Unter dem Banner von Dorsai
erglühen. Ich konnte weder diesen Blick noch seinen Gesichtsausdruck deuten.
„Ich verstehe“, sagte ich. „Ich weiß natürlich, daß ein Anruf von Graemes HQ Sie schneller erreicht, als ich es vom gleichen Ausgangspunkt mit einem Bodenwagen vermag. Aber ich hoffe, Sie haben nicht vor, mich ihm auszuliefern, oder etwas in der Art. Ich verfüge über Beglaubigungen der Unparteilichkeit, die mir als Berichterstatter Immunität verleihen. Ebenso wie Ermächtigungen von sowohl den Planeten der Quäker als auch den Exotischen Welten. Und ich beabsichtige nicht, mich verantwortlich machen zu lassen für irgendeine Schlußfolgerung, die Graeme nach unserem Gespräch heute früh gezogen hat – allein gezogen hat.“
Padma saß mir vor den Kontrollen des Luftwagens still gegenüber und sah mich an. Er hatte seine Hände im Schoß gefaltet. Sie wirkten blaß vor der blauen Robe, doch unter der Haut der Handrücken zeichneten sich deutlich die kräftigen Sehnen ab.
„Sie begleiten mich nur aufgrund meiner eigenen Entscheidung, nicht der von Kensie.“
„Ich möchte wissen, warum“, sagte ich angespannt.
„Weil Sie sehr gefährlich sind“, gab er langsam zurück. Und er saß regungslos da und sah mich mit einem festen Blick an.
Ich wartete darauf, daß er fortfuhr, doch er schwieg. „Gefährlich?“ fragte ich. „Gefährlich für wen?“
„Für die Zukunft von uns allen.“
Ich starrte ihn an, dann lachte ich. Ich war zornig.
„So ein ausgemachter Blödsinn!“ sagte ich.
Er schüttelte langsam den Kopf, ohne auch nur einmal den Blick von mir abzuwenden. Diese Augen verwirrten mich. So unschuldig und offen wie die eines Kindes … und doch konnte ich nicht in sie hineinsehen und den Mann selbst erkennen.
„Also gut“, sagte ich. „Sagen Sie mir, warum ich gefährlich bin.“
„Weil Sie einen wesentlichen Bestandteil der menschlichen Rasse zerstören wollen. Und Sie wissen, wie.“
Für kurze Zeit herrschte Stille.
„Nun, das ist eine seltsame Ansicht“, sagte ich langsam und ruhig. „Ich frage mich, wie Sie dazu gekommen sind.“
„Durch unsere ontogenetischen Kalkulationen“, antwortete Padma ebenso ruhig, wie ich gesprochen hatte. „Und es ist nicht nur eine Ansicht, Tam. Wie Sie selbst am besten wissen.“
„Ach ja“, sagte ich. „Ontogenetik. Die hätte ich beinahe vergessen.“
„Sie haben sie vergessen, nicht wahr, Tam?“
„Tatsächlich?“ sagte ich. „Nun, ich glaube, da haben Sie recht. Ich kann mich nicht so recht erinnern, selbst wenn ich das versuche. Sie hat irgend etwas mit Evolution zu tun, das weiß ich noch.“
„Ontogenetik“, sagte Padma, „ist die Untersuchung der Auswirkungen der Evolution auf die sich gegenseitig beeinflussenden Kräfte der menschlichen Gesellschaft.“
„Bin ich eine beeinflussende Kraft?“
„Im Augenblick und während der letzten paar Jahre – ja“, antwortete Padma. „Und vielleicht für die nächsten paar Jahre. Aber wahrscheinlich nicht.“
„Das klingt fast wie eine Drohung.“
„Und das ist sie in gewisser Weise.“ Padmas Augen reflektierten das Sonnenlicht, als ich in sie hineinblickte. „Sie können nicht nur andere, sondern auch sich selbst zerstören.“
„Das würde mir gar nicht gefallen.“
„Dann“, meinte Padma, „täten Sie besser daran, mir zuzuhören.“
Er nahm einige Neujustierungen an den Kontrollen vor, dann drehte er seinen Sitz wieder herum, um mich erneut anzublicken.
„Die menschliche Rasse“, sagte Padma, „erlebte in dem Augenblick unserer Geschichte eine evolutionäre Explosion, als die interstellare Kolonisierung praktisch durchführbar wurde.“ Er musterte mich auch weiterhin. Ich blieb auf der Hut. „Das erfolgte aus Gründen, die mit einem Rasseninstinkt zusammenhängen, den wir noch nicht ganz erfaßt haben, der jedoch im wesentlichen mit dem Begriff Selbsterhaltungstrieb umschrieben werden kann.“
„Ich mache mir besser einige Notizen“, sagte ich.
„Wie Sie wollen“, erwiderte Padma gelassen. „Diese Explosion führte zur Entstehung von Kulturen, von denen jede einzelne einen bestimmten Aspekt der menschlichen Wesensart darstellt. Der aggressive und kampfbereite Aspekt wurde zu den Dorsai. Der Aspekt, der den einzelnen Menschen völlig diesem oder jenem Glauben überantwortet, wird von den Quäkern verkörpert. Die philosophische Seite brachte die Kultur der Exoten hervor, der ich angehöre. Wir bezeichnen diese verschiedenen Aspekte als Splitterkulturen.“
„Oh
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