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Unter dem Banner von Dorsai

Unter dem Banner von Dorsai

Titel: Unter dem Banner von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R Dickson
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einen Finger in eine Streichholzflamme zu halten, ohne nicht innerhalb einer Minute selbst die größten Ideale aufzugeben.
    Er aber wußte, daß mir dies bekannt war. Ich wußte die Wahrheit über ihn, und er kannte die Wahrheit über mich. Unsere gegenseitige Kenntnis war so deutlich wie die Schranke, die uns voneinander trennte. So konnte ich ihn nicht einfach auslachen, um meine Selbstachtung zurückzugewinnen, und ich haßte ihn wegen dieser Erkenntnis.
    Ich gab ihm meine Papiere, und er blätterte sie durch.
    „Die Papiere sind in Ordnung“, sagte er hochnäsig. „Was führt Sie hierher?“
    „Ein Paß“, sagte ich, indem ich meine Papiere einsteckte und Daves Paß hervorkramte. „Für meinen Assistenten. Wie Sie sehen, wechseln wir zwischen den Linien hin und her …“
    „Hinter unseren Linien und zum Überschreiten dieser Linien ist kein Paß erforderlich. Dazu genügt der Nachrichtendienstausweis.“ Damit wandte er sich ab und machte Miene, an seinen Schreibtisch zurückzukehren.
    „Aber mein Assistent“, sagte ich ruhig, „hat keinen solchen Ausweis. Ich habe ihn erst heute eingestellt und hatte noch keine Zeit, Papiere für ihn zu beschaffen. Ich möchte daher einen provisorischen Paß mit der Unterschrift eines der Offiziere aus dem Hauptquartier …“
    Mittlerweile war er wieder am Schalter angelangt.
    „Ist Ihr Assistent kein Journalist?“
    „Kein offizieller. Nein. Aber …“
    „Dann darf er auch unsere Linien nicht passieren. Wir können ihm keinen Paß ausstellen.“
    „Oh, ich weiß nicht“, meinte ich vorsichtig. „Ich wollte Ihren Ältesten Strahlenden um einen Paß bitten, bei einem Empfang auf Freiland, der erst vor wenigen Stunden stattgefunden hat, aber ich hatte leider keine Gelegenheit, den Paß zu bekommen.“ Ich hielt an, weil der Gruppenführer grimmig den Kopf schüttelte.
    „ Bruder Strahlender“, sagte er, und aus seiner Anrede konnte ich entnehmen, daß er unerschütterlich bleiben würde. Nur die Puristen unter den Fanatikern von Freiland waren so sehr auf die Rangunterschiede erpicht. Der Älteste Strahlende konnte meinem Mann befehlen, die Geschützstellung des Feindes ohne Waffen zu stürmen, und dieser Mann hätte keinen Augenblick gezögert, diesem Befehl zu gehorchen. Doch das sollte noch lange nicht heißen, daß mein Mann davon überzeugt war, die Meinung eines Strahlenden oder Bruder Strahlenden ginge über die seine hinaus.
    Dafür gab es einen ganz einfachen Grund. Des Strahlenden Rang und Titel waren für diese Welt gedacht, in den Augen meines Mannes also Schall und Rauch. Vor Gott waren sie alle gleich, er und der höchste Mann in der Bruderschaft der Auserwählten.
    „ Bruder Strahlender“, sagte er, „könnte keinen Paß für jemanden ausstellen, der nicht berechtigt ist, unter uns zu weilen und zu wandeln, der vielleicht ein Spion für die andere Seite ist.“
    Nun hatte ich nur noch eine einzige Karte in der Hand, von der ich allerdings wußte, daß sie wahrscheinlich ein Flop sein würde. Trotzdem mußte ich es riskieren.
    „Wenn es Ihnen nichts ausmacht“, sagte ich, „würde ich gern die Meinung eines Ihrer Vorgesetzten zu diesem Thema hören. Bitte holen Sie einen herbei, vielleicht den Offizier vom Dienst, wenn sonst niemand erreichbar ist.“
    Er aber wandte sich ab und setzte sich wieder an seinen Schreibtisch.
    „Der Offizier vom Dienst“, sagte er abschließend, indem er sich wieder irgendwelchen Papieren zuwandte, an denen er gearbeitet hatte, „wird Ihnen auch nichts anderes sagen können. Ich werde ihn auch nicht stören, damit er Ihnen noch einmal dasselbe erzählt.“
    Es war, als hätte sich alles gegen meinen Plan verschworen, diese Unterschrift für den Paß einzuholen. Es hätte auch wenig Sinn gehabt, sich mit diesem Mann weiter herumzustreiten. Also machte ich auf dem Absatz kehrt und verließ das Gebäude.
     

8
     
    Als sich die Tür hinter mir geschlossen hatte, blieb ich auf der obersten der drei Stufen stehen, die nach unten führten, um zu überlegen, was ich als nächstes tun konnte. Es war mir schon so oft gelungen, irgendwelche endgültigen Entscheidungen zu umgehen oder zu unterlaufen, daß ich nicht bereit war, die Flinte ins Korn zu werfen. Irgendwo mußte es ein Hintertürchen geben, einen Durchschlupf, einen Spalt, einen Riß in der Wand, wo ich hindurch konnte. Ich schaute wieder zum Offiziersparkplatz hinüber, wo die Luftwagen dicht nebeneinander standen.
    Und dann wurde mir schlagartig alles

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