Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)
dem ersten Ansturm hätte sie die Reiter einfach wieder in freiem Feld versammeln und erneut eine geordnete Attacke befehlen sollen. Die Kraft der Pferde hatte ihnen bisher größere Verluste erspart. Hier im Nahkampf konnten diese jedoch nicht ausbleiben. Die meisten ihrer Soldaten kämpften zwar immer noch hoch zu Ross und stachen ihre Feinde mit den Lanzen nieder. Aber viele hatten ihr Pferd verloren und mussten am Boden mit dem Schwert oder der Axt kämpfen. Hätten ihre Leute nicht die alten Rüstungen getragen, dann wären sicher schon mehr gefallen oder schwer verwundet worden, tröstete sie sich. Jetzt sah sie Turgos. Der Baron kämpfte mit dem Schwert gegen ihre Feinde und schien die Lage im Griff zu haben. Die Gegner waren dort, wo er kämpfte, bereits stark dezimiert. Mehr und mehr gewannen sie die Oberhand über die Kelnorier.
Da hier alles zum Guten zu verlaufen schien, lenkte Whenda ihr Pferd wieder nach Süden. Sie wollte dort eingreifen, wo es ungünstig stand. Die wenigen hundert Schritte, die sie zum anderen Kampfplatz zurücklegen musste, überwand ihr Pferd rasch. Im Süden stand es noch besser als im Norden, dort wurde nur noch vereinzelt gekämpft und fast alle Feinde waren schon niedergemacht. Hier sah sie nun leider auch, dass viele Tote in ihren golden schimmernden Rüstungen am Boden lagen, die mit Blut beschmiert einen Teil ihrer Strahlkraft verloren hatten. Sie wendete ihr Pferd sogleich wieder und wandte sich erneut gen Norden. Auch dort erlahmte gerade der letzte Widerstand der Feinde. Dort, wo sich Turgos befand, war der letzte heftigere Kampf an diesem Teil der Front. Ihr Eingreifen war jedoch nicht mehr erforderlich. Ein paar der Kelnorier waren hier geflohen und sie sah schon einige Reiter hinter ihnen herjagen, die sie zur Strecke bringen würden.
Dann war die Schlacht endgültig vorbei und um sie herum war nur noch das Stöhnen der Verwundeten und das Keuchen der ermüdeten Kämpfer zu hören. Erneut hatten sie ein siegreiches Gefecht geschlagen. Hoffentlich war bei Eflohr alles gut gegangen und er hatte Magos Heer befreien können. Sie blickte nach Norden zu den Höhen von Gosch. Dort sah sie nicht viel. Da jedoch keine Soldaten von dort anrückten, musste sie davon ausgehen, dass die Lage überall unter Kontrolle war. Oder kämpften Eflohrs Männer auf der anderen Seite der Höhen mit den Truppen der Thaine? Die Feinde in den Höhen waren sicher noch sehr zahlreich. Es konnte also durchaus sein, dass bald noch ein weiterer Kampf zu bestehen war. Sie sah zu Turgos hin, der sich ermattet zu Boden gesetzt hatte. Er war über und über mit dem Blut seiner Feinde besudelt. Ihr prüfender Blick konnte keine Stelle finden an der seine Rüstung durchdrungen war, wie sie beruhigt feststellte.
Nach dem Sieg
Hildring, 16. Tag des 8. Monats 2515
Es war so gewesen, wie Whenda es angenommen hatte. Nördlich der Höhen von Gosch hatten Eflohr und Mago alles unter ihrer Kontrolle gehabt, als sie den Kelnoriern im Süden den Todesstoß versetzten. Nun waren die Heerführer und Turgos westlich des For-Anjul versammelt und beratschlagten, was zu tun war. Mago war mit seinen Männern sofort gegen die Thaina von Elborgan gezogen, als er sicher war, dass Eflohr und die Bodentruppen, die er dorthin entsandt hatte, die Lage unter Kontrolle hatten und die Feinde davon abhalten würden, aus diesen Höhen herunterzukommen und sich dem Kampf zu stellen. Im Süden standen die Reiter vom Falkenstein bereit, den Soldaten der Thaine den Weg abzuschneiden, sollten sie in diese Richtung hin zu entkommen versuchen. Die Thaina konnte zu Pferd fliehen und nahm nur ihre Berittenen mit sich. Die Fußsoldaten ließ sie zurück und sie wurden alle getötet. Es hatte keinen Sinn, die Thaina weiter zu verfolgen, entschied Mago und ärgerte sich darüber, dass er nicht ein paar Hundert von Eflohrs Reitern mitgenommen hatte. Dann wäre jetzt auch die Thaina unter den Toten und könnte kein weiteres Unheil anrichten. Insgesamt hatten sie bisher fast 1.600 Gefangene gemacht. Die meisten dieser Männer waren Söldner aus Elborgan. Der Rest setzte sich aus den Armeen der anderen Thaine des Nordens zusammen. Von diesen hatten sie erfahren, dass Wernir, der Thain des Waldlandes, beim Angriff Whendas auf dessen Lager gefallen war. Von Aumur und Amarun, den Thainen Fengols und Kelnoriens, fehlte jede Spur. Eflohr war sich jedoch sicher, dass diese es gewesen sein mussten, die mit ihren verbliebenen Männern
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