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Unter dem Schwertmond

Unter dem Schwertmond

Titel: Unter dem Schwertmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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schob sich etwas, das wie ein menschlicher Arm aussah.
    Der Körper der Prinzessin war von einer unregelmäßigen Kruste bedeckt gewesen. Nicht an allen Stellen, aber die Schicht wirkte, als sei die Haut verbrannt worden. Luxon sprang hin und her und köpfte mit zielsicheren Schlägen und Hieben die Schlangen. Das Schwert leuchtete und klagte nicht mehr, aber es hatte seine anderen Eigenschaften nicht verloren.
    Als sich die dicken, fleischig aufgedunsenen Finger der riesigen Hand nach Luxon ausstreckten, splitterten an einigen Rändern der Himmelsstein-Öffnungen die dünnen Gesteinsschichten ab.
    Fast jeder Hieb, den Luxon führte, immer wieder im leuchtenden Sand ausrutschend, wurde von den Kreaturen bemerkt. Sie hockten, kauerten und turnten rund um den Krater auf ihren Felsen und schrien im Chor auf, wenn ein Körper gespalten wurde oder wenn ein Kopf in den letzten Zuckungen die Zähne in den Sand schlug.
    Obwohl der knirschende Meteorstein die Wirkung der Waffen herabsetzte oder fast ganz aufhob, kämpfte Luxon weiter. »Wo… ist… dieser… verfluchte… Algajar?« knirschte er und hieb die Hand dicht hinter dem Gelenk ab. Ein Stück seines Mantels, den die Finger ergriffen hatten, riss mit einem hässlichen Knirschen ab. An der Stelle, in die sich die Finger gebohrt hatten, glomm der Stoff.
    Einige der stärksten Kreaturen benutzten die heillose Aufregung, um sich auf kleinere oder schwächere Wesen zu stürzen. Sie schlugen ihre Zähne und Klauen in das Fleisch der Artgenossen.
    Ein Spalt zeigte sich im runden Stein, der kleine und größere Löcher miteinander verband. Aus dem Spalt schob sich ein anderer Teil des riesigen, aufgequollenen Körpers des Xandors. Luxon glaubte, hohl fauchende Worte zu verstehen, deren Echo aus den Röhren oder verschlungenen Tunnels des Steins ihm entgegengeweht wurde, verbunden mit einer Wolke stinkender Gase.
    TÖTEN. FRESSEN. UMARMEN. BRENNEN…
    Der Xandor besaß kein Knochengerüst mehr. Die Spitze bohrte sich in ein riesiges Auge, aus dem Luxon halb blind angestarrt wurde. Ein zweiter Arm kroch vorwärts. In den Fingern hielt er ein Bündel Schlangen, die sich wie besessen ringelten. Luxon stieß die Fackel nach vorn. Ihre Flamme versengte das Fleisch, es stank, und die Schlangen wanden sich davon. Die Finger schlossen und öffneten sich.
    BRENNEN. FRESSEN. ÜBERLEBEN…
    Als Luxon zur Seite wirbelte und einen Hieb mit aller Kraft nach dem Arm führte, sah er ein erstaunliches Bild. Die beiden Tiere standen starr vor Schrecken da, die Beine breit gespreizt, die ungleichen Köpfe in die Höhe gereckt. Hodjaf hatte den Weg bis zum schlaffen, unkenntlichen Körper der toten Prinzessin zurückgelegt und hob jetzt Nohjis Leichnam auf seine Arme. Luxon blickte nur kurz hin, aber dieses Zögern hätte ihn fast das Leben gekostet. Ein Stück des Meteorsteins brach knirschend auseinander und fiel in seine Richtung. Dahinter wölbte sich aus der entstandenen Öffnung blasenartig ein anderer Körperteil des Entarteten. Es hob und senkte sich, als ob dahinter ein ins Riesige vergrößertes Herz langsam schlüge.
    Luxons Schwert zuckte hoch und schnitt eine tiefe Wunde in die Haut. Farblose Flüssigkeit tropfte, klebrig wie Harz, aus dem Schnitt. Wieder griffen ihn Schlangen an. Er vertrieb sie mit Feuer und köpfte sie mit blitzschnellen Hieben Altons. Der Kampf nahm ihn so in Anspruch, dass er von dem Dröhnen in seinem Kopf ablenkte und von allen anderen Begleiterscheinungen Denebas.
    Dann hielt Luxon das Schwert waagrecht und führte eine Anzahl von Stichen gegen den Körper des Xandors.
    Das Pochen, das Heben und Senken wurden langsamer und unregelmäßig. Aus den Tunnels tönte es: BRENNEN. UMARMEN. KÄMPFEN…
    Und dann, immer schwächer werdend: ENDLICH… ERLÖSEN… sterben… endlich…
    Das Pochen hörte auf. Die letzten Schlangen flüchteten rasend schnell durch den Sand und verschwanden. Luxon sah sich um, schwenkte die Fackel und lief auf Hodjaf zu, der sein Orhako erreicht hatte. Die Schreie der Kreaturen hatten einen gellenden Höhepunkt erreicht und rissen jetzt ab.
    Hodjaf legte den Körper Nohjis auf Luxons Sattel, kletterte hinauf in den Sattel des Orhakos und sagte ausdruckslos: »Sie ist tot. Komm, Luxon…«
    Er streckte einen Arm aus. Luxon sicherte und entschloss sich dann, der Aufforderung zu folgen. Das Orhako schien unter dem doppelten Gewicht aus seiner Lethargie zu erwachen, und auch der harte Ruck am Zügel des Pferdes bewirkte, dass das Tier grell

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