Unten Am Fluss - Watership Down
Blackberry, »wolltest du wirklich silflay? Das ist ja furchtbar! Ich wollte gerade fressen, egal, was sie haben, und dann schlafen gehen. Was ist denn los?«
»Ich weiß nicht«, erwiderte Hazel. »Ich hatte plötzlich das Gefühl, ich mußte hinaus, und ich wollte dich dabeihaben. Mir ist klar, was Fiver beunruhigt, obgleich er bestimmt darüber hinwegkommt. Es ist etwas Seltsames an diesen Kaninchen. Weißt du, daß sie Steine in die Wand stoßen?«
»Was tun sie?«
Hazel erklärte es. Blackberry war ebenso ratlos, wie er es gewesen war. »Aber ich kann dir auch etwas erzählen«, sagte er. »Bigwig hatte gar nicht so unrecht. Sie singen wirklich wie die Vögel. Ich war in einem Bau, der einem Kaninchen namens Betony gehört. Sein Weibchen hat einen Wurf, und sie stimmte ein Geschrei an, fast wie ein Rotkehlchen im Herbst. Um sie in den Schlaf zu singen, sagte sie. Ich kam mir wirklich komisch vor, kann ich dir sagen.«
»Und was hältst du von ihnen, Hlao-roo?« fragte Hazel. »Sie sind sehr nett und freundlich«, antwortete Pipkin, »aber ich will dir sagen, was mir an ihnen auffällt. Sie wirken alle furchtbar traurig. Ich kann mir nicht vorstellen, warum, wo sie so groß und stark sind und dieses schöne Gehege haben. Aber sie erinnern mich an Bäume im November. Sicher ist es dumm von mir, Hazel. Du hast uns hierher gebracht, und bestimmt ist es ein schöner, sicherer Ort.«
»Nein, es ist durchaus nicht dumm. Mir war es nicht klar, aber du hast vollkommen recht. Sie scheinen alle etwas auf dem Herzen zu haben.«
»Im übrigen«, sagte Blackberry, »wissen wir nicht, warum es so wenig sind. Sie füllen das Gehege bei weitem nicht aus. Vielleicht haben sie irgendeinen Kummer gehabt, den sie nicht verwinden können.«
»Wir wissen es nicht, weil sie uns nichts sagen. Aber wenn wir hierbleiben wollen, müssen wir lernen, mit ihnen zurechtzukommen. Wir können sie nicht bekämpfen – sie sind zu groß. Und wir wollen nicht, daß sie uns bekämpfen.«
»Ich glaube nicht, daß sie überhaupt kämpfen können, Hazel«, sagte Pipkin. »Obgleich sie so groß sind, scheinen sie mir keine Kämpfer zu sein. Nicht wie Bigwig und Silver.«
»Du bemerkst eine ganze Menge, nicht wahr, Hlao-roo?« sagte Hazel. »Bemerkst du vielleicht auch, daß es mehr denn je regnet? Ich habe genug Gras in meinem Magen für 'ne Weile. Gehen wir jetzt wieder hinunter, aber bleiben wir ein Weilchen unter uns.«
»Warum gehen wir nicht schlafen?« sagte Blackberry. »Es ist jetzt über eine Nacht und einen Tag her, und ich falle fast um.«
Sie kehrten durch ein anderes Loch nach unten zurück und fanden bald einen trockenen, leeren Bau, wo sie sich zusammenrollten und in der Wärme ihrer eigenen müden Körper schliefen.
Als Hazel aufwachte, merkte er sofort, daß es Morgen war – einige Zeit nach Sonnenaufgang, dem Geruch nach zu schließen. Der Geruch von Apfelblüten war deutlich genug. Dann nahm er die undeutlicheren Gerüche von Hahnenfuß und Pferden auf und vermischt mit diesen noch einen anderen. Obgleich es ihn ängstigte, konnte er einige Augenblicke nicht sagen, was es war. Ein gefährlicher Geruch, ein unangenehmer Geruch, ein vollkommen unnatürlicher Geruch, sehr dicht draußen: ein Rauch-Geruch – etwas brannte. Dann erinnerte er sich, wie Bigwig nach seinem gestrigen Spähunternehmen von den kleinen weißen Stöcken im Gras gesprochen hatte. Das war's. Ein Mann war draußen über die Erde gegangen. Das mußte es gewesen sein, was ihn aufgeweckt hatte.
Hazel lag mit einem köstlichen Gefühl der Sicherheit in dem warmen, dunklen Bau. Er konnte den Mann riechen, aber der Mann konnte ihn nicht riechen. Alles, was der Mann riechen konnte, war der scheußliche Rauch, den er machte. Ihm kam die Gestalt in der Brunnengrube in den Sinn, und dann versank er in einen dumpfen Halbschlaf, in dem Elahrairah sagte, es sei eine List von ihm, sich als Gift-Baum zu tarnen und die Steine in die Wand zu setzen, um Strawberrys Aufmerksamkeit zu erregen, während er selbst sich mit Nildro-hain bekannt machte.
Pipkin regte sich und drehte sich im Schlaf um, murmelte »Sayn lay narn, marli?« (»Ist Kreuzkraut fein, Mutter?«), und Hazel glaubte gerührt, daß er von alten Tagen träumte, und rollte sich auf die Seite, damit er Platz hatte, bequem zu liegen. Doch in diesem Augenblick hörte er ein Kaninchen durch einen Lauf in der Nähe herunterkommen. Wer immer es war, es rief – und trommelte auch, wie Hazel bemerkte – auf eine
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