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Unter dem Banner von Dorsai

Unter dem Banner von Dorsai

Titel: Unter dem Banner von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R Dickson
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klar. All die kleinen Bruchteilchen fügten sich plötzlich zu einem kompletten Bild zusammen, und ich versetzte mir im Geiste eine Ohrfeige, daß ich diese Möglichkeit nicht früher erkannt hatte.
    Da war erstens diese auf merkwürdige Art vertraute Gestalt des Adjutanten, der gekommen war, um den Strahlenden von dem Empfang für Donal Graeme abzurufen. Zweitens der hastige Aufbruch des Strahlenden nach dem Auftauchen seines Adjutanten. Drittens die ungewöhnliche Leere im Bereich des Hauptquartiers trotz der vielen Wagen, die auf dem Parkplatz standen, die leeren Büros innerhalb des Gebäudes, und viertens die Weigerung des Wachhabenden, den Offizier vom Dienst herbeizurufen.
    Der Strahlende selbst oder seine Anwesenheit im Kampfgebiet mußte wohl irgendeinen Spezialplan militärischer Aktionen seitens der Quäker-Söldner ausgelöst haben, vielleicht eine Art Überraschungsangriff, der die Streitkräfte der Cassidaner aufreiben und den Krieg schlagartig beenden könnte – nebenbei eine ausgezeichnete Publicity für den Ältesten Strahlenden, um seine Söldnerkommandos trotz aller Abneigung, die ihnen auf den anderen Welten wegen ihrer fanatischen Einstellung entgegengebracht wurde, meistbietend zu verkaufen.
    Ich hatte mir sagen lassen, daß man nicht alle Quäker über einen Kamm scheren sollte. Doch nachdem ich diesen Pförtner erlebt hatte, wurde mir klar, daß ein paar Typen dieser Art durchaus Grund boten, diese schwarzgekleideten Soldaten in Bausch und Bogen abzulehnen.
    Ich hätte um meinen Kopf gewettet, daß sich der Strahlende jetzt mit seinem Stab im Haus befand und irgendeine militärische Aktion vorbereitete, um die Cassidaner durch einen Überraschungsangriff zu überrumpeln. Dann mußte aber auch sein Adjutant bei ihm sein, der ihn vom Empfang für Donal Graeme abberufen hatte – und wenn mich mein geschultes Gedächtnis nicht täuschte, hatte ich zumindest eine Ahnung, um wen es sich bei diesem Adjutanten handeln konnte.
    Ich ging rasch zu meinem Wagen zurück, stieg ein und stellte das Fernsprechgerät an. Die Zentrale in Contrevale meldete sich prompt auf dem Bildschirm in Gestalt eines hübschen, blonden jungen Mädchens.
    Ich gab ihr die Nummer meines Wagens, bei dem es sich natürlich um einen Leihwagen handelte.
    „Ich möchte einen gewissen Jamethon Black sprechen“, sagte ich, „einen Offizier der Quäker-Armee. Ich nehme an, daß er sich gerade im Hauptquartier bei Contrevale befindet. Seinen genauen Rang kenne ich nicht – zumindest Gruppenführer, wenn nicht Leutnant. Der Fall ist dringend, eine Art Notfall. Wenn Sie ihn erreichen, würden Sie ihn dann bitte mit diesem Wagen verbinden?“
    „Jawohl, Sir“, sagte das Mädchen in der Zentrale. „Bitte bleiben Sie am Apparat. Ich melde mich sofort wieder.“ Der Bildschirm verblaßte, und die Stimme wurde durch einen leisen Summton ersetzt, ein Zeichen dafür, daß die Verbindung aufrechterhalten blieb.
    Ich lehnte mich in die Polster zurück und wartete. Keine vierzig Sekunden später erschien das Gesicht wieder.
    „Ich habe den Teilnehmer erreicht, und Sie werden sofort Ihren Anschluß haben. Bleiben Sie bitte dran.“
    „Sicher“, erwiderte ich.
    „Danke, Sir.“ Das Gesicht verschwand. Der Apparat summte noch ein paar Sekunden. Dann leuchtete der Bildschirm wieder auf. Diesmal war es das Gesicht von Jamethon.
    „Hallo, Gruppenführer Black?“ sagte ich. „Vielleicht können Sie sich nicht mehr an mich erinnern. Ich bin der Journalist Tam Olyn. Sie haben meine Schwester Eileen Olyn gekannt.“
    Sein Blick hatte mir bereits verraten, daß er sich sehr wohl an mich erinnerte. Offensichtlich hatte ich mich nicht so sehr verändert, wie ich annahm, oder er verfügte über ein ausgezeichnetes Gedächtnis. Er hatte sich zwar ebenfalls verändert, aber nicht so sehr, daß man ihn nicht wiedererkennen konnte. Er trug immer noch die gleichen Epauletten auf seiner Uniform, und seine Züge waren markanter geworden. Aber es war immer noch das gleiche stille, ruhige Gesicht, das ich von jenem Tag in der Bibliothek meines Onkels kannte. Nur – auch er war natürlich älter geworden.
    Ich weiß noch, wie ich seinerzeit über ihn gedacht hatte. Ich hielt ihn für einen grünen Jungen. Was aus ihm aber auch immer geworden war – er war kein Kind mehr und würde es auch nie wieder sein.
    „Was kann ich für Sie tun, Mr. Olyn?“ fragte er. Seine Stimme hörte sich gleichmäßig und ruhig an, allerdings etwas tiefer, als ich sie in

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