Unter dem Herzen: Ansichten einer neugeborenen Mutter (German Edition)
gebraucht. Das ist sehr schade, denn wir wären gute Freunde gewesen.
Happy Birthday, Opa Tamás!
15. März
Zurzeit beschäftigen mich zwei Themen ganz besonders: Kommunikation und Karriere. Und zwar in unterschiedlichster Hinsicht.
Zunächst wäre da mein anbetungswürdiger Sohn Schlomuckel, der mit fast elf Monaten bereits sprechen kann. Ein Hochbegabter, ganz eindeutig. Er kann jedes Ding, auf das er zeigt – und er zeigt ständig auf etwas –, richtig benennen! Mit einem feurigen und selbstbewussten «DA!» deutet er auf Autos, Hunde und seinen Vater.
Ich habe gehört, dass andere gleichaltrige Kinder bei solchen Gelegenheiten «Auto», «Wauwau» und «Papa» sagen. Pah, da lob ich mir doch die intellektuelle Höchstleistung meines Kindes, das einen übergeordneten, immer zutreffenden Sammelbegriff für einfach alles gefunden hat.
Während die sprachliche Entwicklung meines Sohnes also rasante Fortschritte macht, lässt in ebensolch rasantem Maße das Kommunikationsniveau der ihn umgebenden Erwachsenen nach. Dass man mit anderen Müttern hauptsächlich über Kinder spricht, finde ich allerdings natürlich und wichtig. Gerade als späte Erstgebärende ist man ja sonst relativ allein mit dem Interesse für Themen wie «Was ist zu tun bei nässendem Ausschlag im Windelbereich?», «Welches Schaukelpferd ruiniert das Parkett am wenigsten?» und «Bindegewebe – was ist das?». Es ist wohltuend zu hören, dass man mit seinen Ängsten und Unsicherheiten nicht allein ist. Ich persönlich schlafe schon gleich viel besser, wenn ich weiß, dass andere auch so schlecht schlafen.
Jedoch finde ich, dass auch die Unterhaltungen mit kinderlosen Menschen durch die Anwesenheit eines Kindes an Reiz und Vielfalt verlieren.
Patenonkel Clemens zum Beispiel – ein Mensch mit weitgefächerten Interessen und hochkarätigen Problemen, also eigentlich ein interessanter Gesprächspartner – benimmt sich immer merkwürdiger.
Ich frage also bei seinem letzten Besuch: «Wie läuft es in der Klinik? Heute schon ein paar Leben gerettet?»
Seine Antwort: ein dumpfes «Hmmm».
Auf ein kurzes Schweigen folgt dann ohne Vorwarnung eine donnernde, unerwartet engagierte Äußerung: «DUDUDUDUDADA! JA WO IST DENN MEIN BUBIBUBIBUBI?» Dann stürzt sich der Onkel ohne Vorwarnung auf das Baby, beide wälzen sich grunzend und kichernd über den Boden und geben mir dadurch Zeit, zum Beispiel eine Waschmaschine aus-, eine Spülmaschine einzuräumen oder ein packendes Selbstgespräch zu führen.
Ähnliches geschah neulich, als mich Mona besuchte. Wir sitzen auf dem Sofa, Baby beschäftigt sich ganz idyllisch mit einem Spielzeug, das ausnahmsweise keinen ohrenbetäubenden Lärm macht, und ich beginne ein ernstes Gespräch über ihren seltsamen Ehemann: «Und was macht Peter? Geht er noch zur Therapie?»
Mona denkt kurz nach, zumindest denke ich, dass sie denkt. Dann sagt sie: «Wenn das so weitergeht, läuft er in zwei Monaten.»
Ich gucke irritiert, mein Sohn winkt uns zu, ruft: «Da!», und Mona brüllt begeistert: «Hey, der kennt meinen Namen!»
Mit einem gehaltvollen Gespräch ist jetzt natürlich nicht mehr zu rechnen. Am Rande bemerkt sei hier, dass mein Sohn nicht nur alles «DA!» nennt, sondern auch allem zuwinkt. So macht er sich bei Passanten, Postboten und Fleischereifachverkäuferinnen beliebt, die sich alle persönlich geschmeichelt fühlen, nicht wissend, dass er den Laternenmast um die nächste Ecke genauso hingebungsvoll begrüßen wird.
Die Kommunikation zwischen Eheleuten, die Eltern geworden sind, verändert sich selbstverständlich auch grundlegend.
Beispielsweise schaut man sich beim Reden in der Regel nicht mehr an. Erstens, weil mindestens einer immer das Kind im Auge behält, um zu vermeiden, dass Nachwuchs oder Porzellan zu Schaden kommt. Und zweitens, weil mindestens einem, meistens beiden, immer die Augen zufallen.
Denn die Nächte sind nach wie vor selten ungestört. Entweder hat das Baby Husten, Schnupfen, Zahnschmerzen von Zähnen, die noch gar nicht da sind, oder einfach keinen Bock auf Schlafen.
Oder aber man hat sich einen total wilden, kinderfreien Abend organisiert, ist nach drei Gläsern Sekt stockbetrunken, fällt um elf komatös ins Bett und wacht um fünf Uhr morgens vom sauren Aufstoßen auf.
Das bringt mich zu dem zweiten Punkt, der mich beschäftigt: Karriere.
Wie schafft man es, einen zuverlässigen und belastbaren Eindruck zu hinterlassen bei Vorgesetzten oder solchen, die es werden
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