Unter dem Banner von Dorsai
komplette Planeten voller Menschen auslöschen und eine ganze Lebensweise noch dazu. Was meinen Sie also mit ‚auslöschen’?“
„Genau das, an das auch Sie denken würden“, antwortete ich. „Zerschmettern Sie die Kultur der Quäker als funktionelle Theokratie, zerbrechen Sie das finanzielle Rückgrat beider Welten … und übrig bleiben nur zwei öde Planeten voller verhungernder Menschen, die entweder ihre Lebensweise ändern oder zu anderen Welten emigrieren müssen.“
Er starrte mich an. Eine ganze Zeitlang gab keiner von uns einen Ton von sich.
„Wie“, fragte er schließlich, „kommen Sie auf diese absurde Idee?“
„Es ist eine Ahnung“, sagte ich. „Mein Einblick in den Verlauf von Dingen. Plus die Tatsache, daß es ein Truppen-Kommandeur von Dorsai war, Kensie Graeme, der im letzten Augenblick an die cassidanischen Streitkräfte ausgeliehen wurde und die dortige Streitmacht der Quäker besiegte.“
„Nun“, sagte Piers, „das ist eine Sache, die in jedem Krieg passieren kann, überall, in jeder möglichen Schlacht.“
„Ganz so ist es nicht“, widersprach ich. „Kensies Entscheidung, zum Nordabschnitt der Quäkerfront herumzuschwenken und ihre Truppen im Rücken anzugreifen, wäre ganz und gar nicht von soviel Erfolg gekrönt gewesen, wenn der Älteste Strahlende nicht einen Tag zuvor das Kommando übernommen und seinen Quäkern befohlen hätte, am Südabschnitt von Kensies Stellungen anzugreifen. Wir haben es hier mit zwei gleichzeitig zusammentreffenden Ereignissen zu tun. Ein Kommandeur der Exoten erscheint auf der Bildfläche und entschließt sich in genau dem Augenblick zum richtigen Vorstoß, als die Streitkräfte der Quäker genau die Aktion unternehmen, die sie verwundbar macht.“
Piers wandte sich ab und streckte seine Hand nach der Taste des Visifons aus.
„Machen Sie sich nicht die Mühe, das zu überprüfen“, sagte ich. „Das habe ich bereits getan. Das Oberkommando der cassidanischen Streitkräfte folgte einer Eingebung des Augenblicks, als es die Entscheidung traf, sich Kensie von den Exoten auszuleihen. Und Kensies Späher hatten keine Möglichkeit, etwas im voraus von dem Angriff in Erfahrung zu bringen, den der Strahlende befohlen hatte.“
„Dann handelt es sich um einen Zufall.“ Piers warf mir einen finsteren Blick zu. „Oder das taktische Talent der Dorsai, über das sie zweifellos verfügen, wie wir alle wissen.“
„Glauben Sie nicht, daß der Genius der Dorsai ein wenig überschätzt wird?“ sagte ich. „Und an einen Zufall glaube ich nicht. Dafür trifft es zu genau zusammen.“
„Was dann?“ fragte Piers. „Wie erklären Sie es sich?“
„Meine Ahnung … mein Einblick … vermutet, daß die Exoten über eine Möglichkeit verfügen, mit der sie vorhersagen können, was die Quäker als nächstes unternehmen werden. Sie sprachen vom militärischen Talent der Dorsai – wie steht’s mit dem psychologischen Talent der Exoten?“
„Ja, aber …“ Piers brach ab und wirkte plötzlich sehr nachdenklich. „Die ganze Sache ist zu phantastisch.“ Er sah mich erneut an. „Was sollen wir Ihrer Meinung nach in dieser Angelegenheit unternehmen?“
„Lassen Sie mich um die Sache kümmern“, sagte ich. „Wenn ich recht habe, dann werden in drei Jahren Truppen der Exoten gegen die der Quäker kämpfen. Nicht in Gestalt von Mietlingen in einem Krieg auf irgendeinem anderen Planeten. Es wird ein direktes Kräftemessen zwischen Truppen der Exoten und Quäker sein. Und wenn meine Prophezeiung auf diese Weise bestätigt wird, dann unterstützen Sie mich dabei, das nächste Ratsmitglied zu ersetzen, das stirbt oder sich in den Ruhestand zurückzieht.“
Erneut saß der kleine und ruhige Mann einfach nur da und starrte mich eine Weile wortlos an.
„Tam“, sagte er schließlich. „Ich glaube kein Wort davon. Aber von mir aus stellen Sie so viele Nachforschungen an wie Sie wollen. Ich werde den Rat bitten, Ihr Vorhaben zu unterstützen – sollte diese Frage auf den Tisch kommen. Und wenn sich irgend etwas auf die Weise entwickelt, wie Sie gesagt haben, dann kommen Sie wieder, und wir unterhalten uns erneut darüber.“
„Das werde ich“, sagte ich und lächelte ihm zu, als ich mich erhob.
Er schüttelte den Kopf, schwieg aber und blieb sitzen.
„Ich nehme an, wir werden uns bald wiedersehen“, sagte ich. Und ging hinaus.
Ich hatte ihm eine winzige Klette angeheftet, die seine Gedanken reizte und seine Überlegungen in die von mir
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