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Unter dem Banner von Dorsai

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Titel: Unter dem Banner von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R Dickson
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gewünschte Richtung lenkte. Doch Piers Leaf hatte das Pech, hochintelligent zu sein und einen kreativen Verstand zu besitzen, denn sonst wäre er nicht der Vorsitzende des Gilderates. Es war die Art von Verstand, die sich weigerte, eine Frage beiseite zu schieben, bis sie nicht auf diese oder jene Weise beantwortet worden war. Wenn er meine Behauptung nicht widerlegen konnte, dann würde er wahrscheinlich Hinweise zu finden beginnen, die sie erhärteten – selbst dort, wo andere solche Beweise überhaupt nicht erkennen konnten.
    Und diese ganz bestimmte Klette würde fast drei Jahre lang an Piers Leaf haften und hatte somit Zeit genug, zu einem festen Bestandteil der Struktur seines Denkgebäudes zu werden. Ich hatte nichts dagegen, so lange zu warten. In der Zwischenzeit konnte ich mich um andere Dinge kümmern.
    Ich mußte einige Wochen auf der Erde verbringen, um hier einige meiner persönlichen Geschäftsangelegenheiten wieder zu ordnen. Aber als das erledigt war, buchte ich erneut einen Flug nach Neuerde.
    Die Quäker hatten, wie bereits erwähnt, die Truppen freigekauft, die sie als Gefangene an die cassidanischen Streitkräfte unter Kensie Graeme verloren hatten. Sie waren sofort wiederbewaffnet und verstärkt und außerhalb der Hauptstadt der Nordparzelle, Moreton, stationiert worden: als eine Besatzungstruppe, die den ihr zustehenden interstellaren Schuldbetrag verlangte.
    Die ihr geschuldete Summe ging natürlich auf das Konto der nun besiegten und nicht mehr existierenden Rebellenregierung der Nordparzelle, die diese Streitkräfte gemietet hatte. Und obwohl so etwas rechtlich nicht ganz abgesichert war, so war es doch keine ungewöhnliche Praxis zwischen den Sternen, eine ganze Welt haftbar zu machen für jede Zahlungsverpflichtung, die von irgendeinem ihrer Bewohner eingegangen worden war.
    Der Grund war natürlich der, daß die gängige Währung zwischen den Planeten aus den Diensten einzelner menschlicher Zahlungseinheiten bestand – ob es sich dabei nun um Sozialarbeiter oder Soldaten handelte. Eine Schuld, die eine bestimmte Welt bei einer anderen für die Inanspruchnahme solcher Dienste eingegangen war, mußte von der Schuldnerwelt als Ganzes beglichen und konnte nicht von einem Wechsel der Regierung getilgt werden. Wäre dies eine geeignete Möglichkeit gewesen, Zahlungsverpflichtungen aus dem Weg zu gehen, dann käme es dauernd zu Regierungswechseln.
    Praktisch gesehen war es eine Der-Sieger-zahlt-alles-Angelegenheit, wenn gegensätzliche Interessengruppen auf einer einzelnen Welt Hilfe von Außenwelt mieteten. Um finanzielle Verluste wiedergutzumachen, kommt es daher zu einer Art Umkehr eines Zivilprozesses, in dem der Verlierer dazu verurteilt wird, die Gerichtskosten des Siegers zu tragen. Offiziell war folgendes geschehen: Die Regierung der Quäker, die nicht für die der Rebellenregierung vermieteten Soldaten bezahlt worden war, hatte Neuerde als Welt den Krieg erklärt. Und die Belagerung würde so lange andauern, bis Neuerde als Welt die großen Schulden bezahlt hatte, die einige ihrer Einwohner gemacht hatten.
    In Wirklichkeit war es zu keinen Feindseligkeiten gekommen.
    Und nach einer angemessenen Zeitspanne des Feilschens würde die Bezahlung von jenen Regierungen Neuerdes erfolgen, die am direktesten in diese Sache verwickelt waren. In diesem Fall also hauptsächlich von der Regierung der Südparzelle, da sie der Gewinner war. Inzwischen aber waren Truppen der Quäker als Besatzungsmacht auf dem Boden von Neuerde präsent. Und ich hatte mir vorgenommen, eine Reihe von aktuellen Artikeln über diese Situation zu schreiben, als ich dort ankam, rund acht Monate nach meinem Abflug.
    Diesmal wurde ich ohne Schwierigkeiten zu ihrem Truppen-Kommandeur vorgelassen. Als ich zwischen den Quartieren aus Plastikblasen umherwanderte, die sie auf einer freien Fläche errichtet hatten, fiel mir auf, daß die Quäker-Truppen ganz offensichtlich unter dem Befehl standen, Nichtquäker so wenig wie möglich zu provozieren. Von keinem der Soldaten vernahm ich einen Heiligen Fluch – vom Eingangstor des Lagers bis hin und einschließlich des Büros des Truppen-Kommandeurs selbst. Aber obgleich er mich nicht duzte, sondern siezte, war er nicht gerade erfreut über meinen Besuch.
    „Truppen-Kommandeur Wasser“, stellte er sich vor. „Setzen Sie sich, Berichterstatter Olyn. Ich habe von Ihnen gehört.“
    Er war ein Mann in den späten Vierzigern oder frühen Fünfzigern, mit kurzgeschnittenem und

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