Unter dem Schutz des Millionaers
nicht?“
„Wenn du das sagst“, erwiderte er trocken und begann, einen Artikel über den Zustand der amerikanischen Wirtschaft vorzulesen.
David strampelte und wand sich. Es sah aus, als würde er gleich anfangen zu weinen. „Du musst ihn beim Vorlesen auf dem Arm halten.“
Max sah sie an. Mit ihren blonden Locken sah sie aus wie ein Engel. Als sie ihn anlächelte, war er bereit, alles für sie zu tun, selbst wenn es sich darum handelte, ein quengelndes, unruhiges Kind zu halten, das vielleicht nicht einmal der Sohn seines Bruders war.
Max wollte nicht daran denken, aber der Zweifel holte ihn immer wieder ein. So sehr er Lilli begehrte, und so sehr er froh war, sie geheiratet zu haben, so sehr irritierte ihn der Umstand, dass David vielleicht gar kein DeLuca war. Er war natürlich intelligent genug, um zu wissen, dass seine Befürchtungen vermutlich Unsinn waren, und doch … Deshalb hatte er sich bisher auch meist von David ferngehalten. Er mochte das Kind, aber sobald er das Baby ansah, kam der Zweifel zurück.
Trotzdem sagte er jetzt: „In Ordnung. Hast du irgendwelche Tipps für mich?“
Sie legte ihre Gabel weg und stand auf. „Er mag es, wenn man ihn so hält“, sagte sie und zeigte es Max. „Dann fühlt er sich sicher.“
Es war eine neue Herausforderung für Max, gleichzeitig das Kind und die Zeitung zu halten, aber er ließ sich darauf ein und begann wieder vorzulesen. David zappelte.
„Manchmal hilft es, wenn man ihn sanft hin und her wiegt“, schlug Lilli vor und aß seelenruhig weiter.
Also wiegte Max das Baby und bemühte sich, dabei weiter vorzulesen. Ein paar Worte entglitten ihm, also erfand er welche, und bald dachte er sich ganze Sätze aus. „Und dann ging die ganze Wirtschaft den Bach runter, weil kein Öl mehr floss“, dichtete er.
„Das steht bestimmt nicht im Wall Street Journal“, meinte Lilli kauend.
Max sah David an, dessen Augen geschlossen waren. Das Baby schlief selig in seinen Armen, und Max durchströmte ein Gefühl, als hätte er gerade die Fußballweltmeisterschaft gewonnen. „Ganz egal“, flüsterte er. „Dein Sohn schläft.“
Er hob den Kopf und sah Lilli in die Augen. „Du hast es geschafft“, flüsterte sie glücklich. „Glaubst du, du kannst ihn ins Bett bringen, ohne ihn aufzuwecken?“
Noch eine Herausforderung. „Was kriege ich, wenn es mir gelingt?“
„Ich klopfe dir auf die Schulter“, erwiderte sie kichernd.
„Streicheln, nicht klopfen“, befahl er mit gedämpfter Stimme. „Und zwar tiefer.“
„Na gut. Wenn du ihn in die Wiege legst und er weiterschläft, dann kriegst du alles von mir, was du willst. Aber ich warne dich am besten vor. Normalerweise wacht er wieder auf, und dann muss man ihn entweder schaukeln oder herumtragen.“
„Wir werden sehen.“
Lilli stand auf. „Er muss auf dem Rücken oder auf der Seite schlafen“, befahl sie.
„In Ordnung.“
„Und pass auf, dass die Decke nicht über sein Gesicht rutschen kann.“
„Verstanden.“
„Und gibt ihm einen Gutenachtkuss.“
„Einen Gutenachtkuss?“
Sie nickte. „Das ist das Wichtigste.“
„Na gut“, meinte er. „Ich bin gleich wieder da.“
„Wenn er aufwacht und du ihn wieder herausnehmen musst, zählt es aber nicht.“
„Du meinst, dann schläfst du nicht mit mir?“, fragte er herausfordernd.
„Das habe ich nicht gesagt.“
„Gib mir ein wenig Zeit. Schließlich habe ich noch keine Übung.“
„Okay. Ich warte oben auf dich.“
Während er die Treppe hinaufging, sprach er auf David ein: „Du willst schlafen. Du bist müde. Du bist so müde, dass du unbedingt bis morgen früh schlafen willst. Du bist satt und freust dich auf dein Bettchen. Dort wirst du von Milch träumen und Ausfahrten im Kinderwagen und von den Küssen, die deine Mama dir gibt. Besonders das Letzte kann ich gut verstehen, Kleiner.“
Sorgsam wollte er David in die Wiege legen, doch in diesem Moment bewegte sich das Kind.
David wurde wieder ruhig und schmatzte ein, zwei Mal. Max zählte bis zwanzig und probierte es erneut. David zappelte ein wenig, und Max verharrte erneut. Hier war offenbar Geduld vonnöten. Wieder zählte er bis zwanzig und beugte sich dann weiter vor. Diesmal rührte sich David nicht. Sanft legte Max ihn in sein Bettchen und deckte ihn zu.
Wieder begann David zu strampeln, doch Max streichelte ihn zart, mit dem Erfolg, dass das Baby sich nach und nach beruhigte.
Da war doch noch was. Ah, ja, der Gutenachtkuss. Also beugte er sich noch einmal
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