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Unter dem Schwertmond

Unter dem Schwertmond

Titel: Unter dem Schwertmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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weit ist man mit der Arbeit?«
    »Shallad«, sagte der Baumeister mit einem Anflug hoffnungslosen Mutes, »wir müssen langsamer arbeiten. Langsamer und besser!«
    »Warum?«
    Sämtliche Personen in der näheren Umgebung des Gottkönigs erstarrten. Sie hatten Verärgerung aus seiner Stimme herausgehört. Aber noch ehe die Sklavinnen ihn weiter mit Süßigkeiten und Wein füttern konnten, um ihn abzulenken, entstand am Fuß der siebenundsiebzig Stufen Bewegung.
    »Zur Seite!« sagte eine harte Stimme. »Erkennt ihr mich nicht?«
    Schweigend sprangen die Bewaffneten auseinander. Ein Mann näherte sich der untersten Stufe. Seine Kleidung war zerrissen. Sand und Schmutz bedeckten ihn. Seine Stiefel waren zerkratzt. Ein viele Tage alter Bart wucherte auf seinen Wangen. Er war unbewaffnet, aber aus jeder seiner Bewegungen sprachen rücksichtslose Kraft und kalte Entschlossenheit. Ohne sich umzusehen, trat der hochgewachsene Mann mit den auffallend kurzen Haaren und den zusammengekniffenen Augen auf die Rücken der Sklaven. Die metallenen Domen an seinen Absätzen hinterließen auf der Haut der aufstöhnenden Männer lange Kratzer. Aber es ertönte kein Schmerzenslaut. Der Baumeister wagte es, sich umzudrehen. Der Griff seiner Finger lockerte sich, und das Pergament rollte sich raschelnd und knisternd zu einer Rolle zusammen.
    Jemand flüsterte: »Es ist Algajar! Er hat Schweres hinter sich.«
    Schweigend stieg Algajar über die dahingestreckten Körper hinweg und trat zwischen die Sklavinnen. Er beachtete ihre fast nackten Körper nicht und heftete seine Augen in die des Shallad. »Ich bin wieder hier. Beinahe wäre ich getötet worden«, sagte Algajar nicht sehr laut, aber klar verständlich. »Prinzessin Nohji ist tot. Die Rebellen des Hodjaf haben sich wieder versteckt. Ein Mann namens Luxon kämpfte gegen mich und Hodjaf. Er benutzte die Waffen des Lichtboten. Aber er ist nicht der Sohn des Kometen, wie ich erfuhr.«
    Schweigend starrte ihn der Shallad an. Schließlich stieß er hervor: »Wer ist es?«
    »Er ist der leibliche Sohn des Shallad Rhiad.«
    »Hat man Beweise dafür?« fragte der Shallad, rülpste und sank zurück. Niemand rührte sich, um den strömenden Schweiß von seinem Gesicht zu wischen.
    »Shakar, uralt und mit der Erinnerung eines Greises geschlagen, verkündete diese Wahrheit im Angesicht vieler Krieger. Du weißt, was du davon zu halten hast, Shallad Hadamur?«
    Der Shallad schloss die Augen. Wahre Bäche von Schweiß rannen über sein Gesicht. Seine Finger zuckten und zitterten plötzlich unkontrolliert. Er dachte nach und entsann sich. Erinnerung kam über ihn wie eine riesige Flutwoge. Sein rastloser Verstand arbeitete und funktionierte. Er trachtete danach, zu vermeiden, dass man sah, wie tief ihn diese Nachricht getroffen hatte. Algajar sprach die Wahrheit.
    Schließlich fauchte der Shallad: »Man soll alles tun, alle Truppen ausschicken. Man soll mir Luxons Kopf bringen. Wer dabei versagt, stirbt eines grässlichen Todes.«
    Algajar senkte den Kopf. Jeder im Saal hatte den Befehl gehört. In wenigen Stunden würde alles organisiert sein. Dann begann im gesamten Reich die Jagd auf Luxon.







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