Unten Am Fluss - Watership Down
gesagt, ich glaube, daß sie lebendig sind. Aber ich gebe zu, daß ich es nicht ganz verstehe.«
Wie an der Flußböschung hatte Blackberry sich davongeschlichen und war schon auf der Straße, schnupperte sich zur Mitte hin, halbwegs zwischen Hazel und der Biegung. Sie sahen ihn aufschrecken und in den Schutz der Böschung zurückspringen.
»Was ist los?« fragte Hazel.
Blackberry antwortete nicht, und Hazel und Bigwig hopsten am Rande des Grasstreifens zu ihm hin. Er öffnete und schloß das Maul, leckte sich die Lippen wie eine Katze, wenn etwas sie anwidert.
»Du sagst, sie seien nicht gefährlich, Bigwig«, meinte er ruhig. »Aber ich glaube, sie sind es trotzdem.«
In der Mitte der Straße lag eine plattgedrückte, blutige Masse von braunen Stacheln und weißem Fell mit kleinen schwarzen Füßen und einer zerquetschten Schnauze. Fliegen krochen darüber, und hier und da staken Kiesecken aus dem Fleisch.
»Ein yona«, sagte Blackberry. »Auf wen hat ein yona es außer auf Schnecken und Käfer schon abgesehen? Und was kann ein yona fressen?«
»Er muß bei Nacht gekommen sein«, sagte Bigwig.
»Ja, natürlich. Die yonil jagen immer bei Nacht. Wenn du sie bei Tag siehst, liegen sie im Sterben.«
»Ich weiß. Aber was ich zu erklären versuche, ist, daß die hrududil nachts große Lichter haben, heller als Frith selbst. Sie ziehen Geschöpfe an, und wenn sie dich anleuchten, kannst du nicht sehen oder denken, wohin du gehen sollst. Dann wird der hrududu dich wahrscheinlich vernichten. Jedenfalls haben wir's so in der Owsla gelernt. Ich habe nicht die Absicht, es auszuprobieren.«
»Nun es wird bald dunkel«, sagte Hazel. »Kommt, gehen wir hinüber. Soweit ich sehen kann, dient die Straße uns zu gar nichts. Nachdem ich jetzt alles über sie erfahren habe, möchte ich so bald wie möglich von ihr fort.«
Bei Mondaufgang hatten sie den Friedhof von Newtown durcheilt, wo ein kleiner Bach zwischen dem Rasen und unter dem Pfad hindurchläuft. Sie wanderten weiter, kletterten einen kleinen Hügel hinauf und kamen zum Gemeindeland von Newtown – ein Torfgelände mit Stechginster und Silberbirken. Nach den Wiesen, die sie verlassen hatten, war dies eine fremdartige, abstoßende Landschaft. Bäume, Weide, selbst der Boden – alles ganz ungewohnt. Sie zögerten in dem dichten Heidekraut, konnten nicht mehr als ein paar Fuß voraus sehen. Ihr Fell wurde tropfnaß vom Tau. Der Boden war von Rinnen und Flecken nackten dunklen Torfes zerklüftet, wo das Wasser stand und spitze weiße Steine, einige so groß wie Taubeneier, andere wie der Schädel eines Kaninchens, im Mondlicht schimmerten. Wann immer sie eine dieser Rinnen erreichten, drängten sich die Kaninchen zusammen und warteten darauf, daß Hazel oder Bigwig drüben hinaufkletterten und einen Weg voran fanden. Überall stießen sie auf Käfer, Spinnen und kleine Eidechsen, die eiligst davonhuschten, wenn sie durch das storre, widerstandsfähige Heidekraut stießen. Einmal stöberte Buckthorn eine Schlange auf und sprang in die Luft, als sie zwischen seinen Pfoten hindurch in ein Loch am Fuß einer Birke schoß.
Sogar die Pflanzen waren ihnen unbekannt – Läusekraut mit seinem Gezweig hakenförmiger Blüten, Sumpfgewächse und die dünnstengeligen Blüten des Sonnentaus, deren haarige, fliegenfangende Münder, die sich zur Nacht schlossen, herausragten. In diesem Dschungel war alles Stille. Sie liefen immer langsamer und machten zwischen dem ausgestochenen Torf lange Pausen. Wenngleich das Heidekraut still war, trug die Brise doch ferne Nachtgeräusche über das offene Land. Ein Hahn krähte. Ein Hund rannte bellend umher, und ein Mann schrie ihn an. Eine kleine Eule rief »Kii-wik, kii-wik«, und etwas – eine Wühlmaus oder eine Spitzmaus – gab ein kleines Quietschen von sich. Da war kein Geräusch, das nicht von Gefahren kündete.
Spät in der Nacht, gegen Monduntergang, blickte Hazel von einem Einschnitt, wo sie kauerten, zu einer kleinen Böschung hinauf. Als er noch überlegte, ob er hinaufklettern sollte, um zu sehen, ob er klare Sicht nach vorn bekommen konnte, hörte er eine Bewegung hinter sich, drehte sich um und sah Hawkbit neben sich. Es war etwas Hinterlistiges und Zögerndes an ihm, und Hazel blickte ihn scharf an, fragte sich einen Augenblick, ob er krank oder vergiftet sei.
»Äh – Hazel«, sagte Hawkbit, an ihm vorbei auf die dunkle Klippe blickend. »Ich – äh –, das heißt wir – äh –, wir sind der Meinung, daß wir –
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