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Unter dem Banner von Dorsai

Unter dem Banner von Dorsai

Titel: Unter dem Banner von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R Dickson
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Sie, auch ein Gewehr hat es nicht vor, jemanden zu erschießen. Aber es ist in Ihnen, Tam, wie eine Waffe, deren Hähne gespannt sind. Nur dürfen Sie es nicht zulassen, daß diese Waffe losgeht. Sie können sich ändern, solange noch Zeit dafür bleibt. Sie können sich selbst und die Enzyklopädie retten …“
    Das letzte Wort durchfuhr mich wie ein Donnerschlag, dem ein millionenfaches Echo folgte. Es hörte sich an wie jene zahllosen Stimmen, die ich vor fünf Jahren am Transitpunkt des Indexraumes in der Enzyklopädie vernommen hatte. Durch all die Erregung, die mich umfing, drang es plötzlich zu mir durch und berührte mich so scharf wie eine Speerspitze. Es drang wie ein heller Lichtstrahl durch die dunklen Wände, die sich triumphierend um mich herum aufgerichtet hatten, wie an jenem Tag in Mark Torres Büro. Wie ein gleißendes Licht durchschnitt es für einen Augenblick die Dunkelheit und ließ mich ein Bild erblicken – mich selbst, im Regen, Padma mir gegenüber, und einen Toten, der zwischen uns beiden lag.
    Doch ich riß mich von dieser Vorstellung los, wich zurück in die angenehme, einlullende Finsternis, und das Gefühl meiner Kraft und meiner Stärke kehrte wieder zurück.
    „Ich brauche die Enzyklopädie nicht!“ sagte ich laut.
    „Doch! Und ob Sie sie brauchen!“ rief sie. „Jeder Erdgeborene braucht sie – und wenn Padma recht hat in Zukunft auch alle Menschen auf allen vierzehn Welten. Und nur Sie allein können dafür sorgen, daß sie sie auch bekommen. Tam, Sie müssen …“
    „Müssen!“
    Diesmal trat ich einen Schritt zurück. Ich war von jener eiskalten Wut erfüllt, die einst nur Mathias in mir erwecken konnte, doch diesmal gemischt mit einem Gefühl des Triumphes und der Macht. „ Ich muß gar nichts! Setzen Sie mich nicht mit all diesen Erdenwürmern gleich. Vielleicht brauchen sie Ihre Enzyklopädie, ich aber nicht!“
    Damit ging ich um sie herum und nutzte meine Kraft, um sie buchstäblich beiseite zu schieben. Ich hörte, wie sie mir nachrief, während ich die Treppen hinunterging. Ich aber verschloß meine Ohren und wollte ihren Ruf nicht hören. Ich weiß bis heute noch nicht, was sie mir zuletzt nachgerufen hat. Ich ließ den Balkon und ihre Rufe hinter mir, bahnte mir meinen Weg durch die Menge und strebte jenem Ausgang zu, durch welchen der Strahlende verschwunden war. Nachdem der Quäker-Führer gegangen war, gab es auch für mich keinen Grund, hier weiter herumzustehen. Und bei meinem von neuem erwachten Machtgefühl konnte ich die Leute einfach nicht mehr um mich dulden. Die meisten unter ihnen stammten von den Neuen Welten. Aber Lisas Stimme klang weiter in meinem Ohr und sagte mir, daß ich die Enzyklopädie brauchte, wie ein Echo der bitteren Lektionen meines Onkels Mathias über die Hilflosigkeit und Nutzlosigkeit des Erdenmenschen.
    Wie ich bereits angenommen hatte, waren der Strahlende und derjenige, der ihn vom Empfang abberufen hatte, bereits verschwunden, als ich draußen in der frischen Kühle dieser mondlosen Freiland-Nacht angelangt war. Der Parkplatzwächter sagte mir, sie seien weggefahren.
    Ich hatte wenig Grund dazu, jetzt gleich nach ihnen zu suchen. Sie konnten überall hingefahren sein, vielleicht hatten sie auch den Planeten bereits verlassen, um nach Harmonie oder Eintracht zurückzukehren. Laß sie laufen, dachte ich, immer noch verbittert über das, was mir Lisa über die Unfähigkeit der Erdgeborenen gesagt hatte, ein Umstand, den ich aus ihren Worten herausgelesen zu haben glaubte. Laß sie laufen. Ich war Manns genug, um auch allein mit dem Problem fertig zu werden, mit den Unannehmlichkeiten, die uns die Quäker bereiten würden, weil Daves Paß nicht die Unterschrift eines ihrer ranghöchsten Beamten trug.
    Ich begab mich zum Raumhafen und nahm die erste Fähre zur Umlaufbahn, die Anschluß an das Raumschiff nach Neuerde hatte. Unterwegs hatte ich Gelegenheit, mich abzukühlen und zu beruhigen. Ich machte mir klar, daß es immer noch der Mühe wert war, die Unterschrift für Daves Paß zu beschaffen. Vielleicht mußte ich ihn aus irgendwelchen Gründen auf die eigenen Beine stellen, vielleicht konnten wir auch durch Zufall auf dem Schlachtfeld getrennt werden. Es konnten auch hundert andere Dinge passieren, die ihn in Schwierigkeiten brachten, wenn ich nicht gerade in der Nähe war, um ihm aus der Patsche zu helfen.
    Da ich meine Chance bei dem Strahlenden verpaßt hatte, blieb mir nichts weiter übrig, als mein Glück bei den

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