Unter dem Banner von Dorsai
unmittelbare Konsequenz, das all das vollkommen ausradiert wurde, was meine Artikelserie bewirkt hatte. Doch damit war ich durchaus einverstanden. Was ich mit ihrer Veröffentlichung zu erreichen gehofft hatte, hatte ich bereits erreicht: eine Auflösung der Feindseligkeit und des Mißtrauens, mit dem Truppenkommandeur Wassel und seine Streitkräfte mir ganz persönlich begegnet waren.
Ich flog nach Santa Maria, einer kleinen, aber fruchtbaren Welt, die sich zusammen mit Coby, dem Bergarbeiter-Planeten, und einigen unbewohnten Felsbrocken wie Oriente das Sonnensystem der Exotischen Welten Mara und Kultis teilt. Mein offizieller Besuchszweck bestand darin herauszufinden, welche Auswirkungen das militärische Desaster von Oriente auf diesen kleinbürgerlichen Planeten mit seiner in der Mehrzahl römisch-katholischen und überwiegend bäuerlichen Bevölkerung hatte.
Zwar gab es bis auf einen gegenseitigen Beistandspakt keine offizielle Verbindung zwischen ihnen, doch Santa Maria war aufgrund der räumlichen Lage zwangsläufig fast so etwas wie ein Mündel der größeren und mächtigeren Exotischen Welten. Wie jede Welt mit reichen und einflußreichen Nachbarn, stieg und fiel Santa Maria – was Regierung und Geschäfte anbelangte – mit dem Schicksal der Exoten. Für die lesende Öffentlichkeit der vierzehn Welten war es sicher interessant zu erfahren, wie die Fahnen aus Standpunkten und Politik auf Santa Maria nach der Niederlage der Exoten auf Oriente nun wehten.
Wie zu erwarten gewesen war, wehten sie jetzt in entgegengesetzter Richtung. Nachdem ich rund fünf Tage lang an den richtigen Fäden gezogen hatte, erreichte ich schließlich, daß mir Marcus O’Doyne, ehemaliger Präsident und politischer Führer der sogenannten Blauen Front, der oppositionellen politischen Partei auf Santa Maria, ein Interview gab. Es war nicht viel Menschenkenntnis nötig, um zu erkennen, daß er beinah platzte vor schlecht verhüllter Schadenfreude.
Wir trafen uns in seiner Hotelsuite in Blauvain, der Hauptstadt von Santa Maria. Er war von nur durchschnittlicher Größe, doch sein Kopf war überdimensioniert, mit einem grobknochigen und ausdrucksstarken Gesicht unter dem welligen, weißen Haar. Er saß wie eine mächtige Melone auf den herabhängenden und ziemlich schmalen Schultern. O’Doyne hatte die Angewohnheit, seine Stimme im Tonfall eines Tribünenredners dröhnend zu heben, selbst während eines ganz normalen Gesprächs, und das machte ihn mir nicht gerade sympathisch. Seine blassen, blauen Augen glühten auf, wenn er sprach.
„… sie sind aufgewacht, beim … Heiligen Georg !“ sagte er, als wir mit gefüllten Gläsern in den Händen in den viel zu weichen Sesseln des Wohnzimmers seiner Hotelsuite Platz genommen hatten. Er hielt kurz inne und schöpfte theatralisch Atem, bevor er den Ausruf „… Heiliger Georg !“ mit Nachdruck betonte – als wollte er mich darauf hinweisen, daß er beinahe den Namen Gottes in den Mund genommen hätte, sich aber noch rechtzeitig eines Besseren besonnen hatte. Es war, wie ich bald feststellte, ein einstudierter Trick von ihm: Er gab sich den Anschein, als ertappe er sich immer noch gerade rechtzeitig bei einer Lästerung oder Unanständigkeit.
„… die einfachen Menschen … die bäuerlichen Menschen“, sagte er und beugte sich mir vertraulich entgegen. „Sie haben hier geschlafen. Sie haben jahrelang geschlafen. Sie sind eingelullt worden von dieser Brut des … die Pest über die Exoten. Aber diese Sache auf Oriente hat sie aufgeweckt. Ihnen die Augen geöffnet!“
„Eingelullt … wie?“ fragte ich.
„Gesang und Tanz, Tanz und Gesang!“ O’Doyne rückte auf der Couch hin und her. „Hexenmeister-Magie! Taschenspielertricks – oh, mit tausend und noch mehr Dingen, Berichterstatter. Sie würden es nicht glauben!“
„Aber meine Leser vielleicht“, gab ich zurück. „Können Sie mir einige Beispiele geben?“
„Ach … zum Teufel mit Ihren Lesern! Ja, ich sage … zum Teufel mit Ihren Lesern!“ Wieder rückte er nach vorn und starrte mich überheblich an. „Es ist der einfache Einwohner meines Heimatplaneten, um den ich mich sorge! Der einfache Einwohner. Er kennt die Beispiele, die Nötigungen, die Falschheiten! Wir sind hier keine Hinterwäldler, Mr. Olyn, auch wenn Sie das vielleicht glauben! Nein, ich sage … zum Teufel mit Ihren Lesern, und … zum Teufel mit Ihnen! Ich werde nicht einen einzigen Menschen dem teuflischen Bann dieser … Satansjünger
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