Unter alten Bannern (Die Chroniken von Vanafelgar) (German Edition)
nördlich vom Glad in die Berge geflohen waren. Jede Verfolgung wäre jedoch sinnlos gewesen. Die Späher, die Eflohr ausgesandt hatte, waren beritten gewesen und konnten den Fliehenden nicht folgen, ohne ihre Pferde zurückzulassen. Deshalb hatte auch der Anführer der Männer entschieden, dass es besser war, Eflohr sofort über die Flucht der vielleicht hundert Männer in Kenntnis zu setzen, als diese weiter zu verfolgen. Er selbst hatte nur acht Mann bei sich gehabt und gefürchtet, in den Bergen in einen Hinterhalt zu geraten. Wäre seine Gruppe größer gewesen, so hätte er die Verfolgung der Feinde aufgenommen, sagte er zu Eflohr.
Ein Tag war vergangen. Alles hatte sich zum Guten hin entwickelt. Die Speerträger unter Humir hatten im Kampf gegen die Soldaten der Thaina doch noch ihren Mann stehen können. Sie hatten gefürchtet, dass sie die Einzigen wären, die ihre Treue nicht durch einen Kampf beweisen konnten. Mago hatte aus diesem Grunde auch schnell der Bitte Humirs stattgegeben und seine Leute mit nach Nordwesten gegen die Lager der Thaina genommen. Auch der Tross der Falkensteiner, wie die Alten nun ehrfurchtsvoll im Heer Magos genannt wurden, war inzwischen eingetroffen. Die Lager der Thaine waren gut versorgt gewesen, wie es schien. Eflohr wunderte sich nur darüber, dass seine Späher ihm nie gemeldet hatten, dass die Thaina Nachschub erhielt. Sollten die Späher dies wirklich übersehen haben? Um diesen Umstand wollte er sich noch kümmern und der Sache auf den Grund gehen. Nun galt es jedoch, die feindlichen Soldaten, die vielleicht führerlos in den Höhen von Gosch verharrten, auszuschalten. Zuerst wurde erwogen, diese einfach auszuhungern, so wie sie es einst mit dem Heer Magos vorgehabt hatten. Magos Soldaten waren noch bei Kräften, da ihre Vorräte ausgereicht hatten, bis der Entsatz kam. Sie wussten nicht, wie die Versorgungslage bei ihren Gegnern war, und Mago wollte auch nicht so lange warten. Er dachte auch daran, dass er seinen Männern nicht befehlen konnte, halb verhungerte geschwächte Männer zu töten, die sich vielleicht ergeben mochten. Die Thaine hatten immer alle gefangenen Xenorier töten lassen, deren sie habhaft wurden. Der Thain von Fengol ließ diese gar immer öffentlich ausweiden, damit jeder seines Volkes sehen konnte, was mit jenen geschah, die sich ihm widersetzten. Die Xenorier hielten es auch nicht anders, doch töteten sie die gefangenen Feinde schnell und fast schmerzlos. Whenda vertrat jedoch die Ansicht, dass dies nicht gerade rühmlich war und sie es nicht gutheißen konnte, wenn mit den Gefangenen so grausam abgerechnet wurde. Hier bahnte sich der erste Streit zwischen Mago und der Statthalterin Fengols an. Mago war inzwischen von Eflohr informiert worden, wer und was Whenda war. Er schuldete ihr zwar unbedingte Treue, denn auch seinen Stand und Rang berief er aus dem alten Recht Fengols. Aber es fiel ihm schwer, sich dieser Frau, die aus dem Nichts heraus aufgetaucht war, zu unterwerfen. Selbst Gelam hatte ihn jedoch dazu aufgefordert und von seinen Getreuen hatte sich nur Temlas noch nicht geäußert. Aber bestimmt würde auch dieser sich den anderen anschließen. Mago wusste jedoch nicht, warum sie die Feinde gefangen nehmen sollten, denn dann mussten sie sie auch ernähren. Es widersprach seinen Vorstellungen davon, dass ein jeder seine Pflicht zu erfüllen hatte. Wer essen wollte, musste dafür auch etwas leisten. Die Gefangenen konnten jedoch nicht auf die Felder und in die Werkstätten, um dort einer Arbeit nachzugehen. Dies hätte mehr Bewacher gefordert, als es letztendlich wert gewesen wäre.
»Wie geht es nun weiter?«, wollte Eflohr wissen. Der Verwalter hatte gemerkt, dass Whenda und Mago womöglich bei der Behandlung der Gefangenen aneinandergeraten könnten, und wollte mit seiner Frage diesen Augenblick überbrücken. Schließlich hatten sie noch nicht alle Feinde gefangen genommen und bis dahin konnte es noch ein langer Weg sein, je nachdem für welche Vorgehensweise sie sich entschieden. Sie entschlossen sich dann, dass das ganze Heer, welches nicht zu den Reitern gehörte, einschließlich der Speerträger vom Falkenstein, im Norden vor den Höhen von Gosch aufmarschieren sollte. Gleichzeitig sollte Whenda in Alfarn aus einiger Entfernung die Lande südlich der Höhen bewachen. Wenn dann das Heer, angeführt von Mago, die Höhen einnahm, würden sicherlich viele der Soldaten versuchen, nach Süden zu fliehen. Whenda sollte einige Zeit
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