn sie voll sind. Der Winter ist eine aktivere Paarungszeit als der Spätsommer und der Herbst, und die Zeit der größten Fruchtbarkeit der Weibchen fängt ungefähr im Februar an. Es gibt schöne Tage, an denen silflay noch genußreich ist. Für die Unternehmungslustigen haben Überfälle auf Gärten ihren Reiz. Und unter der Erde kann man Geschichten erzählen und spielen – Bob Stones und ähnliches. Für die Kaninchen bleibt der Winter, was er für die Menschen im Mittelalter war – hart, aber für Einfallsreiche erträglich und nicht ganz ohne Vorteile.
Auf der Westseite des Buchenhanges saßen Hazel und Fiver mit Holly, Silver und Groundsel in der Abendsonne. Den Efrafa-Überlebenden war erlaubt worden, sich dem Gehege anzuschließen, und nach einem zweifelhaften Anfang, als sie mit Abneigung und Mißtrauen betrachtet wurden, gewöhnten sie sich ziemlich gut ein, hauptsächlich, weil Hazel entschlossen war, sie aufzunehmen.
Seit der Belagerungsnacht hatte Fiver viel Zeit allein verbracht, und selbst in der Honigwabe oder beim Morgen- und Abend silflay war er oft schweigsam und in Gedanken verloren. Niemand hatte etwas dagegen – »Er schaut direkt durch einen durch auf so eine nette, freundliche Art«, wie Bluebell sich ausdrückte –, denn jeder erkannte auf seine Weise, daß Fiver mehr denn je, ob er wollte oder nicht, vom Strom jener geheimnisvollen Welt beherrscht war, von der er einst zu Hazel in den späten Junitagen, die sie zusammen am Fuß des Hügellandes verbracht hatten, gesprochen hatte. Es war Bigwig, der – als Fiver sich zur Geschichten-Zeit nicht in der Honigwabe einfand – gesagt hatte, daß Fiver jemand war, der teurer als er selbst für den nächtlichen Sieg über die Efrafas
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