Unten Am Fluss - Watership Down
das nasse Gras. Er blieb beinahe gegenüber dem Loch stehen, durch das sie heraufgekommen waren, und Hazel stieß zu ihm.
»Das ist seine Spur«, sagte Bigwig. »Ganz frisch. Vom Loch direkt zum Bach hinunter. Er wird nicht weit sein.«
Wenn Regentropfen liegen, kann man leicht sehen, ob das Gras unlängst überquert worden ist. Sie folgten der Spur das Feld hinunter und erreichten die Hecke neben dem Mohrrübenfeld und der Quelle des Baches. Bigwig hatte recht gehabt, als er sagte, die Spur sei frisch. Sobald sie durch die Hecke gekrochen waren, sahen sie Fiver. Er fraß allein. Ein paar Stücke Mohrrüben lagen noch in der Nähe der Quelle herum, aber er hatte sie unberührt gelassen und fraß Gras, nicht weit von dem knorrigen Holzapfelbaum. Sie näherten sich, und er blickte auf.
Hazel sagte nichts und begann neben ihm zu fressen. Er bedauerte jetzt, daß er Bigwig mitgebracht hatte. In der Dunkelheit vor der Frühdämmerung und im ersten Schreck, als er entdeckte, daß Fiver fort war, war Bigwig Trost und Beistand gewesen. Aber jetzt, als er Fiver sah, klein und vertraut, unfähig, jemandem weh zu tun oder zu verbergen, was er fühlte, zitternd im nassen Gras aus Furcht oder vor der Kälte, schwand sein Zorn dahin. Er tat ihm nur noch leid, und er war sicher, daß Fiver, wenn sie eine Weile allein zusammen sein könnten, seinen Sinn ändern würde. Aber wahrscheinlich war es zu spät, Bigwig zu überreden, sanft mit ihm umzugehen; er konnte nur das Beste hoffen.
Entgegen seinen Befürchtungen blieb Bigwig so still wie er selbst. Offenbar hatte er erwartet, daß Hazel zuerst spräche, und war etwas in Verlegenheit. Einige Zeit wanderten alle drei schweigend durch das Gras, während die Schatten kräftiger wurden und die Ringeltauben zwischen den fernen Bäumen rumorten. Hazel fing schon an zu glauben, daß alles gut werden würde und daß Bigwig vernünftiger war, als er ihm zugetraut hatte, als Fiver sich auf seine Hinterbeine setzte, sein Gesicht mit den Pfoten säuberte und ihn dann zum ersten Mal direkt ansah.
»Ich gehe jetzt«, sagte er. »Ich bin sehr traurig. Ich würde dir gern alles Gute wünschen, Hazel, aber an diesem Ort kann man dir nichts Gutes wünschen. Also – leb wohl.«
»Aber wohin gehst du, Fiver?«
»Fort. In die Hügel, wenn ich es schaffe.«
»Allein? Das kannst du nicht. Du würdest sterben.«
»Völlig hoffnungslos, alter Junge«, sagte Bigwig. »Vor niFrith würde dich etwas erwischen.«
»Nein«, sagte Fiver ganz ruhig. »Du bist dem Tod näher als ich.«
»Willst du mir Angst einjagen, du elendes kleines Stück plappernder Vogelmiere?« rief Bigwig. »Ich habe die größte Lust –«
»Warte, Bigwig«, sagte Hazel. »Sei nicht grob zu ihm.«
»Du hast doch selbst gesagt –«, begann Bigwig.
»Ich weiß. Aber ich habe meine Meinung geändert. Tut mir leid, Bigwig. Ich wollte dich bitten, mir zu helfen, ihn zu bewegen, ins Gehege zurückzukommen. Jetzt aber – nun, ich habe immer erlebt, daß etwas an dem war, was Fiver zu sagen hatte. Die letzten zwei Tage weigerte ich mich, auf ihn zu hören, und ich bin nach wie vor der Meinung, daß er von Sinnen ist. Aber ich bringe es nicht über mich, ihn ins Gehege zurückzutreiben. Ich glaube wirklich, daß der Ort ihn aus irgendeinem Grunde zu Tode erschreckt. Ich begleite ihn eine Strecke, und vielleicht können wir miteinander reden. Ich kann dich nicht bitten, es auch zu riskieren. Auf jeden Fall sollten die anderen wissen, was wir tun, und sie erfahren es nicht, wenn du es ihnen nicht sagst. Ich werde vor ni-Frith zurück sein. Ich hoffe, wir werden beide zurück sein.«
Bigwig starrte ihn an. Dann wandte er sich wütend an Fiver. »Du erbärmliche kleine Küchenschabe«, sagte er. »Du hast nie gelernt zu gehorchen, nicht wahr? Ich, ich, ich die ganze Zeit. ›Oh, ich habe ein komisches Gefühl in meiner Zehe, wir alle müssen auf dem Kopf stehen!‹ Und jetzt haben wir ein feines Gehege gefunden und sind aufgenommen worden, ohne darum zu kämpfen, und du hast nichts Besseres zu tun, als jedermann durcheinanderzubringen! Und dann riskierst du das Leben eines der besten Kaninchen, die wir haben, bloß damit er Kindermädchen spielt, während du herumwanderst wie eine mondsüchtige Feldmaus. Nun, ich bin mit dir fertig, ganz offen gesagt. Und jetzt gehe ich ins Gehege zurück, um mich zu vergewissern, daß die anderen auch mit dir fertig sind. Und das werden sie sein – darauf kannst du dich verlassen.«
Er drehte sich
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