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Unter dem Banner von Dorsai

Unter dem Banner von Dorsai

Titel: Unter dem Banner von Dorsai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R Dickson
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feinem, grauen Haar. Er war von so quadratischer Gestalt wie die untere Hälfte einer quergeteilten Tür, und er hatte ein derbes, kantiges Gesicht, das ohne jede Schwierigkeit grimmig und finster aussehen konnte. Es sah nun finster aus, denn es scheiterte mit seinem Bemühen, Zuvorkommenheit auszudrücken – und ich kannte auch den Grund der Unruhe, die seinen Gesichtsausdruck zu einem Rebellen gegen seinen Willen werden ließ.
    „Damit habe ich gerechnet“, sagte ich, und es klang grimmig genug auf meine eigene Art und Weise. „Deshalb will ich einen Punkt von Anfang an klarstellen, indem ich Sie an die Unparteilichkeit der Interstellaren Nachrichtendienste erinnere.“
    Er hatte wieder Platz genommen.
    „Darüber wissen wir Bescheid“, sagte er, „und ich will Ihnen auch keine Befangenheit uns gegenüber unterstellen, Berichterstatter. Wir bedauern den Tod Ihres Schwagers und Ihre eigene Verwundung. Aber ich möchte meiner Verwunderung darüber Ausdruck geben, daß die Nachrichtendienste von allen Gildemitgliedern ausgerechnet Sie hierher schickten, um eine Artikelserie über unsere Besatzungstruppe zu schreiben, die hier auf dem Boden von Neuerde …“
    „Lassen Sie mich eines vollkommen klarstellen!“ unterbrach ich ihn. „Ich habe diesen Auftrag aus eigenem Antrieb übernommen, Kommandeur. Ich habe darum gebeten, daß er mir zugeteilt wurde!“
    Jetzt war sein Gesicht so verkniffen wie das einer Bulldogge, und von der freundlichen Maske war nur noch wenig übriggeblieben. Über den Tisch hinweg starrte ich ihm ähnlich finster in die Augen.
    „Offenbar begreifen Sie nicht, Kommandeur.“ Ich versuchte, diese Worte in einem Tonfall so hart wie Granit hervorzubringen. Und der Klang meiner Stimme war – zumindest für meine eigenen Ohren – zufriedenstellend. „Meine Eltern starben, als ich noch ein Kind war. Ich wurde von einem Onkel aufgezogen, und es war immer mein größter Wunsch, Berichterstatter zu werden. Für mich sind die Nachrichtendienste wichtiger als jede andere von Menschen geschaffene Institution auf irgendeiner der vierzehn zivilisierten Welten. Ich trage das Bekenntnis der Gildemitglieder in meinem Herzen, Kommandeur. Und der Hauptbestandteil dieses Bekenntnisses ist Unparteilichkeit – das Unterdrücken und Auslöschen aller persönlichen Empfindungen, wo sie im Widerstreit zu unserer Arbeit als Berichterstatter stehen oder wo sie diese Tätigkeit auch nur geringfügig beeinflussen könnten.“
    Er sah mich weiterhin finster von der anderen Seite des Tisches an. Und ich hatte den Eindruck, allmählich kroch ein Hauch von Unsicherheit in sein wie gemeißelt wirkendes Gesicht.
    „Mr. Olyn“, sagt er schließlich, und die neutralere Anrede war wie eine versuchsweise Abschwächung der formellen Schärfe, mit der wir unser Gespräch begonnen hatten. „Wollen Sie mir damit nahelegen, daß Sie hierhergekommen sind und diese Artikel als Beweis dafür schreiben wollen, daß Sie uns gegenüber nicht voreingenommen sind?“
    „Weder Ihnen noch irgendwelchen anderen Menschen oder Dingen gegenüber“, sagte ich. „So wie es dem Bekenntnis eines Berichterstatters entspricht. Diese Serie wird eine öffentliche Bestätigung unseres Prinzips darstellen und somit allen zur Ehre gereichen, die den Umhang tragen.“
    Ich vermute, er mißtraute mir selbst noch an dieser Stelle. Sein gesunder Menschenverstand lag im Widerstreit mit dem, was ich gesagt hatte. Und das Bild der Selbstlosigkeit, das ich ihm von mir gemalt hatte, muß für ihn zu grell und bunt gewesen sein, da er wußte, daß ich kein Quäker bin.
    Aber andererseits benutzte ich seine eigene Sprache. Das herbe Vergnügen der Selbstaufopferung, die stoische Verstümmelung meiner eigenen persönlichen Empfindungen in der Wahrnehmung meiner Pflicht … das klang aufrichtig für seine Glaubensgrundsätze, die ihn sein ganzes Leben lang begleitet hatten.
    „Ich verstehe“, sagte er schließlich. Er stand auf und streckte mir über den Tisch hinweg die Hand entgegen, als ich mich ebenfalls erhob. „Nun, Berichterstatter, ich kann auch jetzt noch nicht behaupten, daß wir uns freuen, Sie hier zu sehen. Aber innerhalb vernünftiger Grenzen werden wir so weit wie möglich mit Ihnen zusammenarbeiten. Obgleich unser Ansehen bei der Bevölkerung der vierzehn Welten ganz bestimmt geschmälert wird von einer Artikelserie, die sich mit der Tatsache befaßt, daß wir unerwünschte Besucher auf einem fremden Planeten sind.“
    „Ich glaube, das

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